Krefeld Hoffnung der TKN-Arbeiter

Krefeld · Der Europäische Betriebsrat besichtigte bei TKN die hochmoderne Bandgießanlage, die CO2 und Strom spart. Weltweit gibt es nur drei solche Anlagen. Bis 2013 wird geprüft, was Outokumpu dann macht, ist völlig offen.

Die innovative Bandgießanlage im Krefelder Werk von TKN. Die Übernahme durch die Finnen macht die Zukunft dieses Projektes unsicher.

Foto: ARCHIV

Steht ein weiterer Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie bevor? Der Europäische Betriebsrat von Thyssen Krupp hat die Hoffnung noch nicht aufgeben und mit einem Besuch vor Ort den Kollegen von Nirosta den Rücken gestärkt. Bei der neuartigen Bandgießanlage, die mit 8,8 Millionen Euro von Bund und Land gefördert wurde, handelt es sich um eine neue Technologie, die gegenüber herkömmlichen Anlagen 90 Prozent weniger Energie verbraucht und die CO2-Emmissionen um 80 Prozent verringert, weil ein Zwischenschritt entfällt.

Das Präsidium des Europäischen Betriebsrates von Thyssen Krupp vor dem Eingang zum Krefelder Edelstahlwerk, das an Outokumpu verkauft ist.

Foto: LAMMERTZ

ThyssenKrupp hat sie zusammen mit der RWTH Aachen entwickelt, in Krefeld wurde sie zur Marktreife geführt. Nach der Erprobungsphase können jetzt die Produktionsmengen ausgeweitet werden.

Wirtschaftlichkeit nachweisen

Der Tarifvertrag zwischen ThyssenKruppNirosta (TKN) und der IG Metall hat eine Frist bis Ende 2013 fest vereinbart. Bis dahin muss die Wirtschaftlichkeit der industriellen Produktion nachgewiesen sein. Auch wenn das der Fall sein wird, hängt die Anlage am seidenen Faden. Der finnische Stahlkonzern Outokumpu, der das Werk übernehmen wird, will Ende 2013 die Flüssigphase in Krefeld schließen. Für das Weiterbestehen der Bandgußanlage müsste eine kleine Gießerei weiterbestehen. Der Betrieb der Dünnbandgießanlage benötigt einen unmittelbar angeschlossenen Elektroofen. Die Delegation der Grünen, die vor kurzem unter Leitung von Stefani Mälzer das Werk besichtigt hat, wollen sich beim Land dafür einsetzen, dass ein solcher Elektroofen auch nach 2013 genehmigt bleiben kann.

Auch der Europäische Betriebsrat von Thyssen Krupp ist optimistisch. Norbert Alwa, stellvertretender Betriebsratsvorsitzende des Standortes in Krefeld, freute sich, das Präsidium des Europäischen Betriebsrates in Krefeld die neue Produktion zu zeigen. Ernst-AUgust Kiel, Betriebsratsvorsitzender bei Thyssen Krupp Marine Systems in Kiel, bezeichnet nach dem Besuch vor Ort die Technologie als Quantensprung in der Edelstahl-Sparte.

18 TK-Betriebsräte aus sechs Nationen waren nach Krefeld gekommen. Nach dem Stahlwerk ging's in die Flammbar im Behnischhaus. Nach dem Besuch des modernen Aufzugwerkes in Madrid war Krefeld für die Betriebsräte besonders spannend, weil hier eine neue Technologie entwickelt wurde, die neue Möglichkeiten auf dem Edelstahlmarkt eröffnet. Am Standort Peine erprobt die Salzgitter AG eine Bandgießanlage zur Herstellung von Leichtbaustählen. Aber auch Baosteel China, Nucor USA und Posco in Südkorea befassen sich mit dieser neuen Technologie. In Krefeld haben die rund 30 Mitarbeiter, die an dieser Straße arbeiten, ein besonderes Knowhow erarbeitet.

Die Betriebsräte, die sich fast wie Industrielobbyisten fühlen, glauben, dass mit dieser Technik richtig gut Geld zu verdienen sei — auch wenn ihnen in erster Linie um den Erhalt der Arbeitsplätze geht.

(RP/rl)