Krefeld Gnadenfrist für Schullandheim Herongen

Krefeld · Schulklassen können für 2015/2016 das Schullandheim Herongen buchen, ohne eine unverhoffte Schließung fürchten zu müssen - das beschloss der Rat. Die Gegner des Beschlusses sind entsetzt über die Folgen für den Not-Haushalt.

 Vor der Ratssitzung hat gestern die Initiative zum Erhalt der Krefelder Bäume demonstriert. "Retten Sie unsere grüne Stadt Krefeld" stand auf dem Plakat.

Vor der Ratssitzung hat gestern die Initiative zum Erhalt der Krefelder Bäume demonstriert. "Retten Sie unsere grüne Stadt Krefeld" stand auf dem Plakat.

Foto: Thomas Lammertz

Nach stundenlanger Debatte hat eine rot-rot-grüne Mehrheit mit den Partei-Piraten im Rat den verbindlichen Erhalt des Schullandheims Herongen für das Schuljahr 2015/ 2016 beschlossen. Was danach kommt, soll im Rahmen der Haushaltsberatungen entschieden werden. Mitbeschlossen wurde: Es wird in dieser Zeit keine neuen Investitionen in das Heim geben außer zur Gefahrenabwehr. Zudem sollen die Preise erhöht werden - wie hoch, soll im Schulausschuss beraten werden. Partei-Pirat Peter Klein rief Lehrer und Eltern dazu auf, "mit den Füßen" über den Erhalt von Herongen abzustimmen und kräftig zu buchen, "damit das Ding voll wird": Zuletzt war das Heim nur zu rund 27 Prozent ausgelastet - und nur die Hälfte der Gäste kam aus Krefeld. Das Heim kostet im Jahr 200 000 Euro an Zuschuss.

 Soll mindestens noch das Schuljahr 2015/ 2016 verbindlich geöffnet haben: das Schullandheim Herongen.

Soll mindestens noch das Schuljahr 2015/ 2016 verbindlich geöffnet haben: das Schullandheim Herongen.

Foto: FöVer

Die Gegner des Beschlusses - CDU, FDP und die Ratsgruppe UWG/AfD - hatten vergeblich gefordert, das ganze Thema zu vertagen und in einer interfraktionellen Gruppe zum Haushalt zu beraten. Scharf kritisiert wurde, dass mit diesem Beschluss Geld für die Haushalte in 2015 und 2016 gebunden würde. Dies sei eine "bodenlose Missachtung des Haushaltes", sagte Ruth Brauers für die UWG/ AfD; FDP-Fraktionschef Heitmann mahnte, der Beschluss sei vor dem Hintergrund des Nothaushaltes auch ein verheerendes Signal an Düsseldorf über den Sparwillen Krefelds. Bei aller Sympathie für das Schullandheim sprächen die "nackten Zahlen" gegen eine Festlegung des Rates, argumentierte CDU-Fraktionschef Reuters. Er warf SPD-Ratsherr Frank Meyer vor, das Thema sei für die SPD der Einstieg in den Oberbürgermeisterwahlkampf - Meyer ist SPD-Kandidat für 2015.

Oberbürgermeister Kathstede skizzierte in der Debatte die Position der Verwaltung: Sie plädiert für einen Verkauf des Schullandheims; es gebe bereits zwei Kaufinteressenten, so Kathstede. In nächster Zeit seien erhebliche Investitionen fällig, sagte er und betonte, dass er mit Blick auf den Zustand des Heims Preiserhöhungen für unrealistisch halte. Für das Lager der Befürworter der einjährigen verbindlichen Gnadenfrist erklärte SPD-Ratsherr Frank Meyer, ein Buchungsvorbehalt - also die Möglichkeit, Buchungen kurzfristig stornieren zu können - würde das faktische Aus für das Schullandheim bedeuten, weil dann niemand mehr buchen würde. "Ein Rat sollte das Gut der Verlässlichkeit hochhalten", sagte er. Weitere Themen im Rat: Resolution Pkw-Maut Der Rat verabschiedete eine Resolution, wonach Krefeld die vom Bund geplante Einführung einer Pkw-Maut in Form einer Vignettenlösung ablehnt; Krefeld benötige als Industrie- und Logistikstandort eine enge Kooperation mit den Niederlanden. Philadelphiastraße Planungsdezernent Martin Linne hat im Rahmen der Einwohnerfragestunde erläutert, dass er die Sanierung der Philadelphiastraße frühestens für die Jahre 2018/ 2019 für realistisch halte; die Planung dauere erfahrungsgemäß so lange. Dies hat Hans-Günter Nichts, der als Sprecher des Bürgervereins danach gefragt hatte, mit tiefer Enttäuschung aufgenommen - und Sprecher der Fraktionen mit Unmut: Eigentlich sei abgemacht und beschlossen, dass unmittelbar nach dem Abschluss der Arbeiten am Ostwall die Sanierung der Philadelphiastraße beginne. AfD-Ratsherr Hans-Jürgen Heitzer beklagte, dass diese Debatte sich nun über 30 Jahre hinziehe - "eine ganze Generation". Er forderte auch mit Blick auf den großen Namen der Straße, sie endlich in einen würdigen Zustand zu versetzen. Bücherei Uerdingen Wenn die Initiative zum Erhalt der Stadtteilbücherei Uerdingen ihre Montagslesungen auch im Winter durchzieht, wird sie nicht in der Bücherei Unterschlupf finden. Nach Auffassung der Verwaltung ist es sicherheitstechnisch und rechtlich nur mit Umbaumaßnahmen im Gebäude möglich, die Bücherei für die halbstündigen Lesungen zu öffnen.

(RP)
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