Drogerie Lawaczeck in Krefeld Hülser Drogist denkt nach 70 Jahren ans Aufhören

Krefeld · Seit fast sieben Jahrzehnten bedient Josef Lawaczeck seine Kunden an der Konventstraße im Herzen von Hüls. Schon seit Jahren stehen die Ausverkauf-Schilder auf dem Speicher, doch jetzt will er wirklich "bald" zumachen.

Krefelder betreibt seit fast 70 Jahren seine Drogerie
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Bienenhonig, Säfte, Lebkuchengewürz — fein säuberlich sortiert steht alles in den hohen, alten Regalen. Werbeplakate aus vergangenen Zeiten schmücken das Schaufenster, in dem Vogelfutter zum Verkauf bereitliegt. Wenn man in die Drogerie von Josef Lawaczeck kommt, dann ist es fast ein bisschen so, als reise man in eine andere Zeit.

Seit 69 Jahren führt der 87-Jährige das Geschäft an der Konventstraße. Unzählige Kunden hat er in dieser Zeit kennengelernt. Und unzählige Hülser Kinder, die mit der Säuglingsnahrung aus seinem Geschäft groß geworden sind, hat er aufwachsen sehen. Jetzt denkt Josef Lawaczeck langsam ans Aufhören. "Eigentlich wollte ich schon um Dreikönigen dieses Jahres aufhören", erzählt er. Das hat er nun erst einmal verschoben. "Aber Sie können schreiben, in Kürze", sagt er.

Anneliese Schmitz, die ihn seit Ende der 1960er Jahre im Geschäft unterstützt, schmunzelt. Denn schon seit Jahren, so erzählt sie, stünden die Ausverkauf-Schilder auf dem Speicher. Aber der Gedanke, das Geschäft tatsächlich irgendwann ganz aufzugeben, fällt Josef Lawaczeck nicht leicht. Er hat einiges mit seiner Drogerie erlebt. Und immer hat er auch für die Drogerie gelebt.

Er musste mit ansehen, wie kurz vor Kriegsende ein amerikanischer Panzer in das Geschäft fuhr und es schwer beschädigte. In seiner Drogerie erlebte er das letzte Kriegsjahr, die entbehrungsreichen Jahre danach und die Zeit des Wirtschaftswunders.

Er erinnert sich, wie er kurz nach dem Krieg mit einem selbst genähten Rucksack zur Firma 4711 nach Köln fuhr und wie mit nur wenigen Dosen Mattcreme wieder zurück nach Hüls kam. Lawaczeck erinnert sich gerne an die vergangenen Jahrzehnte, in denen besonders in der Weihnachtszeit die Kunden ein und aus gingen. Dann standen überall im Laden Tischchen zum Geschenke-Einpacken. Und er erinnert sich an das gute Verhältnis zu den Kunden: "Ich wurde nachts manchmal rausgeklingelt, wenn ein Schnuller verloren gegangen war und ein Kind darum nicht schlafen konnte."

Heute ist es in der Drogerie an der Konventstraße ruhig geworden. Zu stark ist die Konkurrenz der großen Ladenketten. Über den Tresen wandern heute in erster Linie Bienenhonig und Säfte. "Diese Waren gehen noch am besten", sagt Josef Lawaczeck, und Anneliese Schmitz fügt hinzu: "Vieles ist heute leider nur noch Nostalgie."

Eine junge Mutter, die fast schon vorbei gegangen ist, bleibt stehen. "Ach weißt du, wir kaufen noch einen Saft", sagt sie zur kleinen Tochter und betritt die Drogerie. Und dann taucht auch sie für einen kurzen Moment ab in Zeit, in der es noch kein Internet gab, nur wenige Ladenketten und in der die Kunden noch ein und aus gingen bei Josef Lawaczeck.

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