Wirtschaft in Krefeld Henkelhausen rüstet Hybrid-Rangierlok aus

Krefeld · Europas erste Hybrid-Lokomotive für Güter- und Werksverkehr, die auch auf Hauptstrecken zugelassen ist, fährt mit Motoren aus Krefeld. Die Firma Henkelhausen rüstet die Rangierloks in Kooperation mit Alstom mit Aggregaten aus Batteriespeicher und Deutz-Motoren aus.

 Die Hybrid-Rangierlokomotive von Alstom ist mit Motoren von Henkelhausen aus Krefeld ausgerüstet.

Die Hybrid-Rangierlokomotive von Alstom ist mit Motoren von Henkelhausen aus Krefeld ausgerüstet.

Foto: Henkelhausen

Moderne Mobilität, die weniger Schadstoffe verursacht, ist aktuell die Herausforderung an die Produzenten von Flugzeugen, Autos und Lokomotiven. Henkelhausen setzt jetzt bereits die zweite Duftmarke in Sachen Klimaschutz: Nach der Ausrüstung des deutschlandweit ersten Flusskreuzfahrtschiffs mit einer Hybridantriebstechnik, hat das Krefelder Unternehmen in Kooperation mit dem französischen Zughersteller Alstom auch das Antriebsaggregat der ersten Hybrid-Rangierlokomotive Europas, die mit Tempo 100 auch auf Hauptstrecken fahren darf, ausgestattet.

Alstom und Henkelhausen revolutionierten mit der hybriden Rangierlokomotive Prima H3 den Güter- und Werksverkehr. Die Lok verbraucht bis zu 60 Prozent weniger Kraftstoff. Ihre Abgas- und Partikelemission ist sogar bis zu 50 Prozent geringer – nicht zuletzt dank des „sauberen Deutz-Dieselmotors“. Der von Henkelhausen gelieferte TCD 12.0 V06 entspricht der höchsten Abgasstufe V für Lokomotiven.

Rangierloks im Bauzug- und mittelschweren Güterzugdienst sind meist nur kurz im Einsatz. In den dazwischenliegenden Wartezeiten wird bei laufendem Motor Kraftstoff verbraucht. Oder der Motor wird abgeschaltet, wodurch er nicht richtig warm werden kann, was wiederum seinen Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffemission erhöht sowie letztendlich seine Lebensdauer verringert.

Mit der Weiterentwicklung der Lok Prima H3 bietet Alstom eine leistungsstarke Lösung für den gestiegenen Bedarf an kraftstoff sparenden, emissionsarmen Antrieben für den Rangierbetrieb. Als Mitglied der Prima Lokomotivenfamilie profitiert die H3 von Alstoms großer Erfahrung im Lokomotivensegment.

Die Prima H3 lässt sich vielfältig einsetzen. Erste positive Erfahrungen hat auch bereits das Dienstleistungsunternehmen Chemion im Uerdinger Chempark gemacht. Das Spektrum reicht vom leichten bis mittleren Rangierdienst in Häfen und in der Industrie bis zur Zugbereitstellung in Eisenbahnwerken und bei Gleisbauarbeiten. Im reinen Batteriemodus fährt die Lok emissionsfrei und auch die Lärmbelastung wird erheblich reduziert. Deshalb eignet sich die Prima H3 ideal für Arbeiten in sensiblen Bereichen wie Werkhallen oder Tunneln.

Die Prima H3 Hybrid-Lok kann je nach Bedarf entweder mit Dieselgenerator, mit Batterie oder im kombinierten Modus gefahren werden. Insgesamt erbringt der Hybrid-Antrieb eine Systemleistung von bis zu 700 Kilowatt. Davon werden 360 Kilowatt von einer Lithium-Ionen-Batterie beigesteuert, 340 Kilowatt liefert der Dieselgenerator.

Bei der Motorisierung vertraut Alstom auf einen sparsamen und kompakten Deutz-Motor, der seit einigen Jahren von Henkelhausen geliefert wird. Die Kombination aus Motor und Batteriespeicher ermöglicht unter Einsatz eines Energiemanagement-Systems relevante Kraftstoffeinsparungen.

Der Motor überzeugt mit Kraft bei niedrigem Verbrauch und erfüllt bereits die EU-Abgasstufe V für Lokomotivmotoren, die erst 2021 in Kraft tritt. Dank des emissionsarmen Motors erzielt die Hybrid-Lok eine Abgas- und Partikelreduktion um bis zu 50 Prozent gegenüber vergleichbaren herkömmlichen Dieselrangierloks. Die in dieser Lokomotivenklasse sehr hohe Traktionsleistung von 240 Kilonewton erzielt mehr Zugkraft beim Anfahren in Kurven und erlaubt eine höhere Anhängelast. Die Lok fährt bis zu 100 Kilometer pro Stunde schnell, sie kann dadurch ohne Zeitverluste in den Hauptstreckenverkehr oder zu Transferfahrten zwischen Standorten eingestellt werden.

Gefertigt wird die Prima H3 mit Beratung der Krefelder Motor-Experten  in den Alstom-Werken in Salzgitter und Stendal. Rund 50 Loks hat der Hersteller mittlerweile an Eisenbahnverkehrsunternehmen verkauft, darunter Audi, Chemion, DB Regio, InfraLeuna, MEG, Metrans, MHB, SBB Cargo, SKW Piesteritz, Talgo, VGT, VPS, VW und andere.

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