Krefeld Herr der Maden bringt Ekel in die Kufa

Krefeld · Er ist Kriminalbiologe. Mit Sperma, Blut, Kot, Speichel und Insekten kennt er sich aus. Für seinen Beruf muss er denken wie ein Kind. Aber auch Schweine aufhängen, Leichen untersuchen und Maden mögen. Denn das sind seine beruflichen Weggefährten. "Ich liebe meinen Job", sagt Dr. Mark Benecke. An Gerechtigkeit glaubt er allerdings nicht mehr. Und auch Fleisch isst er nicht. Berufskrankheit.

Mark Benecke - der Herr der Maden
9 Bilder

Mark Benecke - der Herr der Maden

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Der Kriminalbiologe, Buchautor und Laienschauspieler gab in der Kulturfabrik einen eindrucksvollen Einblick in seinen Beruf: Fäulnisblasen an Schweineleichen, totes Menschengewebe und schwarze Intimbereiche einer toten Seniorin — die Bilder auf der großen Leinwand sind erstaunlich, eklig und erschreckend. Genau wie die weißen Maden, die sich vorne auf der Bühne in einem Glas winden. Das sei ja noch nichts im Vergleich zu dem Geruch, der beim Verwesungsprozess entsteht: "Es riecht sehr stark und setzt sich in der Nase fest. Darum tragen wir auch ausschließlich Polysterkleidung", erklärt Benecke.

An diesem Vortrag ist alles anders: Benecke lässt die Zuschauer ein Thema auswählen, beginnt mit lustigen Zeichen und Missverständnissen á la Bastian Sick und verteilt 4711-Fläschchen im Publikum. Das Sprechtempo ist viel zu hoch. Doch das stört keinen.

Leiche in der Biotonne

Die interessanten Bilder und der echte Fall — eine vier Jahre alte Leiche in einer Biotonne — bannen das Publikum, wie auch der Witz, die Offenheit und das simple Auftreten des Mannes, der als einziger Mensch Hitlers Schädel untersuchen durfte: "Nachdem ich zugesagt hatte, fiel mir auf, dass Hitler verbrannt worden war, und ich von Knochen und Zähnen nichts verstehe. Ich hätte lieber nein sagen sollen."

Der Kriminalbiologe zerstört klassische Vorurteile und Illusionen: DNA-Tests geschehen nicht per Knopfdruck, Leichen in Deutschland haben kein Schild am Zeh und es gibt keine Alleinkämpfer unter den Kriminologen. Dank der Fernsehserien gibt es aber einen CSI-Effekt: "Kriminalbiologen werden plötzlich für Superman gehalten." Dabei ist Benecke eher bescheiden. Mehrmals betont er, dass er nur ein kleiner Teil des Teams sei. "Als Kriminalbiologe ist es wichtig, nicht von Annahmen auszugehen. Ich muss fragen wie ein Kind und darf nichts kommentieren."

Gekonnt sorgt der Sachverständige für Maden dafür, dass auch in der Pause sein Image bewahrt bleibt: Benecke wählt die Musik, von "Griechischer Wein" wechselt er zum aufgepeppten St-Martin-Lied. Benecke ist schräg, wortwitzig und unterhaltsam, aber auch ein wenig zerstreut. Viele gedankliche Fenster bleiben am Ende des Abends offen, zusammenhanglose Nebenaspekte für den Zuhörer unverständlich.

(RP)
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