Käufer machte Rückzieher Herongen wird zum Problemfall für die Stadt

Krefeld · Von einer unverkäuflichen Bauruine ist die Rede, wenn das Thema „Schullandheim Herongen“ zur Sprache kommt. Die Krefelder Politik hörte hinter verschlossenen Türen in der nicht-öffentlichen Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses den Bericht über das vor vielen Jahrzehnten bebaute Areal im Landschaftsschutzgebiet.

 Die Gebäude auf dem knapp 33.000 Quadratmeter großen Grundstück in Herongen werden seit den 1950er-Jahren als Schullandheim genutzt.

Die Gebäude auf dem knapp 33.000 Quadratmeter großen Grundstück in Herongen werden seit den 1950er-Jahren als Schullandheim genutzt.

Foto: Förderverein Herongen

Vor mehr als zwei Jahren hat der Rat der Stadt Krefeld beschlossen, die städtische Immobilie „Dr.-Isidor-Hirschfelder-Schullandheim Herongen“ zu verkaufen. Schon damals waren die vier Gebäude auf dem knapp 33.000 Quadratmeter großen Areal im Landschaftsschutzgebiet nahe Straelen, das seit den 1950er Jahren als Ferienheim für Schüler aus der Seidenstadt genutzt wird, in einem denkbar schlechten Zustand. Der geschätzte Sanierungsaufwand bewegte sich bereits zu diesem Zeitpunkt in Millionenhöhe. Das Konzept Schullandheim funktionierte seit längerem nicht mehr. Moderne Jugendherbergen hatten der Einrichtung längst den Rang abgelaufen. Die Auslastung lag zuletzt lediglich bei 29 Prozent.

Verkauft ist das Objekt trotz Beschluss im September 2016 bis heute nicht. Davon erfuhr die Politik jetzt in der nicht-öffentlichen Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses. Für die Vertreter der Ratsfraktionen war es eine Art  Déjà-vu, sie sahen sich um Jahre zurückversetzt und auch zurückgeworfen.

 Das „Deutsche Rote Kreuz (DRK) Jugendhilfe Westfalen Lippe“ habe  von einem Ankauf Abstand genommen, erklärte Stadtsprecherin Angelika Peters auf Anfrage unserer Redaktion. Das DRK soll der Stadt zuvor einen Kaufpreis in Höhe von 627.100 Euro angeboten haben. Stattdessen setzte die Stadt Krefeld den Mietvertrag vom April 2016 zur Unterbringung minderjähriger unbegleiteter Asylbewerber mit dem DRK fort. Der Mietvertrag endete vor wenigen Wochen am 28. Februar. Seitdem sind die Gebäude ungenutzt.

Über die Kosten des Leerstands machte die Kommune keine Angaben. Der Zuschussbedarf pro Jahr lag seinerzeit bereits bei 200.000 Euro. Das werde in Zukunft sicherlich mehr werden, erklärte ein Ratspolitiker. Herongen sei nicht mehr veräußerbar. Die Stadt Straelen wolle für das Areal im Landschaftsschutzgebiet keine neue, andere Nutzung als bislang genehmigen. Damit werde das ehemalige Schullandheim zu einem Fass ohne Boden, befürchten Bürgervertreter aus unterschiedlichen Parteien.

Die Stadtverwaltung geht unterdessen nach wie vor davon aus, das Objekt verkaufen zu können. „Die Liegenschaft soll zeitnah veräußert werden“, betonte die Stadtsprecherin. Gleichwohl räumte sie den desolaten baulichen Zustand der mindestens 60 Jahre alten Gebäude ein. Auf die Frage, wie der bauliche Zustand der Immobilie sei, erklärte die Kommune, dass „eine Wiederinbetriebnahme hohe, nicht als Summe erfasste Investitionen erfordern würde“.

Dass ein Verkauf keine leichte Aufgabe ist, weiß auch die Stadtverwaltung; dass die Immobilie im Landschaftsschutzgebiet liegt, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Zahlreiche einschränkende Vorschriften machen einen Abriss und Neubau, einen An- oder Umbau fast unmöglich und selbst eine Sanierung und Nutzungsänderung sehr schwierig. Das wissen natürlich die Fachleute  der Verwaltung. Die sich aus der Lage im Landschaftsschutzgebiet ergebenden Vorgaben und Nutzungseinschränkungen würden derzeit im Rahmen der Vermarktungsvorbereitungen geklärt, informierte die Stadtsprecherin auf Anfrage.

Politik und Öffentlichkeit waren schon in der Vergangenheit skeptisch, was die Zukunft des Schullandheims betraf. Günter Hawlik, damaliger Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Dr.-Isidor-Hirschfelder-Schullandheims Herongen, kritisierte bereits vor fünf Jahren den unglücklichen Umgang der Eigentümerin mit dem offenbar wenig geliebten Objekt.

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