Projekt an der Marienschule Hybridunterricht kann ein Gewinn sein

In Zeiten einer hoch ansteckenden Pandemie sind Schulen gezwungen, ihre gewohnten Arbeitsformen von jetzt auf gleich umzustellen und digitalen Fernunterricht für das Lernen zu Hause zu organisieren.

 Die Jungen und Mädchen an der Marienschule haben gute Erfahrungen mit Hybridunterricht gemacht.

Die Jungen und Mädchen an der Marienschule haben gute Erfahrungen mit Hybridunterricht gemacht.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Über ihre Erfahrungen mit dem von der Pandemie erzwungenen Hybridunterricht informierte gestern die Krefelder Marienschule. Diese neue Form des Unterrichtens kann ein Gewinn für alle Beteiligten sein, ist aber stark abhängig von der technischen Ausstattung in Schule und Elternhaus.

In Zeiten einer hoch ansteckenden Pandemie sind Schulen gezwungen, ihre gewohnten Arbeitsformen von jetzt auf gleich umzustellen und digitalen Fernunterricht für das Lernen zu Hause zu organisieren. Wie immer in solchen Situationen, in denen der Weg durch Gehen entsteht, musste vieles improvisiert und nachgesteuert werden. So berichteten die Achtklässlerinnen Kordula, Lioba und Alana, wie die neue Covidwelt an der Marienschule über sie hereinbrach: Am Sonntag waren sie informiert worden, dass eine Mitschülerin positiv getestet worden war. In Absprache mit dem Gesundheitsamt hatte die Schule 22 Schülern Quarantäne auferlegt. Fünf durften am Montag am Präsenzunterricht teilnehmen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Lehrerkollegium der Schule bereits verschiedene Lernszenarien für Präsenz- und digitalen Distanzunterricht auf ihre bestmögliche Wirkung überprüft. Dieser Hybridunterricht ist abhängig von der technischen Ausstattung der Schule, aber auch der des Elternhauses. „Wer zu Hause kein internetfähiges Gerät besitzt, der verfügt meist auch nicht über W-Lan“, erklärte Schulleiter Ralf Juntermanns. Der kirchliche Auftrag seiner Schule in freier Trägerschaft gebiete es der Schule zu gewährleisten, dass alle Schüler auch unter Pandemie-Bedingungen optimal lernen können. Man bemühe sich um Wege aus dieser Sackgasse für jeden einzelnen Schüler. Immer noch nicht haben die vom Land zugesagten Laptops die Schule erreicht. Außerdem erweist sich das Netz nicht immer den Belastungen gewachsen. „Wir warten auf die Verlegung der Glasfaserkabel, damit wir bei den neuen Formen des Unterrichts mehr Netzstabilität erhalten. Dies wird aber vor 2023 nicht der Fall sein“, kritisierte der Marienschul-Leiter.

Die von den Lehrkräften an der Marienschule vorzugsweise praktizierte Form des Hybridunterrichts ist folgende: Um der Gefahr der Vereinzelung entgegenzuwirken, basieren die gemeinsamen Lernpfade auf einem Chatsystem, das die Möglichkeit kleinerer Chatgruppen, eines Plenums oder die Vorstellung von Ergebnissen durch einzelne Schüler über die in jedem Klassenraum vorhandenen Beamer gibt. Die jeweilige Lehrkraft sucht nach Lernobjekten und bereitet diese in kleinen Lernhäppchen auf, für die dann unter Beteiligung der Schüler ein Zeitraster gewonnen wird. Alternativ kann auch das Projektlernen angewandt werden, welches das Forschen zu Hause ermöglicht oder die Schülergruppen tauschen sich unabhängig von der lenkenden Lehrkraft untereinander aus. Die Lehrkraft steht zu einer vereinbarten Zeit beratend über Telefon oder im Chat zur Verfügung. Hybridunterricht richtig verstanden hat viele Spielarten. Für Schüler, die keine technische Ausstattung zu Hause besitzen, die Platzprobleme haben, stellt die Schule betreute Arbeitsplätze und die nötige Technik zur Verfügung.

Es stellt sich die Frage nach der Kontrolle von Lernergebnissen. Hier wiegeln die Lehrkräfte der Marienschule ab: Je jünger die Schüler seien, desto höher müsse der Anteil an Präsenzunterricht gewählt werden, bei dem die Schüler ihre Leistungsfähigkeit beweisen könnten. Hinzu träte jetzt der Hybridunterricht. Lehrerin Kirsten Joswowitz schilderte ihre Beobachtung, wonach gerade die stilleren Schüler, die im Präsenzunterricht oft von den lebhafteren überspielt würden, nunmehr durch die verlässliche Abgabe gut gelungener Präsentationen bessere Bewertungen errängen.

Die Lehrerin wies auf ihren prallvollen Rucksack. „Nie weiß ich genau, ob alle Schüler am nächsten Tag anwesend sind. Noch nie zuvor habe ich so viel Technik mit zur Schule geschleppt“, sagte sie lächelnd. „Aber es lohnt sich. Die Hemmschwelle der Schüler ist geringer, sie fragen ohne Scheu nach. Hybrides Lernen, wenn es technisch funktioniert, ist ein Gewinn.“ Ihre Kolleginnen bestätigen dies: „Der Wunsch der Schüler, die Schule zu besuchen, ist gestiegen. Insgesamt ist mit den Veränderungen, die die Pandemie mit sich brachte, bei Schülern wie auch Eltern die Wertschätzung von Schule gestiegen.“

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