Mitgliederschwund Handelsverband startet Crowdfunding

Krefeld · Der Einzelhandel hat’s schwer. Der Branchenverband auch. Der Mitgliederschwund gefährdet die Finanzierung der Angebote. Mit einem Pilotprojekt will Geschäftsführer Markus Ottersbach die Etatlücke schließen. Ein Crowdfunding-Projekt auf der Internetplattform „startnext“ soll bis zum 11. November 24.000 Euro einspielen.

 Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbands, und Markus Schaaf, Hochschule Niederrhein (rechts), präsentieren den Crowfunding-Auftritt.

Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbands, und Markus Schaaf, Hochschule Niederrhein (rechts), präsentieren den Crowfunding-Auftritt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Handelsverband Krefeld, Kempen, Viersen geht neue Wege – muss neue Wege gehen. Für das kommende Jahr decken die  Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen nicht mehr die Kosten für die Verbandsarbeit mit all ihren Angeboten. 24.000 Euro beträgt das erwartete Defizit. Eine Mehreinnahme in dieser Größenordnung soll nun ein Pilotprojekt in die Kasse spülen. Gestern startete die erste Crowdfunding-Kampagne der Interessenvertretung mit Sitz an der Hansastraße.

Mit einem Video auf der Internetplattform „startnext“ werben Handelsverband-Geschäftsführer Markus Ottersbach und Student Markus Schaaf, der die Kampagne als Teil seiner Masterarbeit an der Hochschule Niederrhein betreut, um finanzielle Unterstützung für die Lobbyarbeit für die Einzelhändler, Filialisten und großen Ketten. Den Betrag können Interessierte selbst festlegen. Verschiedene Extras warten auf die Spender. Die Palette  reicht von „Wundertüten“ bis hin zur kostenlosen Teilnahme an Fortbildungsseminaren.

Von den rund 5000 Händlern in der Region seien rund 1000 organisiert, erklärte Ottersbach. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl in Krefeld, Kempen und Viersen allein durch Geschäftsaufgabe um zehn Prozent gesunken. An der Beitragsschraube lasse sich nicht mehr drehen, betonte er. Deshalb versuche man einen komplett neuen Weg. Eine nicht repräsentative Umfrage habe ergeben, dass ein Drittel der Befragten bereit sei, einen freiwilligen Obolus für die Verbandsarbeit zu leisten. Falls jedes dritte Mitglied 70 Euro überweise, sei das Ziel erreicht, rechnete Schaaf vor. Stimmiger wäre es, wenn sich jeder dritte der 4000 nicht organisierten Händler, die von der Lobbyarbeit gleichermaßen profitieren, sich aber nicht als Verbandsmitglied aktiv beteiligen, spendabel zeigen würde. In dem Fall würden 18 Euro von jedem reichen, um die 24.000-Euro-Grenze zu erreichen.

Im kommenden Jahr soll es dann an die Strukturen gehen: Ein Teil der Verbandsangebote, die über allgemeine Beratung hinausgehen, wird kostenpflichtig und von einer noch zu gründenden Gesellschaft  in der Rechtsform GmbH übernommen werden. Die könne dann auch spezielle Projekte initiieren und realisieren, die dem Handelsverband aus steuerlichen Gründen verwehrt seien, erklärte Ottersbach.

In der Gesellschaft sei seit Jahren eine sinkende Bereitschaft festzustellen, sich in Verbänden und Vereinen zu organisieren und ehrenamtlich zu engagieren. Auf der anderen Seite stehe eine hohe Inanspruchnahme des Handelsverbandes durch Politik und Verwaltung, berichtete Ottersbach. Für sie sei der Verband ein unerlässlicher Ansprechpartner, wenn es um die Vorbereitung von Entscheidungen geht, die Auswirkungen auf den Handel haben. Ganz oben auf der Agenda stünden derzeit die Themen Innenstadtentwicklung und Mobilität. Auch die Medien informierten sich regelmäßig über aktuelle Themen aus dem Handel. Denn nach wie vor sei dieser prägend für die Attraktivität der Städte und darum für die Allgemeinheit von Bedeutung, so der Geschäftsführer.

Einige Beispiele zeigen auf, wo der Handelsverband Krefeld-Kempen-Viersen etwas bewirkt hat: Zusammen mit der IHK Mittlerer Niederrhein ist er der Erfinder der Initiative „Heimat shoppen“, der inzwischen größten bundesdeutschen Kampagne zur Kommunikation der Bedeutung des Stationären Handels. Durch eigene Anträge, Gespräche sowie Unterstützung von Werbegemeinschaften hat er dazu beigetragen, dass alle geplanten verkaufsoffenen Sonntage in der Region stattgefunden haben. Durch die Beteiligung an Mobilitäts- und Parkraumkonzepten ist sichergestellt, dass Innenstädte und Ortskerne mit allen Verkehrsmitteln erreichbar bleiben. In den vergangenen Jahren ist es vier Werbegemeinschaften mit der Unterstützung des Verbandes gelungen, den Generationswechsel zu meistern und ihren Bestand zu sichern. Regelmäßig überarbeiten alle Kommunen ihre Einzelhandelskonzepte. Daran ist der Verband beteiligt. Dessen Expertise trägt dazu bei, dass die Rahmenbedingungen zur Sicherung des Stationären Einzelhandels positiv gestaltet werden.

Zur Vorbereitung der Kampagne wurde durch eine Unternehmensbefragung ermittelt, wie die grundsätzliche Einstellung zur Leistung des Handelsverbandes ist. „Knapp 80 Prozent der Befragten schätzen die Bedeutung des Handelsverbandes auf regionaler Ebene als „wichtig“ oder „eher wichtig“ ein. Wichtigstes Thema aus Sicht der Befragten ist es, die Qualität der Stadtzentren zu verbessern. Dem Verband wird hier auch die Kompetenz zugemessen, Veränderungen zu bewirken“, informierte Schaaf.

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