Krefeld Hauptschulen für Neuanfang

Krefeld · Krefelds Schullandschaft steht vor tiefgreifenden Änderungen. Der Entwurf für den Schulentwicklungsplan, der am 22. November im Schulausschuss vorgestellt wird, stellt die Weichen hin zu einer Zukunft ohne Haupt- und Realschulen.

Krefelder Hauptschullehrer wie Marcel Optenhostert, Leiter der Von-Ketteler-Schule, fordern mittlerweile offensiv einen Neuanfang mit einer neuen Schulform: "Der Ruf der Hauptschule ist durch; das kriegt niemand mehr gedreht, und wenn eine Schule noch so gut ist", sagt Optenhostert im RP-Interview.

Es ist keine Einzelmeinung: "Es gibt einen Konsens bei den Krefelder Hauptschulen, der besagt: Wir brauchen eine Veränderung. Hauptschulen können heute so gute Arbeit leisten, wie sie wollen, und so erfolgreich sein, wie sie wollen; sie kommen kaum gegen den schlechten Ruf der Hauptschule im Allgemeinen an; die Eltern drängen auf andere Schulformen," resümiert Birgit Oelmüllers-Hoff, Sprecherin der Krefelder Hauptschulen und Schulleiterin der Josef-Hafels-Schule.

Auch demografische Entwicklungen erzwingen Veränderungen. Optenhostert: "Ab dem Jahr 2015/16 verlieren wir in Krefeld ca. 350 Schüler in der Sekundarstufe I. Das entspricht z.B. der Zahl der Schüler, die an drei Hauptschulen und zwei Realschulen oder zwei Gesamtschulen in den Eingangsklassen in diesem Schuljahr aufgenommen wurden. Für die Hauptschulen geht spätestens dann das Licht aus."

Hauptschulsprecherin Oelmüllers-Hoff glaubt, dass es entweder strukturelle Veränderungen mit einer neuen Schulform geben wird oder dass die Hauptschulen in Gesamtschulen aufgehen. "Wichtig ist, dass eine Sekundarschule und auch eine neue Gesamtschule nur im Zusammenschluss mit den Realschulen zustande kommen können. Eine Sekundarschule, die ja keine gymnasiale Oberstufe hat, läuft sonst Gefahr, eine Hauptschule unter anderer Firmierung zu sein", betont sie.

Auch bei den Realschulen bricht sich die Einsicht Bahn, dass der Charakter ihrer Schulen ohne Hauptschulen nicht zu halten sein wird. Heide Schremmer, Sprecherin der Krefelder Realschulen und Schulleiterin der Realschule Oppum: "Wenn die Hauptschulen sterben, dann sind wir in einer schwierigen Situation. Bislang ist es so, dass Schüler, die bei uns die Erprobungsstufe nicht schaffen, auf die Hauptschule wechseln. Wenn das nicht mehr möglich ist und auch sonst viele Hauptschüler zu uns kommen, verändert sich natürlich die Arbeit im Unterricht. Wir sind nicht glücklich mit der Situation, weil sie unklar ist. Über die Gründung von Sekundarschulen entscheidet am Ende der Schulträger aufgrund einer Elternbefragung; wir als Schulen können nur eine Stellungnahme abgeben."

Hauptschulsprecherin Oelmüllers-Hoff betont allerdings dass nicht sicher sei, ob Haupt- und Realschulen flächendeckend aus Krefeld verschwinden: "Die Sekundarschule ist eine Möglichkeit, aber nicht pauschal für ganz Krefeld und alle Hauptschulen. Ob es sinnvoll ist, eine Haupt- und eine Realschule zusammenzulegen, muss für jeden Stadtteil neu geprüft werden. Man muss auch sehen, ob die Eltern diese Schulform wirklich annehmen. Die Eltern werden letztlich entscheiden, wo sie ihr Kind anmelden."

(RP)
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