Engagement in Krefeld Ex-Mediothek-Chef massiert für Indien

Krefeld · Lange Jahre hat Helmut Schroers die Stadtbücherei geleitet. Heute arbeitet er mit den Händen – für einen guten Zweck.

 Helmut Schroers (l.) und Alfons Rasche im Ayurveda-Zimmer. einem Ort der Entspannung.

Helmut Schroers (l.) und Alfons Rasche im Ayurveda-Zimmer. einem Ort der Entspannung.

Foto: Petra Diederichs

Helmut Schroers zündet Kerzen an. Im hellen Dachzimmer breitet sich ein feiner Duft nach Orangen aus. Indirektes Licht wirkt wie eine Ruhepause für die Augen. Wäre der Begriff nicht so abgenutzt, würde Schroers von Wohlfühloase sprechen. Es ist ein Ort, an dem Alltagsgrau keinen Platz hat. „Hier soll es einem gut gehen“, sagt Schroers. In der oberen Etage seines Mönchengladbacher Wohnhauses empfängt er Freunde, die wissen, dass der ehemalige Leiter der Krefelder Mediothek begnadete Hände hat, und massiert sie.

Es sind Freundschaftsdienste. Und deshalb nimmt Schroers dafür auch Geld an – nicht für sich und keinen festen Betrag, sondern Spenden für die Freunde von Mount Rosary. Das ist ein Förderverein für eine von einem katholischen Schwesternorden betreute Station in Südindien, die den notleidenden Menschen dort Hilfe zur Selbsthilfe leistet. „Als ich davon gehört habe, hat mich das Konzept völlig überzeugt.“ Seit Schroers im Ruhestand ist, engagiert er sich für Mount Rosary.

Die Verbindung entstand durch Alfons Rasche. Vor seiner Pensionierung hat er im Personalamt der Stadt Krefeld gearbeitet. Beruflich hatten Schroers und Rasche miteinander zu tun, die Chemie stimmte, es entstand eine Freundschaft. Und dann erzählte Rasche von dem Projekt in Indien, wie er 2010 mit seiner Frau zum ersten Mal nach Alangar/Moodbidri in der Nähe von Mangalore gereist ist und was die Ordensschwestern dort leisten. Der Förderverein Freunde von Mount Rosary, der seinen Sitz in Tönisberg/Kempen hat, unterstützt die karitativen Aufgaben.

Und die sind zahlreich: Im Hospital werden Patienten medizinisch versorgt, und gesundheitliche Aufklärung wird vermittelt – auch an andere Dörfer. Es gibt Unterricht für die Kinder – gerade auch für Mädchen. „Viele können später im Altenheim und im Armenhaus des Ordens arbeiten. Einige schaffen sogar ein Medizinstudium“, sagt er. Diabetes, Tropenkrankheiten und Infektionen seien in diesem Gebiet weit verbreitet. Erwachsene lernen Lesen und Schreiben, Landwirtschaft (die Region ist bekannt für Cashew- und Kokosnüsse und Pfeffer) und Haushaltsführung, damit sie sich und ihre Familie selbst versorgen können. „Das stärkt auch das Selbstwertgefühl“, erklärt Rasche. Ihm liegt besonders auch das Patenkind-Projekt am Herzen. „Über die Jahre haben wir mehr als 700 Patenkinder unterstützt, die alle eine Ausbildung gemacht und eine Arbeit gefunden haben.“ 250 bedürftige Senioren und Behinderte werden in die Projekte eingebunden. „Sie haben keine Familien und fallen in der indische Gesellschaft durchs Raster“, erzählt Rasche.

Seit der Gründung 1998 haben die Freunde von Mount Rosary 550.000 Euro an Spenden überwiesen. „Dort zählt man auf uns, aber Ziel ist, dass sie irgendwann ohne uns auskommen.“ Schroers unterstützt das Hilfsnetzwerk mit den Spenden für seine Massagen. Nach Weihnachten wird er erstmals nach Indien fliegen und sich vor Ort ansehen, was mit dem Geld aus Deutschland passiert. „Wir reisen auf eigene Rechnung, wir haben auch keinen Verwaltungsapparat, der Geld kostet“, betont Rasche. Schroers ist ein bisschen stolz, dass er mit dem, was eigentlich aus Neugier begonnen hat, helfen kann.

In der Jugend hat Schroers Volleyball als Leistungssport betrieben und hat Sportmassage gelernt. Als 1984 die erste Tochter geboren wurde,  hat er sich mit Babymassage beschäftigt. Später hat er biodynamische Kurse belegt, Ayurveda, Fußreflexzonenmassage... An der Wand seines Massageraums hängen Reiki-Zertifikate. „Das macht mir unglaublich viel Spaß. Aber gewerblich will ich das nicht machen“, sagt er. Seit gut einem Jahr massiert er für den guten Zweck im Freundes- und Bekanntenkreis. Rund 1000 Euro hat er so für Mount Rosary gesammelt. Mit dem Wohlgefühl, das er mit seinen Behandlungen bewirkt, dazu beizutragen, dass es Menschen in einem anderen Teil der Welt besser geht, ist es, was ihn antreibt. „Das Projekt hilft ohne Ansehen der Religion. Das ist großartig.“ Aktuelles Projekt: ein Hospital-Neubau.

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