Krefeld Hafenerweiterung: Werben um Meerbusch

Krefeld · Mehrere Firmen wollen sich derzeit im Krefelder Hafen neu ansiedeln – mittelfristig fehlen dort Flächen. Stadt und IHK wollen den Hafen jetzt auf Meerbuscher Stadtgebiet erweitern. Dagegen wächst in der Nachbarstadt der Protest.

Mehrere Firmen wollen sich derzeit im Krefelder Hafen neu ansiedeln — mittelfristig fehlen dort Flächen. Stadt und IHK wollen den Hafen jetzt auf Meerbuscher Stadtgebiet erweitern. Dagegen wächst in der Nachbarstadt der Protest.

Der Krefelder Hafen soll nach neuen Plänen von Stadtverwaltung, Hafen GmbH und IHK auf Meerbuscher Stadtgebiet erweitert werden — im Norden Meerbuschs könnte auf derzeit landwirtschaftlich genutzter Fläche eine trimodale Logistikfläche entstehen, die sowohl für Bahnen als auch Lkw und Schiffe erreichbar wäre. Angedacht ist eine Anbindung über die Raststätte Geismühle.

Der Krefelder Hafen, viertgrößter Binnenhafen in NRW, drängt auf diese Lösung, Krefelds Planungsdezernent Martin Linne will in Meerbusch werben. In der südlichen Nachbarstadt allerdings sind die Vorbehalte groß — für heute, 20 Uhr, haben Bürgervereine und eine Bürgerinitiative zu einer Protestversammlung eingeladen.

Schon in wenigen Jahren wird das Gebiet rund um den Krefelder Hafen vor gravierenden Problemen stehen — es fehlen Flächen. Hafensprecher Andreas Hamm bestätigte auf Anfrage: "Es gibt mehrere Unternehmen, die sich hafennah in Krefeld ansiedeln möchten. Falls sich die Ansiedlungsanfragen alle umsetzen lassen, werden im Hafengebiet keine großen Ansiedlungen von Logistikern mehr möglich sein, da in der Regel Flächengrößen von zehn Hektar und mehr angefragt werden.

Wir werden in absehbarer Zeit in Krefeld grundsätzlich an die Kapazitätsgrenze kommen." Die zukünftige Entwicklung neuer Gewerbeflächen südlich des Hafens auf Meerbuscher Stadtgebiet sei "definitiv eine Option", sagt Hamm. Zuletzt war spekuliert worden, ob Mercedes die Verschiffung der in Düsseldorf produzierten Sprinter über Krefeld laufen lässt. Laut Andreas Hamm gibt es zumindest derzeit keine konkrete Anfrage.

Ausgangspunkt der Idee des interkommunalen Gewerbegebiets war eine großangelegte Studie der Standort Niederrhein GmbH, in der mehr als 50 Areale zwischen Krefeld, Viersen und Köln auf ihre Logistiktauglichkeit geprüft wurden. Das südlich des Krefelder Hafens gelegene Gebiet ist demnach besonders günstig: Mit 185 Hektar wäre es eine der größten möglichen Logistikflächen in NRW, die trimodal — per Lkw, Schiff und Schiene — erreichbar wäre.

Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), wirbt deshalb: "Kaum ein Hafen am Niederrhein ist besser geeignet, die Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf Binnenschiff und Schiene zu forcieren, als der Standort Krefeld", schrieb er zuletzt in einem Gastbeitrag. Die IHK favorisiert dabei eine Anbindung zur A57 über die Raststätte Geismühle.

Die Potenzialfläche in Meerbusch ist im Landesentwicklungsplan, der bald fortgeschrieben wird, als "Ballungsrandzone" bezeichnet; aktuell wird sie landwirtschaftlich genutzt. Sie grenzt direkt an die Naturschutzgebiete Latumer Bruch und Die Spey. Hamm bezeichnet die Option einer neuen interkommunalen Zusammenarbeit mit Meerbusch als langfristige Maßnahme.

Dazu müsste im Rahmen des Regionalplans im Regierungsbezirk Düsseldorf das Areal raumordnerisch behandelt werden. Hamm: "Dies geht nur mit Zustimmung der betroffenen Kommune, wozu wir bei der Meerbuscher Politik gerade erst am Anfang der Willensbildung sind."

Der Termin heute Abend ist also der erste öffentliche Lackmustest für das neue Gewerbegebiet.

(RP/rl)
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