Krefeld Grundschulstreit: Fischelns Eltern empört
Krefeld · Der Schulverbund von Stahldorfschule und Wimmersweg ist gestoppt – Eltern sind überrascht über den Rückzieher.
Der Schulverbund von Stahldorfschule und Wimmersweg ist gestoppt — Eltern sind überrascht über den Rückzieher.
Empört haben gestern Eltern von Schülern der Fischelner Grundschule am Wimmersweg auf Vorwürfe aus der Politik reagiert, sie würden einen Grundschulverbund mit Stahldorf ablehnen, weil es sich bei den dortigen Schülern um Migrantenkinder handele. Silke Hellmann, Elternpflegschaftsvorsitzende, betonte: "Es war nie unsere Intention, die Verbundschule zu kippen. Es ging uns nur darum, dass mit erster Priorität beide Schulen eigenständig bleiben."
Cora Krings, Mutter vom Wimmersweg, sagte: "Der Verbund wird von uns nicht generell abgelehnt, es geht uns nur darum, dass die schulischen Standards der Grundschule Wimmersweg gewahrt bleiben." Sie ärgere sich darüber, von Politikern in eine "rechte Ecke" gedrängt zu werden. "Am Wimmersweg haben wir auch viele Migrantenkinder, dort klappt das Miteinander auch. Die Schule dort legt großen Wert auf soziales Miteinander." Die Elternpflegschaft will in der kommenden Woche zum Thema tagen.
In der Sitzung der Bezirksvertretung Fischeln war die Lage am Dienstag eskaliert. Vom Versuch der "Bürgerschicht", die Kinder vor Stahldorfern zu schützen, sprach Grünen-Bezirksvertreter Daniel Werner. Schulleiterin Angelika Naumann, die schon kommissarische Schulleiterin an der Stahldorfschule ist, musste sich anfeinden lassen.
Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte die städtische Schulverwaltung am Mittwoch mit, dass der Verbund vorerst um ein Jahr verschoben sei. Gestern erklärte die Stadt, dass es aus ihrer Sicht derzeit keine Alternative zum Verbund von Stahldorfschule und Grundschule Wimmersweg gebe.
Die Situation ist verfahren: Denn eigentlich schon am 14. Oktober sollte das Anmeldeverfahren für den neuen Schulverbund starten. Über den Verbund entscheidet laut Stadt der Rat, die jetzt erfolgte Einbindung der Schulkonferenzen hat nur den Status einer "Anhörung". Eltern sind jetzt unsicher, wo sie ihr Kind anmelden sollen. Die Stadt betonte gestern, dass die Kinder im neuen Verbundmodell nur an einem Standort unterrichtet würden — fahren müssten nur die Lehrer. Und wenn die Eltern ihr Kind am Wimmersweg anmelden, würde es auch dort unterrichtet: "Die Aufnahmeentscheidung bezieht sich auf den konkreten Teilstandort, so dass ein Wechsel nur im Einvernehmen mit den Erziehungsberechtigten erfolgt", betonte die Stadt gestern.
In der Vorlage für den nächsten Schulausschuss begründet die Stadt die Pläne. Grund für den Verbund sei die geringe Schülerzahl in Stahldorf. In der Prognose für die kommenden Jahre geht man von nur noch 143 Kindern im Jahr 2017/2018 aus — dies würde zwei Klassen je Jahrgang bedeuten. Derzeit hat die Schule 152 Schüler.
Die Stahldorfschule sollte zunächst mit der Regenbogenschule am Standort der Theodor-Heuss-Schule am Wehrhahnweg zusammengelegt werden. Der Plan wurde wieder aufgegeben. Es folgte am 13. November 2012 eine neue Schulgesetzgebung — die Mindestgröße von Grundschulen wurde auf 92 Kinder herabgesetzt. Konkreter gesetzlicher Handlungsdruck besteht deshalb für die Stadt bei der Stahldorfschule nicht mehr. Die Verwaltung bleibt dennoch bei einer Mindestgröße von 200 Schülern, "aus pädagogischen und schulfachlichen Gründen", wie es in der Vorlage heißt. Daraufhin nahm die Stadt Gespräche mit der Schulleitung der Grundschule Wimmersweg auf — die Stadt sieht dort die räumlichen Kapazitäten ausgereizt. Die Schule hat derzeit 313 Schüler, soll ohne Verbund im Jahre 2017/2018 eine Zahl von 264 Schülern erreichen. Im neuen Grundschulverbund rechnet die Stadt mit 452 Schülern im Jahr 2014/2015 — diese Zahl soll laut Prognose bis auf 404 Schüler im Schuljahr 2017/2018 zurückgehen. Aus Sicht der Stadt bedeutet dies, dass ein Verbund beider Schulen mehr Flexibilität bringt.
Nicht leugnen lassen sich die strukturellen Unterschiede an beiden Schulen — der Stadtteil Fischeln ist eher bürgerlich geprägt, Stahldorf durch ein Migranten-Umfeld. Lehrer der Stahldorfschule berichten, dass viele Schüler im Unterricht kaum oder gar kein Deutsch verstehen würden. In ihrer Stellungnahme zum Verbund schreiben die Lehrer der Stahldorfschule explizit, dass sie sich bei einer Zusammenarbeit mit dem Wimmersweg einen "verbesserten Spracherwerb" für ihre Schüler erhoffen.