Krefeld Grüne wollen Glyphosat auf städtischen Feldern verbieten

Krefeld · Die Fraktion hat im Umweltausschuss einen Antrag vorgelegt, mit dem das Ausbringen des umstrittenen Pflanzenschutzmittels verhindert werden soll.

 Die Fraktion der Grünen fordert, das Ausbringen von Glyphosat auf stadteigenen Feldern zu verbieten.

Die Fraktion der Grünen fordert, das Ausbringen von Glyphosat auf stadteigenen Feldern zu verbieten.

Foto: EPD

Die Grünen wollen aktiv gegen das Insektensterben in Krefeld vorgehen. "Es ist unglaublich bitter, wenn man die jüngsten Zahlen verfolgt und sich mit den dramatischen Auswirkungen beschäftigt", sagt Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias. "Singvögel werden in der City zur Seltenheit." Die Grünen wollen mit Umweltschutzverbänden versuchen, auch innerstädtische Flächen zu nutzen und entsprechend als Lebensraum für Insekten anzubieten.

Bienen, Wespen aber auch Käfer und Motten sind das Fundament eines gesunden Ökosystems. "Untersuchungen belegen, dass wir seit 1989 über drei Viertel der Insektenmasse verloren haben", beschreibt Matthias die Situation. "Immer kleiner werdende ökologische Inseln in einem stets eintöniger werdenden Meer aus Ackerflächen sorgen für ein Problem, dem wir uns stellen müssen." Insekten sind nicht nur wichtige Pflanzenbestäuber, sondern regulieren auch Schädlinge und dienen zahlreichen anderen Arten als Futter. "Weniger Insekten bedeutet deshalb weniger Fische, Frösche oder Vögel aber auch weniger Obstbäume."

Dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat - das einerseits in großen Massen bei der Unkrautvernichtung zum Einsatz kommt, andererseits aber im Verdacht steht, krebserregend zu sein - haben die Grünen in Krefeld bereits den Kampf angesagt. Die Fraktion hat im Umweltausschuss einen Antrag vorgelegt, um das Ausbringen von Glyphosat auf städtischen Feldern zu untersagen, die an Bauern verpachtet sind. Matthias: "Die Verwaltung erarbeitet derzeit eine entsprechende Vorlage. Ich hoffe, dass die anderen Ratsfraktionen unserem Antrag folgen werden."

In einem weiteren Punkt haben die Grünen viele Krefelder Bauern bereits heute im Boot. "Es entstehen wieder mehr Blühstreifen an den Rändern der Felder. Hier hat ein Umdenken eingesetzt, das in die richtige Richtung führt", freut sich die Fraktionsvorsitzende. Blühstreifen am Feldrand sind Lebensraum für viele Wildtiere, sie bieten Nektar für Schmetterlinge und Bienen. Die Samen sind die Nahrung zahlreicher Vögel. Auch im Winter bieten Blühstreifen vielen Wildtieren Deckung. Die Pflanzen wirken zwischen Schnee und Erde als zusätzliche Isolierschicht. Damit schützen sie im Boden überwinternde Lebewesen vor Kälte und Frost. Die Hohlräume der trockenen Halme und Stängel werden von den Raupen und Puppen vieler Insekten zum Überwintern genutzt.

Nicht zuletzt wollen die Grünen auch die Bürger zum Mitmachen gewinnen. "Wir wollen mehr Natur in die Stadt zurückholen und die Menschen sensibilisieren", sagt Heidi Matthias, der der Trend zum innerstädtischen "Steingarten" missfällt. "Ich verstehe, dass diese vielleicht pflegeleichter sind. Doch für die Natur ist das der falsche Weg." Für die Verbesserung des Stadtklimas empfehlen die Grünen eine verstärkte Dachbegrünung beim Neubau und - auf freiwilliger Basis - bei Altbauten, um insbesondere im Sommer den Aufheizeffekt der Bodenversiegelung abzumildern. Positiv stehen die Grünen zu bisherigen Projekten zwischen Grünflächenamt und den Umweltschutzverbänden. "Wir haben allerdings die Befürchtung, dass im neuen städtischen Kommunalbetrieb gerade dieser Bereich an die Wand gedrückt werden könnte, um Kosten zu sparen", so Matthias. "Hier werden wir ein waches Auge haben."

(RP)
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