Krefeld Hilfe statt Stromsperre

Krefeld · In Krefeld starten Stadtwerke, Verbraucherzentrale und Caritas mit Unterstützung des Landes ein Beratungs- und Hilfsprojekt, um Stromsperren bei unbezahlten Rechnungen zu verhindern. Stromsparhelfer beraten Betroffene.

 Carsten Liedtke (SWK), Klaus Müller, Petra Böer und Elisabeth Elsner (Verbraucherzentrale), Hans-Georg Liegener (Caritas) und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (von links nach rechts) arbeiten zusammen.

Carsten Liedtke (SWK), Klaus Müller, Petra Böer und Elisabeth Elsner (Verbraucherzentrale), Hans-Georg Liegener (Caritas) und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (von links nach rechts) arbeiten zusammen.

Foto: LAMMERTZ

Rund 3000 Mal haben die Stadtwerke Krefeld im vergangenen Jahr säumigen Zahlern den Strom gesperrt. Doch Carsten Liedtke, Sprecher des Vorstandes der SWK, zieht Prävention einer Stromsperre vor. Deswegen beteiligen sich die Stadtwerke an einer Kooperation, die "Energieschuldnern" helfen will. In Krefeld als einer von fünf Städten in NRW startet am 1. Oktober das Projekt "NRW bekämpft Energiearmut". Dazu haben sich auf Initiative des Verbraucherschutzministeriums vor Ort die Stadtwerke Krefeld und die Verbraucherzentrale zusammengetan. Der Caritasverband für die Region Krefeld flankiert das Projekt mit zehn Stromsparhelfern, ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die in den Haushalten der Betroffenen auf Augenhöhe Stromspartipps vermitteln.

"Es ist alarmierend, dass viele Verbraucher ihre Energierechnung nicht bezahlen können. Stromsperren sind unsozial und stellen eine existenzielle Bedrohung dar. Deswegen haben wir der Energiearmut den Kampf angesagt", sagte Minister Johannes Remmel, der gestern in die Verbraucherzentrale nach Krefeld gekommen war. Er regte eine Volksbewegung Energiesparen an: "Wir könnten gut 30 Prozent unserer Energie sowohl im Strom- als auch im Wärmebereich einsparen, ohne unseren Lebensstandard zu gefährden." Für das Projekt, das bis Ende 2015 laufen soll, stellt das Ministerium landesweit Mittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Preissteigerungen bei Strom und Gas von bis zu 15 Prozent in den vergangenen zwei Jahren haben dazu geführt, dass immer mehr Kunden ihre Energierechnungen nicht bezahlen können. Carsten Liedtke bekannte sich zur sozialen Verantwortung vor Ort. Seit mehreren Jahren arbeiten die SWK bereits mit dem Job-Center zusammen. In dieser Zeit konnten die Stromsperren bei SGB II-Empfängern um 25 Prozent reduziert werden. Da die Energiepreise weiter steigen werden, ist frühzeitige Prävention ein guter Weg.

Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, setzt auf die Vermeidung von Stromsperren. Niemand solle sich schämen, die Beratung frühzeitig in Anspruch zu nehmen. In der Verbraucherberatung werde eine kombinierte Energie- sowie Rechts- und Budgetberatung angeboten. Fachberaterin Petra Böer kennt genau die Probleme von alleinerziehenden Müttern, Rentnern mit kleiner Rente und überschuldeten Haushalten. Mit den Stadtwerken könnten Ratenzahlungen für Außenstände vereinbart werden, die Prioritäten von Ausgaben im Rahmen einer privaten Budgetberatung neu bewertet werden und wertvolle Stromspartipps gegeben werden. Viele Rentner hätten außerdem ein Anrecht auf Transferleistungen.

(RP)
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