Krefeld Hund reißt Reh — Jäger empört

Krefeld · Der Winter treibt das Rotwild in Krefeld auch über Tag aus dem Wald. Das macht sie zur leichten Beute für Hunde. Die Kreisjägerschaft richtet jetzt den dringenden Appell an die Hundehalter, ihre Tiere am Wildern zu hindern.

Jäger Heinz Dohr war entsetzt, als er am Wochenende in seinem Revier am Egelsberg ein verblutetes Reh auf dem eisigen Boden liegen sah. "Das Tier war an Rücken und Keulen völlig zerfleischt und mit Biss-Hämatomen übersäht" — das Tier verendete wohl unter größten Schmerzen. Kurze Zeit zuvor hatte der Jagdaufseher Gerd Derks die junge Ricke (weibliches Reh) entdeckt und Dohr informiert. Beide Jäger waren sich einig: "Freilaufende Hunde müssen das Reh gerissen haben." Dohr appelliert deshalb jetzt an die Hundehalter, ihre Hunde durch Leinen oder Kommandos am Wildern zu hindern.

Die Rehe sind derzeit durch die Minustemperaturen und die Eisdecke über den Nahrungsreserven sehr geschwächt. Im Jäger-Jargon heißt die kalte Jahreszeit deshalb auch "Notzeit". Heinz Dohr: "Die Tiere verlassen jetzt manchmal sogar tagsüber den Wald und müssen mühsam mit den Läufen die Eisdecke aufschlagen, um Äsung zu finden. Wenn das Reh gejagt wird, verbraucht es Kraftreserven, die es insbesondere im Winter lebensnotwendig braucht." Deshalb stellen wildernde Hunde eine große Gefahr dar.

200 Rehe in Krefelds Revieren

Immer wieder erwischen die rund 800 Krefelder Jäger Hundehalter dabei, wie sie ihre Hunde in den Jagdrevieren frei wildern lassen. Für Dohr ist dies ein großer Ärgernis: "Das ist unverantwortlich." Eigentlich herrscht für die Hunde in den Naturschutzgebieten wie dem Egelsberg Anleinpflicht. Doch nicht alle Hundehalter würden darauf Rücksicht nehmen, sagt auch Carl Wiegand, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Vorfälle mit Hunden, die Rehe jagen, gebe es auch in Krefeld manchmal. Wiegand glaubt sogar, dass es am Egelsberg mehrere Hunde waren. "Ein Hund allein würde das kaum schaffen" Schmerzhaft ist für ihn auch, dass die junge verendete Ricke womöglich noch ein Rehkitz gehabt haben könnte. "Das wird ohne seine Mutter jetzt ebenfalls verenden."

Der ohnehin schwache Rehbestand — 200 Tiere gibt es nach internen Schätzungen in Krefeld — wird durch die wildernden Hunde also weiter dezimiert. Die Tiere verteilen sich auf 17 Jagdreviere. Von den 13 752 Hektar Stadtgebiet sind 6 400 Hektar bejagbare Fläche. Für Carl Wiegand ist klar, dass diese Fläche auch von den Hundehaltern genutzt werden muss. "Es ist keinesfalls so, dass wir verärgert sind, wenn Hundehalter mit ihren Tieren im Revier sind. Allerdings müssen sie sich an die Vorschriften halten. Und die besagen eben, dass ein Hundehalter sein Tier jederzeit unter Kontrolle haben muss." In der Großstadt Krefeld sei dies vielen Hundehaltern nicht bekannt. "Ich habe auch ein Jagdrevier in der Eifel, da kommt es kaum vor, dass Hunde frei rumlaufen."

Reiner Ganser vom Fachbereich Ordnung der Stadt verweist auf eine Regelung für nachlässige Hundehalter. So dürfen Jäger solche Hunde, die nach Rehen jagen, im Notfall abschießen. "Das ist aber in Krefeld in den vergangenen 15 Jahren nicht vorgekommen", sagt Carl Wiegand.

(RP)
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