Krefeld „Grüne Dame“ schenkt Patienten ihre Zeit

Krefeld · Ihr Vorteil ist die Zeit. Denn während sich das Alltagskarussell immer schneller dreht, nimmt sich Ulrike Grünberg viel Zeit für "ihre" Patienten. Die 62-Jährige engagiert sich in der ökumenischen Krankenhaushilfe als "Grüne Dame". Sie geht in Krankenhäuser und besucht die Patienten. "Wir haben ein offenes Ohr für ihre Geschichten", sagt Grünberg, "Dabei liegt es in der Hand der Gastgeber, über welches Thema wir uns unterhalten."

Ob Kardiologie oder Onkologie — in rund 32 Stationen sind sie unterwegs. In ihren grünen Kitteln, daher auch der Name, gehen sie von Zimmer zu Zimmer und bieten ihren Service an. "Niemand muss mit uns reden, doch in der Regel werden wir schon erwartet." Kein Wunder, Denn im Krankenhaus herrscht oftmals Stillstand. Ob Beruf, Familie oder Freizeit — Unfall oder Krankheit bremsen den Menschen aus. "Die Patienten sind isoliert. Natürlich kommen Verwandte zu Besuch, doch herrscht oft eine beklemmende Atmosphäre. Mit uns reden die Patienten viel offener."

Ängste, Sorgen, Glück, Hoffnung

Ob der Wellensittich zu Hause oder die Bohnen im Garten, gerade das Gespräch über das Alltägliche bietet einen gelungenen Einstieg. "Schließlich sind wir völlig unbekannt. Viele wollen erstmal ,warm werden‘, doch dann erzählen sie oft über ihre intimsten Ängste und Sorgen, aber auch über Glück und Hoffnung", sagt Grünberg.

46 Damen und sieben Herren besuchen einmal pro Woche die Stationen. Rund drei Stunden lauschen sie den Erzählungen oder erledigen kleinere Botengänge. Dabei haben sie deutlich mehr Zeit für den Einzelnen als das Pflegepersonal und sind wesentlich unbefangener als die direkten Angehörigen. "Ich bin nicht persönlich betroffen, und ich habe nicht die Absicht zu therapieren", erklärt die 62-Jährige. Seit nunmehr 19 Jahren widmet sie sich dem Ehrenamt. Nachdem ihre Töchter aus dem Haus waren, hörte die ehemalige Volksschullehrerin von dem Angebot. Jetzt betreut sie Patienten in der Chirurgie.

"Die meisten von uns sind pensioniert. Wir arbeiten viel am Vormittag." In monatlichen Gesprächskreisen mit Seelsorgern bereiten sie das Erlebte auf und werden regelmäßig fortgebildet, denn gerade der Umgang mit Kranken erfordert sehr großes Einfühlungsvermögen. Reduziert auf ein Bett befinden sich Menschen in Ausnahmesituationen, sie beginnen zu grübeln.

"Im Laufe des Gesprächs können sie sich ihre Ängste und Sorgen von der Seele reden‘", sagt Grünberg. Für diese gänzlich unmedizinische Hilfe sind die Grünen Damen hoch angesehen, sowohl beim Personal, als auch bei den Angehörigen.

(RP)
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