Krefeld Hüls: Prinzessin mit persischen Wurzeln

Krefeld · Sandro und Jabiz Santoriello sind das Prinzenpaar von Hüls. Die Prinzessin ist aus dem Iran eingewandert, der Prinz hat italienische Wurzeln. Sie mussten keinen Augenblick nachdenken, ob sie die Narren durch die Session führen wollen.

 Sandro Santoriello hat Ehefrau Jabiz auf den Geschmack am Hülser Karneval gebracht - jetzt sind sie Prinzenpaar.

Sandro Santoriello hat Ehefrau Jabiz auf den Geschmack am Hülser Karneval gebracht - jetzt sind sie Prinzenpaar.

Foto: SvS

Als Sandro Santoriello Anfang Dezember abends aus dem Laden kam - er betreibt die Pizzeria Santa Lucia in Hüls - und vor dem eigenen Haus aus dem Auto stieg, da lauerten ihm drei Gestalten in der Dunkelheit auf. "Meine erste Reaktion war: Weglaufen", berichtet der Gastronom lachend. Dann aber erkannte er die Drei als Mitglieder des Sechserrates, die für die Auswahl des Prinzenpaares verantwortlich sind. "Ich wusste sofort, was los ist und habe für mich schon zugesagt, bevor sie mir überhaupt den Orden gezeigt haben", fährt Santoriello fort. Er bat die Männer herein und setzte sich mit ihnen an den Tisch. Als sie ansetzten, ihn zu fragen, ob er Karnevalsprinz sein wolle, da ließ er sie kaum zu Wort kommen. "Ich habe ihnen gesagt: ,Mich müsst ihr nicht überzeugen', es ging da mehr um meine Frau. Sie hat schon geschlafen und ich wusste, wenn wir sie jetzt fragen, wird sie nein sagen und weiter schlafen wollen. Also habe ich bis zum nächsten Morgen gewartet - und es hat keine Minute gedauert", erzählt der Prinz.

Ehefrau Jabiz zögerte ebenfalls nicht lang. Beide wussten: Diese Chance bekommt man nur einmal. Und so sagten sie erst zu und überlegten danach, wie sie es organisieren sollen. Sandros Zwillingsbruder Carlo wird im Restaurant in den kommenden Tagen und Wochen mehr arbeiten. Gleiches gilt für die Mutter, die auch Eigentümerin ist. "Das geht schon, und alle sagten sofort, dass sie helfen", erzählen Sandro I. und Jabiz I. unisono. Problematisch war aber, dass sie nur wenigen Menschen überhaupt davon erzählen durften. Bis zur Proklamation am 20. Januar musste es ein Geheimnis bleiben. Auch die Kinder erfuhren nichts. "Allerdings hat unsere ältere Tochter Penelope uns erwischt, als sie eine Nachricht auf dem Handy las. Aber sie hat dichtgehalten", berichtet Jabiz.

Die Prinzessin stammt aus dem Iran und wanderte mit zwölf Jahren nach Deutschland ein. Ihr Mann ist italienischer Abstammung, wuchs aber in Hüls auf. Für ihn war Karneval schon als Kind etwas Besonderes. "Ich war damals schon immer unterwegs und hatte viel Spaß", berichtet er. Seine Frau musste er erst überzeugen. "Wir waren zunächst einige Male bei Sitzungen in Köln. Das hat mir nicht gefallen. Als wir dann erstmals hier in Hüls bei der Sechserratssitzung waren, hat es auch mich gepackt", erzählt Jabiz.

Auch die Kinder sind bereits voll im Karnevalsgeschäft. Die zwölf Jahre alte Tochter Penelope tanzt und arbeitete dieses Jahr sogar eine eigene Choreografie mit einer Freundin aus. Sie wäre gern auch Kinderprinzessin geworden. Ihr Jahrgang 2005 war dieses Jahr an der Reihe, doch sie wurde nicht ausgewählt. "Möglich wäre es gewesen", sagt Sandro I., "die Wahl für Prinzenpaar und Kinderprinzen wird von unterschiedlichen Leuten und geheim durchgeführt."

Interessant war für das Prinzenpaar auch die Fahrt mit dem Paar des Vorjahres. Die ist Tradition, und die alten Prinzen müssen die neuen erraten. "Wir fuhren mit dem Auto ein Stück weg. Wir saßen unter einer Decke und sie befragten uns. Wir durften nur nicken oder mit dem Kopf schütteln. Als die Frage nach Gastronomie kam hatten sie uns natürlich schnell", berichtet Sandro Santoriello lachend.

Die Geheimhaltung war besonders im Restaurant manchmal schwierig. "Immer wieder waren Leute da, die über das Prinzenpaar spekulierten. Ich habe sie bedient, alles gehört und musste manchmal schmunzeln", erzählt der Prinz. Nun also stehen für die beiden bis zum Aschermittwoch viele Termine an, viele Veranstaltungen. "Allein die Orden werden wohl nachher um die neun Kilo wiegen - und ich muss alle tragen", sagt Sandro I. Darauf freut er sich dennoch. Es ist eben, was es ist: Eine Ehre, die man normalerweise nur einmal im Leben bekommt.

(RP)
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