Krefeld Historischer Bulli wird zum Elektro-Wagen

Krefeld · Der Uerdinger Matthias Melcher hat aufgrund einer Wette einen VW-Bulli von 1972 zu einem Elektro-Mobil umgebaut und die fünfjährige Arbeit online dokumentiert. Damit landete er unter den zehn besten deutschen Umrüstungs-Blogs.

Den 43 Jahre alten VW-Bulli hat Matthias Melcher von einem Schrottplatz gerettet. Der Strom kommt von zwölf hintereinander geschalteten Gabelstapler-Batterien.

Den 43 Jahre alten VW-Bulli hat Matthias Melcher von einem Schrottplatz gerettet. Der Strom kommt von zwölf hintereinander geschalteten Gabelstapler-Batterien.

Foto: Thomas Lammertz

Als verrückte Wette unter Kumpels hat es begonnen: "Und ich bau so ein Ding", prophezeit Matthias Melcher, Dujardin-Erbe und Technik-Fan, seinem Freund, Wetteinsatz ist ein Kiste Bier. Das "Ding" ist ein Elektroauto; nicht mehr als 3000 Euro darf die Umrüstung laut Wette kosten. Fünf Jahre und viele Stunden Arbeit, die Melcher in Text und Bild online dokumentiert hat, ist das her. Jetzt ist Melcher mit seiner Internet-Seite unter die zehn besten deutschen Umrüstungs-Blogs gewählt worden. Ein Erfolg, der ihn zum Schmunzeln bringt. "Für mich war das eigentlich nur eine sportliche Herausforderung", sagt der Hobby-Tüftler. Und: "Eigentlich ist das nicht viel komplizierter als eine Carrera-Bahn. Nur eben hochskaliert."

 In Deutschland konnte Melcher keinen passenden Motor finden, den konnte er sich schließlich aus Polen beschaffen.

In Deutschland konnte Melcher keinen passenden Motor finden, den konnte er sich schließlich aus Polen beschaffen.

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Ganz und gar ungewöhnlich ist das Fahrzeug, das Matthias Melcher sich für die Umrüstung ausgesucht hat: ein VW-Bulli Baujahr 1972 - zusammen mit dem VW-Käfer sicherlich der Sympathieträger unter jüngeren Oldtimern. Klar, dass der Wagen außen erst mal mit dem Dujardin-Schriftzug verziert werden musste, bevor es anschließend an die Technik ging. "Ich habe den Bus vom Schrottplatz gerettet, der Motor fehlte schon. Das hat mir eine Menge Arbeit erspart, sonst hätte ich den ja ausbauen müssen", berichtet der Familienvater, der privat seit kurzem auch ein Elektroauto fährt.

"Vor fünf Jahren, als ich angefangen habe, war das Thema noch völlig exotisch, wenn nicht sogar undenkbar." Nur eine ganz kleine Szene von Bastlern beschäftigte sich damals mit Alternativen zur Benzinverbrennung. "Einen Motor habe ich in Deutschland nicht gefunden, der kam schließlich aus Polen."

Strom für den 60-PS-Antrieb kommt aus zwölf hintereinander geschalteten Gabelstapler-Batterien. "Das war auch ein Grund, warum ich einen Bus genommen habe. Denn die Dinger sind richtig schwer", erklärt Matthias Melcher. Sicherlich hätte es auch Alternativen gegeben. "Aber die kosten locker mal 15 000 Euro, und ich wollte ja im Wett-Budget bleiben." Und dann seien da noch viele, viele andere Entscheidungen zu treffen gewesen: "Welches Ladegerät? Wo kann ich laden? Wie halte ich das Wasser in den Säurebatterien? Welcher Controller? Wie viele Volt, Watt, Amperestunden?" Melchers Blogeintrag damals: "Ich muss wahnsinnig sein!"

Ladegeräte kauft er schließlich in China. "In Deutschland habe ich immer nur gehört: 'Quatsch, das geht nicht'. In China habe ich die Ladegeräte dann bekommen, für ein Zehntel des Preises und inklusive eines unglaublichen Kundenservices", berichtet der Unternehmer. "Die haben mir sogar noch einen deutschen Stecker drangeschraubt." Als es an den Geschwindigkeitsregler ging, war das Wett-Budget dann fast ausgeschöpft. "Blieb nur ein Fahrtenregler-Selbstbausatz zum Selberlöten", erzählt er. "Bei der Gelegenheit habe ich meinem kleinen Sohn das Löten beigebracht. Und er war richtig gut darin, auf den 1 x 2 Millimeter großen Bauteilen die Nummern zu erkennen." Kupplungs- und Gaspedal des Dujardin-Bullis haben somit also keine Funktion mehr.

Melcher hat Erfolg, der Bulli fährt. Sogar schnell genug, um damit eine Spritztour über die A 57 zu machen, Richtung TÜV. Ein kleines Beweis-Video hat er in seinem Blog gepostet. Auch wenn es vom TÜV zunächst keine Straßenzulassung gab. "Aber der Prüftermin war lösungsorientiert, ich habe eine Liste mit Punkten bekommen, an denen ich noch arbeiten muss."

Die anfängliche Skepsis des Prüfers sei Erstaunen über die Fahrtauglichkeit des Bullis gewichen. Hauptproblem seien nicht die Umbauten zur Änderung der Antriebsart, sondern die durchgerostete Karosserie. "Die Forderungen des Prüfers waren absolut im Rahmen", sagt Melcher, die fällige Reparatur im Moment nur ein Zeitproblem für den Tüftler. "Ich finde, ich habe die Wette gewonnen", sagt er und lacht.

Die besten deutschen Elektroauto-Blogs: bauplan-elektroauto.de/die-besten-deutschen Blog von Matthias Melcher: www.matthiasm.com

(RP)
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