Städtebau Krefeld Grünes Licht für kulturhistorische Analyse der Stadtentwicklung

Krefeld · Erstmals soll die Innenstadt gründlich in ihrem kulturhistorischen Wachstum erforscht werden. Ziel: Handlungsempfehlungen für die Gestaltung zu erhalten.

 Adolph von Vagedes (1777 - 1842); er entwarf die Stadterweiterung von 1819 mit den vier Wällen.

Adolph von Vagedes (1777 - 1842); er entwarf die Stadterweiterung von 1819 mit den vier Wällen.

Foto: Düsseldorferjonges

(vo)  Die Fachleute verbinden damit die Hoffnung auf eine neue Ära der Stadtplanung in Krefeld: Der Planungsausschuss hat grünes Licht für die Ausschreibung einer „kulturhistorischen städtebaulichen Analyse“ Krefelds gegeben. Ziel sei es, ein „Gestaltungsleitbild auf Grundlage der historischen Stadtmorphologie aufzustellen“, heißt es in der Expertise dazu. Am Ende soll die Analyse in ein historisches Leitbild und Handlungsempfehlungen sowie Gestaltungskriterien für die Krefelder Innenstadt münden. Vorbild für diese Art der Analysen sind die Niederlande. Dort sind solche historischen Stadtanalysen gesetzlich vorgegeben und ausschlaggebend bei planerischen Konflikten. Wie CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld auf Anfrage erläuterte, dienen solche Analysen bei unseren Nachbarn schon lange und erfolgreich als Planungsgrundlage. Anfang 2020 soll das Gutachten für Krefeld vorliegen.

Die Ausschreibung, die ein Volumen von 159.000 Euro umfasst und aus dem Stadtumbau West finanziert wird, ist indirekt ein Eingeständnis, dass es in Krefeld offenbar trotz des häufigen Verweises auf Vagedes und seiner vier Wälle wenig historisch fundiertes und planerisch nutzbar gemachtes  Wissen über die Innenstadtstrukturen gibt. Rat und Veraltung wollen das auch mit Blick auf das Stadtjubiläum im Jahr 2023 ändern, wenn Krefeld seiner Gründung vor 650 Jahren gedenkt. Das Thema „Identität“ spiele dabei eine große Rolle. „Das historische Bewusstsein der Bevölkerung soll geweckt und der Bezug zum eigenen Lebensraum gestärkt werden“, heißt es in der Skizzierung der Ausschreibung. Die neue Analyse bilde einen von vier Bausteinen des Rahmenplans „Perspektive Innenstadt 2023“.

Wettingfeld hat in der Sitzung  angeregt, einen Fachmann aus dem Krefelder Heimatverein als Sachkundigen Bürger in den Ausschuss zu integrieren. Ihm war auch wichtig, nicht nur die berühmte, auf Vagedes  zurückgehende sechste Stadterweiterung  aus dem Jahr 1819 zur Grundlage der Analyse zu machen, sondern auch die siebente ab dem Jahr 1843. „Mit ihr entstand eigentlich die City in den Ausmaßen und Grundzügen, wie wir sie heute kennen“, erläuterte Wettingfeld  im RP-Gespräch.

1843 wurde Krefeld bis zu den heutigen Ringstraßen erweitert. 1849 kam der  Bahnhof dazu, der die Verlängerung des  Ostwalls erforderte. Die Sorge Wettingfelds wurde insofern zerstreut, als die anvisierte Analyse natürlich die historische Entwicklung  Krefelds erarbeiten will und nicht einen Zustand  – hier: den von 1819 – zum Maßstab aller Zeiten machen soll.

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