Krefeld Glanzvolle Zigeunerlieder

Krefeld · Der Niederrheinische Konzertchor gab sein erstes Konzert ohne die Sinfoniker. Die Sänger beeindruckten in der Friedenskirche vor allem mit großer Hingabe und stimmlicher Farbkraft.

Natürlich war es keine Folklore, zu der David Cavelius und der Niederrheinische Konzertchor in die Friedenskirche eingeladen hatten. Der Titel "Zigeunerlieder" bezog sich auf den Zyklus von Johannes Brahms.

Das Konzert begann aber mit Variationen für Klavier zu vier Händen von Franz Schubert, zu dem David Cavelius gemeinsam mit Stephan Zilias am Flügel Platz nahm. Beide verbanden gekonnt Verträumtes und Energisches und erzielten dabei – Cavelius rechts, Zilias links sitzend – nach und nach einen Grad der Harmonie und Intensität, der als exzellent bezeichnet werden durfte.

Zur Klavierbegleitung von Zilias präsentierte Cavelius sodann erst die weiblichen Stimmen des Konzertchors mit Uta Christina Georg von den Vereinigten Städtischen Bühnen als Gastsolistin für den Alt-Part, dann die männlichen Chorstimmen mit Christian Aretz als Solo-Tenor, beide mit Liedern ebenfalls aus der Feder von Franz Schubert.

Der Damenchor betonte die hellen Farben, bildete so einen wunderschönen Gegensatz zur brillant geführten Solostimme von Georg, und auch die dynamische Abstimmung zwischen beiden war ein Genuss. Der Männerchor stand ebenfalls klanglich überzeugend im Raum, jedoch vermochte Aretz, obschon renommiert, nicht einmal in seinem dankenswert kurzen Part jenen Versuchungen zu widerstehen, von denen Tenöre anscheinend besonders heftig heimgesucht werden.

Ungetrübte Freude bereiteten Georg und Cavelius mit fünf Brahms-Liedern für Alt und Klavier. Uta Christina Georg, von Hause aus Mezzosopran und eine Meisterschülerin der großartigen Grace Bumbry, glänzte mit ausgewogener Dosierung von Volumen und Dynamik, Gefühligkeit und Temperament, und beide Künstler ernteten stürmischen Applaus.

Den verdienten sich Cavelius und der nun in seiner Gesamtheit auftretende Niederrheinische Konzertchor auch mit dem Zigeunerlieder-Zyklus.

Als der junge Dirigent das Ensemble übernahm, konstatierte er, der Chor, dessen Vorläufer und nach wie vor formal existierendes Teilensemble "Krefelder Singverein" einst von Johannes Brahms selbst mit Begeisterung dirigiert wurde, habe durch die permanente Zusammenarbeit mit den Niederrheinischen Sinfonikern zu viel an Selbstständigkeit, Profil und Standing eingebüßt. Dies wollte er ändern und bewies mit diesem ersten Konzertauftritt des Chors ohne die Sinfoniker, dass er dabei auf sehr gutem Wege ist.

In Tempi, Rhythmen und Stimmungen variationsreich, zeigte der Chor, abgesehen von einigen Unreinheiten bei den Tenören, Präzision und Transparenz inklusive bemerkenswerter Textverständlichkeit.

Und er erfreute das Publikum mit seiner Hingabe und stimmlichen Farbkraft.

(RP)
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