Krefeld Gutachter prüft Vauths Prozessfähigkeit

Krefeld · Zu einem Gerichtsverfahren gegen den Krefelder Rechtsanwalt Lothar Vauth wird es womöglich nie kommen. Mehrere Gutachten bestätigen seine Verhandlungsunfähigkeit wegen psychischer Probleme. Jetzt lässt das Landgericht prüfen.

Acht Monate nach der Anklage gegen den Krefelder Anwalt Lothar Vauth (47) durch die Staatsanwaltschaft Krefeld zeichnet sich ab, dass es womöglich zu einem Hauptverfahren nie kommen wird. Das Landgericht bestätigte auf Anfrage, dass der zuständige Richter Herbert Luczak ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, das die Prozess- und Verhandlungsfähigkeit Vauths dokumentieren soll. Bereits jetzt liegt ein anderes Gutachten vor, das die zahlreichen Klinikaufenthalte Vauths wegen körperlicher und psychischer Krankheiten dokumentiert.

Aus informierten Kreisen heißt es, dass der nun durch das Landgericht bestellte Gutachter Martin Albrecht aus der Klinik Viersen-Süchteln kaum anders wird entscheiden können als seine Kollegen, die Vauth bisher untersucht haben — mündlich soll er seine Skepsis bezüglich der Prozessaufnahme gegen Vauth schon geäußert haben.

Zahlreiche Klinikaufenthalte sind im ersten vom Bonner Professor Walter Möbius, ehemaliger Chefarzt des Johanniter-Krankenhauses Bonn, erstellten Gutachten dokumentiert.

Der Fall Vauth wird also womöglich nach Jahren der Ermittlung ohne Urteil enden: Der 47-Jährige war bis 2009 in seiner Krefelder Kanzlei Dr. Stöber, Oehring, Vauth & Partner an der St.-Anton-Straße die womöglich bunteste Figur der Krefelder Anwaltsszene, bis auf dem Höhepunkt seiner Macht im Jahr 2009 — Vauth war damals SPD-Landratskandidat für Viersen und Prinz Karneval von Tönisvorst — die Ermittlungen gegen ihn begannen. Ein Partner in der Sozietät, Stephan Jellacic, hegte Verdacht gegen seinen Kollegen und prüfte am Rosenmontag 2009 Akten. Sie sollen belegen, dass Vauth massiv Mandantengelder veruntreut hat.

Jellacic stellte in Absprache mit weiteren Rechtsanwaltskollegen der Kanzlei während eines Ägypten-Urlaubs von Vauth im März 2009 Strafanzeige. Der Vorwurf: In Erbrechts-Fällen soll Vauth die Gelder, die die unterlegene Gegenseite zu zahlen verpflichtet war, einbehalten haben. Seinen eigenen Mandanten wiederum soll er mitgeteilt haben, dass bisher kein Geld eingegangen sei. In dieses System soll Vauths Ehefrau Jessica involviert gewesen sein, die in der Kanzlei als Bürovorsteherin gearbeitet hat.

Dreieinhalb Jahre wurde der Fall bearbeitet, teilweise mit Sonderermittlern aus Düsseldorf. Aus Reihen der Krefelder Anwaltschaft wurde in dieser Zeit hinter vorgehaltener Hand immer wieder der Verdacht geäußert, dass das Verfahren verschleppt werden soll. Im Februar 2013 wurde durch die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben: Untreuehandlungen in 931 Fällen werden Vauth vorgeworfen.

Jahrelang deutete alles auf eine Bilderbuchkarriere des Lothar Erich Vauth hin: Sein Abitur hat Vauth 1985 am Krefelder Arndt-Gymnasium gemacht, erhielt mit 20 Jahren ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung für Höchstbegabtenförderung, arbeitete nach dem Jura-Studium in der NRW-Staatskanzlei unter Ministerpräsident Johannes Rau, im Verbindungsbüro des Landes NRW in Brüssel.

Auch seine parteiinterne Laufbahn in der Tönisvorster SPD ist von Rekorden geprägt: Mit 18 Jahren jüngstes Ratsmitglied in NRW, mit 28 Jahren Vize-Bürgermeister in Tönisvorst, mehrere Jahre Mitglied im Kreistag Viersen, Gremienmitglied beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und Landschaftsverband Rheinland, öffentliche Ämter im Heimatbund St. Tönis, beim Roten Kreuz und in zahlreichen Ausschüssen.

2009 endete diese politische Karriere abrupt.

(RP)
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