Großeinsatz in Krefeld Bewaffneter hält 68-Jährige fast vier Stunden in seiner Gewalt

In Krefeld hat ein Mann Passanten mit einem Messer bedroht und eine Frau in seine Gewalt gebracht. Die Polizei war im Großeinsatz. Spezialkräfte des SEK nahmen den Mann am Nachmittag fest. Die Frau konnte leicht verletzt in Sicherheit gebracht werden.

Um 15.42 Uhr ist es nach fast vier Stunden endlich vorbei: Eine Spezialeinheit der Polizei überwältigt an einer Straßenbahnhaltestelle am Krefelder Hauptbahnhof den Mann, der eine 68 Jahre alte Frau ab dem Mittag in seiner Gewalt hatte. Rettungskräfte und ein Notarzt kümmern sich um die Frau, sie ist im Gesicht leicht verletzt. Ein Seelsorger ist bei ihr. Auch der Täter wurde verletzt, als die Beamten ihn überwältigten. Als beim Zugriff zwei Schüsse fielen, blieben viele Passanten wie erstarrt stehen. "Bitte weitergehen", sagten die Polizisten. Der Täter wurde angeschossen und später im Krankenhaus an einem Bein operiert.

Begonnen hatte alles am Samstagmorgen. Die Polizei wollte den 46-jährigen Krefelder, der wegen Drogendelikten bekannt sein soll, in seiner Wohnung "gezielt überprüfen", wie eine Polizeisprecherin sagte. Zu den Gründen wollte sie zunächst nichts sagen. Der Mann war nicht zu Hause, die Beamten erfuhren aber, dass er am Hauptbahnhof ist und trafen ihn dort gegen Mittag an — an der Straßenbahnhaltestelle "Am Hauptbahnhof". "Die Kollegen wollten ihn mit zur Wache nehmen, da zog er sofort ein Messer", sagt die Sprecherin. Es kam zu einer chaotischen Situation, weil diejenigen, die an der Haltestelle warteten, flüchteten. Der Mann schaffte es aber, die Seniorin in seine Gewalt zu bringen.

Krefeld: Großeinsatz der Polizei am Ostwall
14 Bilder

Großeinsatz der Polizei am Ostwall

14 Bilder
Foto: Claudia Hauser

Eine Frau, die als Pflegerin im Seniorenheim "Hansa Haus" direkt neben dem Tatort arbeitet, konnte alles von einem Patientenzimmer aus beobachten. "Er hat sie gepackt, ihr den Arm um den Hals gelegt und ihr das Messer von unten an den Hals gehalten", sagt die 41-Jährige. Täter und Opfer saßen dann nebeneinander im Wartehäuschen — während er die meiste Zeit das Messer mit einer etwa zehn Zentimeter langen Klinge auf sie gerichtet hielt. "Immer wenn er sich eine Zigarette anzündete oder aus einer Bierdose trank, ließ er die Frau kurz los." Die Seniorin habe sehr apathisch gewirkt, sei ganz still gewesen, während der Täter hektisch auf sie eingeredet habe. Den 90 Heimbewohnern hatte man gesagt, es gebe eine Großrazzia, um sie nicht zu beunruhigen.

Die ganze Zeit über waren Polizisten in der Nähe des Täters, sprachen mit ihm. Dass sich in einer Parallelstraße die SEK-Beamten in Stellung brachten, bemerkte er nicht. Forderungen soll er nicht gestellt haben, weshalb die Polizei nicht von einer Geiselnahme, sondern einer Bedrohungslage sprach.

Das Hansa Centrum mit mehreren Geschäften wurde aus Sicherheitsgründen evakuiert, der Tatort großflächig abgesperrt. Viele Neugierige beobachteten den Großeinsatz hinter den Absperrungen.

Aufgrund der Sperrung kam es zwischenzeitlich zu Verspätungen von Bussen und Bahnen. Damit die Spezialisten der Spurensicherung nach dem Einsatz arbeiten konnten, blieb der Tatort bis zum Abend abgesperrt. Der Hauptbahnhof war aber den ganzen Tag geöffnet, Züge fielen nicht aus.

Am Ende ging dann alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten war der Täter überwältigt und ein Rettungswagen fuhr mit Blaulicht davon, um die Frau in eine Klinik zu bringen.

Am Sonntag hat das Amtsgericht dann auf Antrag der Staatsanwaltschaft Krefeld einen Haftbefehl wegen Geiselnahme und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gegen den 46-Jährigen erlassen. Er wird weiterhin in einem Krankenhaus behandelt. Die Ermittlungen, auch zur Motivlage, dauern noch an.

(mro/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort