Krefeld Helios will Krankenhauskapelle abreißen

Krefeld · Die Stadt hat den Antrag des Helios-Klinikums erst einmal auf Eis gelegt, um in Ruhe zu prüfen, ob die 1961 entstandene Kapelle denkmalwürdig ist. Die katholische und die evangelische Kirche haben die Kapelle als Schenkung offenbar abgelehnt.

 Das Helios-Klinikum will seine Kapelle abreißen lassen.

Das Helios-Klinikum will seine Kapelle abreißen lassen.

Foto: Thomas Lammertz

Der beabsichtigte Abriss der Krankenhauskapelle auf dem Gelände des Helios-Klinikums ist vorerst auf Eis gelegt. Die Stadtverwaltung will nach Informationen unserer Zeitung die Entscheidung über den Antrag des Krankenhausträgers so lange aussetzen, bis die Denkmalwürdigkeit der 1961 gebauten Kapelle geprüft ist.

 Die Stadt hat den Antrag des Helios-Klinikums erst einmal auf Eis gelegt, um in Ruhe zu prüfen, ob die 1961 entstandene Kapelle denkmalwürdig ist.

Die Stadt hat den Antrag des Helios-Klinikums erst einmal auf Eis gelegt, um in Ruhe zu prüfen, ob die 1961 entstandene Kapelle denkmalwürdig ist.

Foto: Thomas Lammertz

Der Kultur- und Denkmalausschuss hat sich im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung mit dem Wunsch der SPD-Ratsfraktion befasst, zu untersuchen, ob das vom Krefelder Architekten Karl-Otto Lüfkens entworfene Kirchengebäude schützenswert sei und in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen werden sollte.

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte die Stadt Krefeld, dass ein "Abrissantrag für das Objekt gestellt worden ist". Ein Bauantrag für die Fläche liege hingegen nicht vor. Für das Klinikum stellt die Kapelle nach eigener Aussage nur noch eine finanzielle Belastung dar. "Zur Instandhaltung wäre eine kostenintensive bauliche und energetische Sanierung erforderlich", informierte Anna Heuer aus der Abteilung Unternehmenskommunikation. Im Zuge der Inbetriebnahme des Klinikum Neubaus sei auch die Krankenhausseelsorge mit ihren Büros in die neuen Räumlichkeiten umgezogen.

Nahe am Patienten sei ein neuer Andachtsraum entstanden, ein weiterer für ökumenische Messen sei bereits in gemeinsamer Planung, ergänzte Anna Heuer. Die gut 50 Jahre alte Kapelle werde also nicht mehr benötigt, und auch für die Fläche sei derzeit keine andere Nutzung angedacht. Die Kapelle sei sowohl der katholischen als auch der evangelischen Gemeinde in Krefeld als Schenkung angeboten worden. Beide — selbst aus Kostengründen um das Überleben ihrer Gotteshäuser kämpfenden — Kirchen hätten abgelehnt. Interessenten gebe es aufgrund der begrenzten Raumreserven bislang keine, berichtet Anna Heuer. "Vor diesem Hintergrund wird der Rückbau des Kapellengebäudes erwogen", sagt sie. Im Klartext heißt das, der Abriss wird geplant.

Wichtige, so genannte identitätsstiftende Ausstattungsmerkmale sowie Kunstwerke sollen, ehe die Abrissbagger anrollen, in enger Abstimmung mit den Kirchen und den Stiftern in die neuen Räumlichkeiten des Helios-Klinikums überführt und dort integriert werden. Dazu sollten auch die schönen Kirchenfenster gehören.

Der Krefelder Architekt und Professor Karl-Otto Lüfkens ist in Kirchenkreisen ein bekannter Mann und willkommener Berater. Unter anderem hatte er die Leitung im Jahr 1957 beim Bau der St.-Bonifatius-Kirche in Stahldorf übernommen. Die katholische Marienkirche — jüngste Kirche in der Aachener Innenstadt — wurde nach den Plänen des Krefelders in rotem Backstein erbaut. Auffällig ist der minarettartige Turm.

Die Kirche hat einen oktogonalen Grundriss. Sie wurde nach schweren Kriegsschäden anstelle einer 1858 erbauten neugotischen Basilika errichtet. Auch der aus weißem Marmor gearbeitete Altar ist von Lüfkens entworfen worden. In der Eifel zeichnete der Krefelder für die Erweiterung der Pfarrkirche Zum heiligen Martin von Tours in Nettersheim verantwortlich. Lüfkens ließ in den 60er Jahren zwei Seitenschiff ungleicher Breite und Höhe anfügen.

(RP)
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