Krefeld Haus Rath: Uralte Burg neu entdeckt

Krefeld · Eine neue Datenbank rückt eine der schönsten und ältesten baulichen Anlagen auf Krefelder Stadtgebiet ins Bewusstsein: die ehemalige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, die vom Kölner Erzbischof als Lehen vergeben wurde.

 Die ehemalige Wasserburg "Haus Rath" geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Links der ehemalige Turm mit Resten von Basaltsteinen, der heute ebenso zu Wohnzwecken dient wie der anschließende Palas, dessen heutiges Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert stammt.

Die ehemalige Wasserburg "Haus Rath" geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Links der ehemalige Turm mit Resten von Basaltsteinen, der heute ebenso zu Wohnzwecken dient wie der anschließende Palas, dessen heutiges Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert stammt.

Foto: Thomas Lammertz

Zu den 16 Krefelder Burgen, die der Leiter des Museums Burg Linn, Christoph Reichmann, jetzt für die Datenbank des Europäischen Burgeninstituts beschrieben hat, gehört auch Haus Rath. Die ehemalige Wasserburg ist eine der ältesten baulichen Anlagen auf Krefelder Stadtgebiet. Sie liegt erhöht auf einer aufgeschütteten Anhöhe (Motte) — aber durch Bäume verdeckt — zwischen den Siedlungen Elfrath und Eibe und ist möglicherweise deshalb vielen Krefeldern nicht im Bewusstsein. Der Siedlungsname Eibe weist übrigens auf den fast 1000-jährigen Baum hin, der noch heute neben der Anlage von Haus Rath steht.

Die Anfänge der Burg, die wohl als Zollfeste der vorbeiführenden Handelsstraße namens "Hoher Weg" diente, gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit sind noch Reste des Turms aus Basaltsteinen sowie Tuff und Trachyt erhalten. Im Untergeschoss sind die Mauern gut 2,20 Meter stark. Ein Noteingang, der in einer Höhe von mehr als drei Metern an der Ostseite des Turms erkennbar ist, wurde im Gefahrenfall per Holzleiter genutzt, die dann hochgezogen wurde.

Der Name "Rath" geht auf "Rode" für eine gerodete Fläche zurück, und für 1148 sind ein Arnold von Rode und sein Bruder Aldabert in Zusammenhang mit einem Gericht bei Kaiserswerth belegt. Später wurden sie als Herren von Rath bezeichnet und führten einen halben Reichsadler in ihrem Wappen. Wie Christoph Reichmann ausführt, wurde ein Pilgrim von Rath im Jahr 1372 vom Kölner Erzbischof mit der Burg Rath belehnt. Später — 1422 — ging die Burg an Johann von Hüls, und 1595 wurde ein Ludger von Winkelhausen mit Haus Rath belehnt.

An den auf fast quadratischem Grundriss erbauten Turm, der früher gut zwölf Meter hoch gewesen sein dürfte und heute mit geringerer Höhe für Wohnzwecke genutzt wird, schließt sich ein Wohngebäude an, das im 14. Jahrhundert als Palas in Backstein ausgeführt wurde. Von zwei ehemaligen Rechtecktürmen ließen sich die Fundamente nachweisen. Nach erheblichen Umbauten und Erweiterungen des Palas wurden diese Türme durch vorgeschobene Rundtürme ersetzt. Das heutige, ebenfalls für Wohnzecke genutzte Hauptgebäude der Burg stammt aus dem 16. und beginnenden 17. Jahrhundert.

Umfangreiche Umbauten ließ der kurkölnische Oberst von Kleist vornehmen, an den die Burg im 18. Jahrhundert ging. "Nach jahrelanger Verwahrlosung wurde das Lehen 1989 bis 1991 von Grund auf saniert. Im Zuge dieser Maßnahme entstanden hier 13 Wohnungen in der Hauptburg und 26 Wohnungen in der Vorburg", schreibt Hans-Peter Schwanke in dem 1996 von der Stadt — Planungsamt und Stadtarchiv — herausgegebenen "Architekturführer Krefeld".

(RP)
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