Krefeld Hilfe für Trennungskinder

Krefeld · Mehr als jede zweite Ehe wird geschieden. Schlimm ist das vor allem für kleine Kinder: Sie geben sich die Schuld an der Trennung. Jetzt entwickelt der Kinderschutzbund Krefeld ein spezielles Hilfsprogramm.

Vater, Mutter, Kind: Eine glückliche Familie zu sein, hat heute oft Seltenheitswert. Immer häufiger schaffen es Eltern nicht mehr, ihre Probleme zu lösen und entschließen sich zur Trennung – zu Lasten ihrer Kinder. 1040 Eheschließungen in Krefeld im Jahr 2006 standen 760 Scheidungen gegenüber.

„Die Kinder leiden sehr darunter und können diese Situation nur schwer verarbeiten“, sagt Dietmar Siegert, Geschäftsführer vom Kinderschutzbund. Weil in Krefeld ein erhöhter Bedarf besteht, entwickelt die Einrichtung an der Dreikönigenstraße jetzt ein therapeutisches Programm für die Trennungskinder.

Jedes fünfte Kind ist betroffen. „Gerade kleine Mädchen und Jungen suchen die Schuld bei sich und wünschen sich die alte Familiensituation wieder herbei“, erklärt Siegert. Eine Vorstellung, die jedoch in den seltensten Fällen zu realisieren ist. Die lautstarken Streitigkeiten der Eltern mit anzuhören, sei verletzend und schmerzhaft. Seelische Störungen, Ängste, und schlechte Noten in der Schule seien die Folge. „Besonders Jungen fallen in der Schule oder im Kindegarten durch aggressives Verhalten auf.“ Mädchen hingegen solidarisierten sich mit der Mutter.

Kinder spüren die Konflikte

„Vielen Erwachsenen ist nicht bewusst, was sie den Kindern antun, da sie selbst mit der Situation überfordert sind“, weiß Siegert. „Aber Kinder verfolgen die Gespräche der Eltern ganz genau, auch wenn sie gerade mit Lego spielen.“ Den Kleinen die Entscheidung zu überlassen, bei welchem Elternteil sie bleiben möchten, sei grundfalsch. Wo die Eltern nicht mehr weiter wissen, bietet der Kinderschutzbund künftig psychologische Unterstützung. Bislang konnten sich Eltern an die Begegnungsstätte für Alleinerziehende wenden. Doch die bietet die psychologische Unterstützung derzeit nicht an – mangels Referenten.

Das Angebot des Kinderschutzbundes wendet sich an acht- bis zwölfjährige Kinder. Spielerisch wollen die Familien- und Bewegungstherapeutin in der Gruppe die Probleme gemeinsam lösen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Jungen und Mädchen auf diese Weise aus sich herausgehen und anfangen, zu erzählen, was sie bedrückt. „In der Gruppe sehen sie, dass sie nicht alleine sind, sondern dass es auch andere Famillien gibt, deren Leben aus den Fugen geraten ist“, sagt Siegert.

Er will die Eltern beim Programm einbeziehen. „Nur so kann das Konzept aufgehen. Die Eltern müssen verstehen, wie sich ihre Kinder fühlen und darauf reagieren.“

(RP)
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