Krefeld "Hasspost": Fresenius-Chef über Helios-Anfänge

Krefeld · Der Chef des Fresenius-Konzerns, zu dem auch die Krefelder Helios-Klinik gehört, Ulf Schneider, hat in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" an die Protest-Methoden von Gegnern der Klinikprivatisierung in Krefeld erinnert und unter anderem von "Hasspost kurz vor Weihnachten" gesprochen. Zugleich würdigte er Krefeld als Beispiel für eine wirtschaftlich und medizinfachlich gelungene Privatisierung. Insbesondere wies er den Verdacht zurück, dass Gewinnstreben auf Kosten der medizinischen Qualität gehe: "Gute Medizin und nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg bedingen sich gegenseitig. Nur so ist Fortschritt in der Medizin möglich und erschwinglich."

Schneider berichtete mit Blick auf den Widerstand gegen die Übernahme der städtischen Klinik im Jahr 2008 von "Lichterketten, Mahnwachen, Hasspost kurz vor Weihnachten, das volle Gruselprogramm der Privatisierungsgegner". Mittlerweile habe Helios 200 Millionen Euro investiert, der Personalstand habe das ursprüngliche Niveau erreicht, "aber wir behandeln dank einer verbesserten Organisation deutlich mehr Patienten". Die Klinik mache Gewinn, "die Krefelder können sich über einen hochmodernen Krankenhausneubau freuen; selbst einige Kritiker im Betriebsrat haben inzwischen ihre Meinung geändert", darauf sei er stolz, betonte der Spitzenmanager.

Er räumte ein, dass es immer auch Schritte gebe, die schmerzhaft seien - man mache sich nicht immer nur Freunde. Er nannte als Beispiel die Abschaffung klinikeigener Küchen: "Tatsächlich hat nicht jede unserer Kliniken eigen Küchen, weil sich das nicht rechnet."

Scharf wies Schneider den Verdacht zurück, Großkliniken betrieben eine quasi seelenlose Apparatemedizin mit Billigmedikamenten: "Schlagwörter wie Apparatemedizin oder der Vorwurf, dass ein privat betriebenes Krankenhaus lieber die billige als die teure Medizin gibt, halte ich für Pennälerlogik, um es freundlich auszudrücken." Jede Krankenhaus schade sich selbst, wenn Patienten es mieden.

(vo)
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