Krefeld Herr der Lüfte im selbst gebauten Doppeldecker

Krefeld · Der Doppeldecker Kiebitz wird nicht in Serie hergestellt. Es gibt nur Baupläne, und dann heißt es, selbst basteln, schrauben, bohren. Thomas Pott aus Traar wusste einen anderen Weg, sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen.

Krefelder fliegt im selbst gebauten Doppeldecker
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Krefelder fliegt im selbst gebauten Doppeldecker

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Thomas Pott hatte von Beginn an klare Vorstellungen: Schon als Kind wollte er gerne fliegen. "Aber nicht mit einem motorisierten Gleitschirm oder Drachen", berichtet der in Traar lebenden Familienvater — das Fluggerät sollte schon irgendwie nach Flugzeug aussehen und bezahlbar sein.

Heute besitzt der 45-Jährige sogar zwei Ultraleichtflugzeuge, die optisch etwas hermachen: eine Rans S6 und einen Kiebitz. Letztgenannter ist etwas ganz Besonderes. Für den 120 Stundenkilometer schnellen imposanten, rot-gelben Doppeldecker gibt es nur Baupläne.

Bastler fertigen alle Teile mit eigens hergestellten Schablonen und Werkzeugen selbst. "So ein Projekt kann schon mal zehn Jahre dauern", berichtet Pott. Das sei ein Riesenprojekt, sagt er. Der Zeitraum war dem Krefelder aber zu lange.

Da half Kollege Zufall: Sein Fluglehrer verschaffte ihm den Kontakt zur Eigentümerin eines Kiebitz. Der Doppeldecker war allerdings so verbaut, dass er mehr am Boden stand als am Himmel zu sehen war. Der Traarer schraubte den Flieger in alle Einzelteile auseinander, prüfte, reparierte, ergänzte, grübelte und setzte den Kiebitz wieder zusammen.

Doch dann streikte der Motor, dessen Basis übrigens ein VW Käfer Motorblock bildet. Das Prachtstück steht auf dem Platz des UL Fliegerclub in Kerken. Am Egelsberg im heimischen Traar sei er mit seinem Wunsch, einen Flugschein zu machen, nicht so gut angekommen.

"Ich war Fußgänger und kein Segelflieger und musste mir anhören, dass ein Autofahrer auch nicht im Ferrari anfängt", berichtet Pott. Seine Lizenz erwarb er dann in Sevelen — unter anderem mit Flugstunden in einem Motorsegler mit 15 Metern Spannweite.

Ein anderer Schüler hatte das eigentliche Schulflugzeug allzu unsanft auf den Boden gesetzt. "Der Motorsegler ist wie ein Lkw in der Luft. Er verhält sich im Vergleich zu einem Ultraleichtflieger träge und stabil." Die Prüfung bei der Bezirksregierung war für den Maschinenbau-Ingenieur kein Problem. Seit Februar 2011 ist er nun im Besitz einer Private Pilot Licence (PPL).

Zu den Stunden in der Luft kommen bislang aber mindestens doppelt so viele Stunden in der Werkstatt. Nur gut, dass die Piloten solcher Doppeldecker eine relativ große und kollegiale Gemeinde bilden. Pott hat sich gerade eine neue Motorabdeckung bestellt.

"Wenn einer der Bastler dafür Form und Werkzeug bereits hat, ist es leichter, darauf zurückzugreifen, als selbst Form und Werkzeug herzustellen", erklärt der 45-Jährige. So gebe es in der Szene sozusagen viele Spezialisten für die unterschiedlichen Bauteile des nach der legendären Bücker-Jungmann meistgebauten Doppeldeckers.

Kunstflug sei mit dem Kiebitz verboten, aber rein theoretisch lassen sich damit auch akrobatische Loopings fliegen, erzählt der Krefelder. Für dieses Jahr hat er sich zum Ziel gesetzt, rund 60 Flugstunden zu absolvieren. Viel Zeit wird er darüber hinaus auch in der Werkstatt verbringen.

In einer Halle seiner Firma in Linn steht eine Rans S6. Die prüft er mit Vereinskollege Dietmar Rebl auf Herz und Nieren. "Kleinigkeiten wirken sich in der Luft mitunter sehr bedrohlich aus", resümiert Pott seine Erfahrungen als "Herr der Lüfte". Seinen Kindheitstraum hat er sich erfüllt.

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