Krefeld Glocken mit Geschichte

Krefeld · Zu Ostern wird von allen Krefelder Kirchtürmen wieder das volle Geläut erklingen. Jede einzelne Glocke hat dabei nicht nur ihren Klang, der mit den anderen harmonieren muss, sondern auch ihre Geschichte, wie die Glocken der Liebfrauen-, Josephs-, Anna- und der Friedenskirche zeigen.

Die Glocken von Krefeld
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Zu Ostern läuten sie wieder um die Wette — die Glocken in den Türmen der Innenstadtkirchen. Kein Sturmläuten oder eindringliches Mahnen, sondern ein harmonischer wie majestätischer Klang einer frohen Botschaft. Als am 21. Juli 1898 eine Sachverständigen-Kommission das Geläut der neuen Glocken an St. Joseph prüfte, schrieben sie fast euphorisch ins Protokoll: "Beim Zusammenklingen aller fünf Glocken gewinnt man den Eindruck der Großartigkeit und empfindet die hochfestliche Schönheit des Geläutes." Das ganze Geläut sei "ein ganz vollkommenes Erzeugnis" der Glockengießerkunst. Mit elf Tonnen Gesamtgewicht bleibt es das schwerste Geläut in Krefeld. Am 21. August 1898 läuteten die fünf Glocken erstmals um 17.45 Uhr zur Eröffnung der 45. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Krefeld, heute als Katholikentag bekannt. Die 1942 eingezogenen Glocken kamen 1947 vom Hamburger Glockenfriedhof zurück. Schwester Ehrentraut, eine von drei Nonnen des Ordens der Aachener Franziskanerinnen in Krefeld, verrichtet heute ehrenamtlich Küsterarbeiten in der Kirche: "Schreiben Sie, das ist das schönste Glockengeläut von Krefeld."

Das lauteste Geläut, so findet Pfarrer Michael Windhövel, kommt von der evangelischen Friedenskirche. Zum Kirchenbau hatte Kaiser Wilhelm I. der Gemeinde zehn Zentner französische Kanonenrohre und 21 Radhülsen für die Glocken geschenkt. Während des Ersten Weltkrieges gingen zwei der drei Glocken von 1874 an die Metallsammelstelle verloren. Die dritte Glocke von 1874 wurde 1942 eingezogen, ebenso eine weitere von 1924. Die letzte verbliebene alte Glocke stürzt am 8. Januar 1949 herab. Die heutigen drei Stahlglocken stammen von 1955, die größte, die "Friedensglocke" ist 2807 Kilogramm schwer.

Die älteste Glocke der Liebfrauenkirche stammt von 1723: Es ist die Sakristeiglocke, die von einem Kloster stammen soll. Auch die Wandlungsglocke von 1763 ist älter als die eigentlichen Glocken. Die vier Bronzeglocken im Turm stammen aus dem Jahr 1878 und wurden in Metz gegossen (wie auch St. Stephan). Die Glocken mussten 1942 abgeliefert werden, kamen aber 1949 nach Krefeld zurück. Sie waren wie die von St. Anna im thüringischen Hettstedt in der sowjetischen Besatzungszone eingelagert. Die Glocken hängen übereinander im viergeschossigen Dachstuhl.

Als sechste Pfarrkirche von Alt-Krefeld wurde 1901-03 die Kirche St. Anna gebaut. 1905 wurde das heute noch erhaltene Geläut von der Glockengießerei Otto aus Hemelingen bei Bremen gegossen. Ostern werden wieder alle fünf Glocken läuten.

(RP)
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