Krefeld Handwerk und Shows beim Bottermaat

Krefeld · Der Hülser Bottermaat zog trotz der Konkurrenz von "Krefeld pur" und mehreren Trödelmärkten tausende von Besuchern an. Viele lassen sich von vorgeführtem altem Handwerk faszinieren, vor allem Kinder.

 Dicht an dicht drängten sich die Besucher nicht nur in der Budengasse der Konventstraße, sondern auch an der Bühne auf dem Hülser Marktplatz, um die Darbietungen zu verfolgen.

Dicht an dicht drängten sich die Besucher nicht nur in der Budengasse der Konventstraße, sondern auch an der Bühne auf dem Hülser Marktplatz, um die Darbietungen zu verfolgen.

Foto: Thomas Lammertz

Dichtgedrängt schieben sich die Besucher des 40. Hülser Bottermaats durch die Budengasse im Ortskern. Auffallend viele Familien mit kleineren Kindern sind darunter, die sich ohne Scheu an den zahlreich gebotenen Möglichkeiten zum Mitmachen beteiligen. Der Heimatverein hat seine Heimatstuben, die Burg, die Pfarrkirche St. Cyriakus und die Konventkirche geöffnet. Wer den Blick von oben auf das bunte Treiben und das Hülser Umland richten will, kann den Turm der Hülser Pfarrkirche besteigen.

Der Bottermaat mit über 100 Ausstellern und Marktbeschickern ist ein echt "hölsches" Fest, bei dem allerdings auch Nicht-Hülser neugierig vorbeischauen. "Hölsch Platt" wird stolz vorgetragen, Porree heißt an den Verkaufsständen grundsätzlich Breetlook, und so wundert es nicht, dass am Stande der Hülser Landfrauen Lauchkuchen auf Blätterteig "Breetlookskukk" heißt. An diesem Stand wird gebuttert wie vor 100 Jahren. Nach einer guten halben Stunde emsigen Drehens mit der Kurbel hat sich im hölzernen Butterfass die 40-prozentige Sahne in satte Klumpen goldgelber Butter und milchiges Wasser getrennt, die die Landfrauen dann zum Verkauf anbieten.

Nebenan wird Apfelsaft hergestellt. Die Äpfel werden in das Schnetzelwerk geworfen, dort zerschnitten. Der Trester wird anschließend in die Presse gesteckt, wo ihnen durch Druck der Saft herausgepresst wird. In speziellen Fässern wird dieser Saft dann auf 82 Grad Celsius erhitzt. Nach dem Abkühlen erhält man einen naturreinen Apfelsaft aus den Sorten Renette, Schafsnase und Boskop. "Wir sind ein Orbroicher Freundeskreis, der Mitleid mit den Äpfeln hatte, die jedes Jahr ungeerntet an den Bäumen hängen blieben", erzählte Josef Gossen. "Als vor acht Jahren einer von uns eine alte Presse auf dem Schrottplatz entdeckte, haben wir begonnen, die Herstellung von Apfelsaft vorzuführen. Die Hülser Kinder wissen mittlerweile, dass Apfelsaft nicht aus dem Supermarkt kommt."

Paul Funger führte für die Hülser Druckerei Kaltenmeier eine alte Druckmaschine vor. "Mein Handwerk ist ausgestorben, ich bin einer der letzten", bedauerte er den rasanten elektronischen Fortschritt im Druckgewerbe. Ein kleines Mädchen möchte an der Maschine einen Druck mit einer Hülser Ortsansicht herstellen. Funger zeigt, wie sich die drei Farbwalzen mit Farbe versorgen, dann wird das Papierblatt angepasst. Mit kräftigem Druck presst das Mädchen den Druckhebel nach unten. Nach dem Öffnen entnimmt Funger das Blatt und bittet das Mädchen noch zu signieren, indem er den Zeigefinger des zögernden Mädchens in die Druckerfarbe tupft und danach auf das Blatt. Dann erhält das Kind den Druck, den Funger in ein Deckblatt einschlägt, denn dieser muss noch trocknen.

Vom Stand des Hülser Rassegeflügelvereins sind die Kinder nicht wegzukriegen. In einem großen Käfigkarree können das Brasilhuhn, ein Kampfhuhn mit seinen Jungen, indonesische Rassehühner, die beim Schlachten ein schwarzes Fleisch zeigen, sowie Seidenhühner aus China und indische Laufenten bestaunt werden, die die etwa 20 Züchter des Hülser Traditionsvereins in gut abgeschirmt gegen Raubtiere in weiten Freigehegen halten.

Die im letzten Jahr erstmals ihr Handwerk demonstrierende Hundefrisörin Sandra Mathives war auch diesmal wieder dabei. Neu war der Messer- und Scherenschleifer Ernst Zölzer. "Die Hülser haben meinen Stand regelrecht gestürmt, ich konnte mich nicht mal setzen", berichtete er. Zölzer hat sein Handwerk in der Messerstadt Solingen gelernt. Für einen Messer-Spezialschliff brauch er fünf bis zehn Minuten. Dafür setzt er spezielle Schleifsteine für Scheren, Messer oder Schneideräder ein.

Eine Familie aus Kleve, die eigentlich zur "Krefeld pur" wollte, blieb in Hüls hängen. "Der Bottermaat ist überschaubar und so wirklich gemütlich", lobte der Vater. "Wenn hier noch mehr Handwerk gezeigt würde, hätte er eine herausragende Stellung unter den vielen Märkten der Umgebung."

(RP)
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