Krefeld Hommage an den Dichter-Schelm Erhardt

Krefeld · Das Theater gibt am 24. Juni ein Gastspiel im Zoo: Der Schauspieler Michael Ophelders gibt seinen Erhardt-Abend - natürlich auch mit tierischen Gedichten.

Er konnte Dinge auf den Punkt bringen, wie kaum ein anderer. Um über den Sinn des Lebens zu philosophieren genügten Heinz Erhardt vier Zeilen: "Kaum, dass auf diese Welt du kamst,// zur Schule gingst, die Gattin nahmst,// dir Kinder, Geld und Gut erwarbst// schon liegst du unten, weil du starbst." Mit seinen Gereimt- und Ungereimtheiten galt der Mann mit der Kassengestell-Brille als wichtigster Komiker und Alleinunterhalter im Nachkriegsdeutschland. Ab 1957 eroberte er das Kino mit Filmen als Ungeschickter aber liebenswerter Durchschnittsmensch. Seine Sprüche wie "Was bin ich wieder für ein Schelm" oder "Noch'n Gedicht" sind immer noch geläufig. - Noch'n Gedicht und noch eins und noch mehr von und über Erhardt stellt der Schauspieler Michael Ophelders am Samstag, 24. Juni, beim Theater-Open-Air-Gastspiel im Zoo vor. Da werden die berühmten Verse über die Made kaum fehlen. Ophelders, seit Dezember 2015 Mitglied des Ensembles, wird als Professor Max Busch eine "musikalisch-humorvolle Vorlesung über den Komiker Heinz Erhardt" halten. Er hat das Stück - in der Urfassung gemeinsam mit Jürgen Lorenzen - ursprünglich geschrieben für das Theater in Trier. Nach zirka 70 Aufführungen an unterschiedlichen Spielorten hat es sich durch Anregungen, nicht zuletzt aus dem Publikum, stetig weiterentwickelt und soll nun im Zoo seine Krefelder Erstaufführung erleben, denn Texte mit Tieren hat Heinz Erhardt ja "vorausschauend" bereitgestellt. Danach soll das Stück in der kommenden Saison auf den Spielplan in Mönchengladbach und ein Jahr später in Krefeld gesetzt werden.

"Ich schlüpfe nicht wie ein Imitator in die Rolle des Heinz Erhardt, sondern trete als Professor Busch auf, der eine Vorlesung über Erhardt hält, die nicht nur vom Witz des genialen Komikers selbst, seinen Texten und Liedern lebt, sondern durch den "wissenschaftlichen" Anstrich noch einen zusätzlichen Kick bekommt. Bei den Liedern, den musikalischen Fallbeispielen sozusagen, hilft mir der Pianist Winni Slüters, und beim Zitieren bekannter Texte darf und soll auch das Publikum ruhig mitmachen", verrät Ophelders.

Heinz Erhardt (1909 - 1979) war Vollblut-Entertainer, der auch ein großes musikalische Talent besaß. Der Vater war ebenfalls Musiker, und verließ nicht lange nach der Geburt des Sohnes 1909 in Riga die Familie, um in Deutschland als Kapellmeister Karriere zu machen. Heinz Erhardt hatte eine ruhelose Kindheit, hin- und hergerissen zwischen den Großeltern in Riga, der Mutter in St. Petersburg und dem Vater in der Nähe von Hannover. 15 Mal, so schreibt er in seiner Biografie, hat er die Schule gewechselt. Das erste verlässliche Gefühl, ein Zuhause zu haben, wird sich erst 1935 eingestellt haben, als er die Sprechstundenhilfe Gilda Zanetti heiratete. Die melancholische Seele in seiner Brust blieb dem großen Publikum weitgehend verborgen. Doch in manchem Gedicht klingt sie leise mit.

Zoodirektor Wolfgang Dreßen freut sich, wieder einmal das Theater im Zoo begrüßen zu dürfen: "Vor der Zooscheune und mit Blick auf die Pinguine werden wir eine Bühne aufbauen, davor Tische und Bänke. Wir bieten Getränke an, dazu Fingerfood, es soll ein gemütlich-unterhaltsamer Sommerabend werden." Schauspieldirektor Matthias Gehrt fügt hinzu: "Ich freue mit immer wieder über die Gastfreundschaft des Zoos. Im Grunde ist diese Kooperation ja etwas, was keine von unseren beiden Einrichtungen wirklich braucht."

(RP)
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