Krefeld Helfende Hände gesucht

Krefeld · Die Gerd-Jansen-Förderschule sucht für das Schuljahr 2012/13 dringend neue "Bufdies", junge Leute für den Bundesfreiwilligendienst. Die Freiwilligen, die dort zurzeit ihren Dienst absolvieren, sagen: "Nach einer Woche wollte ich nicht mehr weg."

 Machen ein freiwilliges soziales Jahr an der Gerd Jansen Schule, Sabrina Küsters und Simon Gossen (hinten im schwarzen Shirt).

Machen ein freiwilliges soziales Jahr an der Gerd Jansen Schule, Sabrina Küsters und Simon Gossen (hinten im schwarzen Shirt).

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Es gibt zwei getrennte Schulhöfe an der Gerd-Jansen-Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung, einen für die Kleinen und einen für die Großen. Kaum haben Sabrina Küsters und Simon Gossen in der großen Pause den Schulhof betreten, rennen Hani und Anna-Lena auf die Gruppe zu und pressen sich an die beiden Praktikanten, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für ein Jahr die Lehrkräfte unterstützen. Konrektorin Sabine Keller kriegt auch noch etwas von dem Überschwang der elfjährigen Mädchen ab, die tausend Fragen auf dem Herzen haben.

Dann taucht Damiano auf und steuert seinen Rollstuhl in die Gruppe, wo er in einer leicht verkrampften Haltung verharrt. Damiano kann nicht sprechen, aber seine Augen nehmen intensiv auf, was um ihn herum geschieht. Da er seinen Rollstuhl immer sehr schnell bewegt, muss Damiano einen Kopfschutz tragen. Er ist nicht der Einzige unter den zahlreichen Rollstuhlkindern, die wegen spastischer Lähmungen ihre Bewegungen nicht koordinieren können und intensive Betreuung benötigen.

Intensive Betreuung notwendig

Manche in ihrer Motorik eingeschränkte Jungen und Mädchen haben weitere Behinderungen, die über die üblichen Erscheinungsformen hinausgehen. An der Gerd-Jansen-Förderschule des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) werden 210 körperbehinderte Kinder vom Vorschulalter bis zum Hauptschulabschluss in 21 Klassen unterrichtet.

"Wir halten die unteren Klassen klein. Nach dem Prinzip der abnehmenden Hilfe sind die oberen Klassen etwas voller", sagt Konrektorin Sabine Keller. 20 Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten unterstützen die Lehrkräfte. Am Ende der Schullaufbahn sollen die Schüler so viele individuellen Kompetenzen erlernt haben, dass sie ihre Wünsche anderen Menschen vermitteln können, um möglichst selbstständig zu leben. "Pro Klasse steht immer ein zusätzlicher Helfer zur Verfügung", sagt Keller, "aber dennoch können wir auf die Praktikanten des Freiwilligen Sozialen Jahres oder neuerdings des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) nicht verzichten." Die Schüler haben zum Teil weite Schulwege und werden an der gebundenen Ganztagsschule bis 16 Uhr betreut.

Sabrina Küsters wollte ursprünglich nur ein Praktikum an der Förderschule machen, weil sie sich über ihren beruflichen Weg noch nicht schlüssig war. "Nach einer Woche Hospitation und Einarbeitung merkte ich, dass ich nicht mehr weg wollte", erzählt sie. "Nicht alle Kinder können das Wort Danke sagen, aber an kleinsten Gesten kann man ablesen, wie dankbar sie sind." Nachdem Küsters zwischenzeitlich an ein Studium für das Lehramt an Förderschulen dachte, hat sie nun eine Ausbildungsstelle für Tanzpädagogik mit dem Schwerpunkt Rollstuhltanz gefunden. Simon Gossen hat bereits eine Ausbildung als Tierpräparator abgeschlossen. Seit zwei Jahren leitet er die Hülser Pfadfinder. Zum Wintersemester will er ein Studium der Forstwirtschaft beginnen. Er hält die Praktikantenzeit nicht für vertan, trotz des Taschengeldes von 135 Euro im Monat. "Es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden", sagt er, "die Kinder sind so dankbar, wenn man ihnen ein paar neue Gebärden beigebracht hat." "Bufdi" sei ein hässlicher Name für die Praktikanten des BFD, sagt Konrektorin Keller. Sie würde immer von "helfenden Händen" sprechen. Konrektorin Sabine Keller ist noch auf der Suche nach helfenden Händen: von zehn Stellen hat sie bis jetzt vier besetzen können.

(oes)
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