Zoll und Bundespolizei Groß-Razzia im Prinzencarré: 13 Schwarzarbeiter in Abschiebehaft

Krefeld · Der Bauherr aus Waldbröl ist bemüht, eine Ersatzfirma für den Betrieb zu finden, der eine Vielzahl von Nicht-EU-Ausländern offenbar illegal in Krefeld beschäftigt hat.

 Gestern war auf der Baustelle im Prinzencarré kaum etwas los: Durch die Großrazzia des Zolls am Mittwoch ist der Zeitplan aus den Fugen geraten.

Gestern war auf der Baustelle im Prinzencarré kaum etwas los: Durch die Großrazzia des Zolls am Mittwoch ist der Zeitplan aus den Fugen geraten.

Foto: Norbert Stirken

Die Großrazzia des Zolls auf der Baustelle Prinzencarré war ein Stich mitten ins Wespennest. 13 Beschäftigte sitzen seit Mittwoch in Abschiebehaft. Das bestätigte Gerichtssprecher Maximilian Kuhn am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Die Männer aus „Nicht-EU-Ländern“ seien „vollziehbar ausreisepflichtig“, informierte Kuhn gestern.

Rund 80 Einsatzkräfte des Zolls sowie der Bundespolizei, Bezirksregierung und Stadt waren mit zahlreichen Fahrzeugen am Mittwoch vor Ort. Die Aktion begann um 8 Uhr, es handelte sich um eine von mehreren Überprüfungen, die durch das Arbeitsministerium in zahlreichen Städten in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurden. Bei den Kontrollen ging es unter anderem um die Bereiche Schwarzarbeit, Mindestlohn und Ausländerrecht.

Für das weitere Vorgehen sei das Ausländeramt der Stadt Krefeld verantwortlich, berichtete Kuhn. Die Folgen für den Arbeitgeber der 13 illegal Beschäftigten klären die Gerichte. In Waldbröl beim Bauherrn GK Verwaltungs GmbH sei die Nachricht aus Krefeld wie eine Bombe eingeschlagen. „Von allen auf unserer Baustelle tätigen Firmen sind nur bei einer einzigen Missstände entdeckt worden“, sagte Unternehmenssprecherin Katrin Loose. Dabei handele es sich um das Gewerk Malerarbeiten und Trockenbau. „Wir versuchen jetzt, den Vertrag mit dem Betrieb zu kündigen und suchen nach einem Ersatz“, sagte sie. Vom Fortgang der Arbeiten hängen auch alle anderen Gewerke ab. Das Zeitmanagement mit vielen Beteiligten sei komplex. Schließlich soll der Bau mit 163 Wohnungen im April beziehungsweise Mai des nächsten Jahres bezugsfertig sein. Mit der Vermarktung soll Anfang 2020 begonnen werden. Das Interesse sei groß, erklärte Katrin Loose.

In Sachen Schwarzarbeit habe die GK Verwaltungs GmbH dem betroffenen Unternehmen eine Frist gesetzt, sich zu erklären. „Auch uns sind nicht alle Informationen zugänglich“, berichtete sie. Für die erste Bauphase hatte der Bauherr die ANB Bau GmbH aus Troisdorf als Generalunternehmer für den Rohbau verpflichtet. Deren Geschäftsführer berichtete gestern im Gespräch mit unserer Zeitung über einen „italienischen Subunternehmer“, dessen drei bis vier Mitarbeiter sich bei der Razzia nicht hätten ausweisen können. Sie seien einige Stunden später wieder „freigelassen worden“ und auf der Baustelle aufgetaucht. Am Donnerstag sei auf dem früheren Areal des RWE, das viele Jahre brach gelegen hat, kaum was los gewesen, sagte der ANB-Vertreter. Auch gestern waren dort nur wenige Arbeitskräfte aktiv.

Auf dem Innenstadt-Areal am Stadtgarten sollen auf dem 10.250 Quadratmeter großen Grundstück 163 Wohnungen für rund 500 Bewohner in zwei großen mehrgeschossigen Komplexen entstehen. Das Stellplatzproblem soll eine Tiefgarage mit 168 Parkplätzen lösen.

Für das Grundstück wurde schon im Oktober 2017 eine Teil-Baugenehmigung für die Errichtung einer Tiefgarage und eines Wohngebäudes (Baukörper entlang St.-Anton-Straße und Prinz-Ferdinand-Straße) erteilt. Ein Bebauungsplan für das geschätzt mehr als 20 Millionen Euro teure Bauvorhaben sei weder vorhanden noch nötig, erklärte die Stadtverwaltung seinerzeit. Die planungsrechtliche Zulässigkeit richtet sich nach der Bebauung in der Umgebung.

Die Geschichte des Innenstadt-Quartiers beginnt im Jahr 1850 mit der Eröffnung der Maschinenfabrik & Eisengießerei der Gebrüder Wansleben. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb zu 70 Prozent zerstört. Friedrich Wilhelm Gerber gründete 1963 zusammen mit der Firma Kleinewefers die Firma „Gerber & Co.“, die Konstruktion und Vertrieb von Maschinen aller Art betrieb. Aus dieser Zeit rührten auch die Altlasten her. Rund 7000 Kubikmeter Erdreich kamen auf die Deponie. Die Kosten dafür sollen 250.000 Euro betragen haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort