Krefeld Gift? 29 Spielplätze unter Verdacht

Krefeld · Überraschende Entwicklung im Umweltausschuss: Die Stadt hat gestern bestätigt, dass auf 29 Spielplätzen der Verdacht einer Lagerung von giftigen Altlasten besteht. Sie legte auch eine Namensliste mit 13 Spielplätzen vor, die ganz schnell auf Altlastengefahr hin untersucht werden sollen.

 Dieser Zettel warnt am mittlerweile gesperrten Spielplatz Braunschweiger Platz in Uerdingen vor dem Betreten der Fläche. Mittlerweile musste die Verwaltung einräumen: Altlastenverdacht besteht auf 56 weiteren Spielplätzen.

Dieser Zettel warnt am mittlerweile gesperrten Spielplatz Braunschweiger Platz in Uerdingen vor dem Betreten der Fläche. Mittlerweile musste die Verwaltung einräumen: Altlastenverdacht besteht auf 56 weiteren Spielplätzen.

Foto: T. L.

Nach dem Altlastenfund auf dem Spielplatz Braunschweiger Platz hat die Verwaltung neu geprüft und gestern im Umweltausschuss überraschende Zahlen vorgelegt: Von den 170 öffentlichen Kinderspielplätzen liegen demnach 53 auf Flächen, unter denen giftige Altlasten liegen könnten. Nach einem Abgleich mit den Katasterdaten müssen 29 Spielplätze, also 17 Prozent, intensiver überprüft werden.

Zudem stelle sich gestern heraus: Zuletzt sind die Spielplätze umfassend im Jahr 1990 nach damaligen Rechtsvorschriften überprüft worden: Seit dem Jahr 2000 gilt jedoch die Bundesbodenschutzverordnung, nach der strengere Grenzwerte für Schadstoffe eingehalten werden müssen — auf diese neuen Richtwerte hin sind nicht alle 170 Spielplätze überprüft worden. Die Verwaltung will dies nun in den kommenden Monaten nachholen.

Kurzfristig werden alle Spielplätze aus dem laufenden Spielplatzprogramm geprüft, dann die Spielplätze, die in 2013 erneuert werden, danach alle übrigen Flächen. Die Stadt nannte gestern auch 13 Spielplätze, die derzeit umgebaut, aber vorher durch ein Gutachterbüro überprüft werden müssen. Dies sind: Canisiusplatz, Jakob-Hüskes-Straße, Kaiser-Friedrich-Hain, Trift/Weiden, Rislerdyk, Gahlingspfad, Walter-Flex-Straße, Stratumer Feld, Anne-Frank-Platz, Reichsstraße/Freiheitsstraße, Stadtgarten, Kaiser-Wilhelm-Park, Kölner Straße 667.

Unsere Zeitung hatte in den vergangenen Wochen mehrfach bei der Stadtverwaltung angefragt, welche weiteren Spielplätze womöglich belastet sind. Die Verwaltung hatte immer auf den Ausschuss verwiesen. Dass sie gestern nach einer intensiven verwaltungsinternen Prüfung so konkrete Zahlen vorlegte, überraschte — manche Sitzungsteilnehmer hatten schon vor dem Ende des brisanten Tagesordnungspunktes den Saal C 2 des Rathauses verlassen.

Helmut Döpcke, Leiter des Umweltamtes, erklärte gestern klar und deutlich das Verfahren: Er führte aus, dass es 1990 eine Spielplatzüberprüfung gegeben habe, bei der 110 Spielplätze nach damaligen Rechtsvorschriften überprüft worden waren. Vier Spielplätze (Vom-Bruck-Platz, Greiffenhorst, Stratumer Feld, Kurfürstenstraße) wurden wegen hoher Schwermetall-Belastung saniert. Der Spielplatz Lutherplatz wurde verlegt. Weiterhin wurden damals 19 Spielplätze mit auffälligen Belastungen gefunden, auf denen nach damaligen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums eine mindestens 35 Zentimeter dicke Abdeckschicht aufgetragen wurde — neben dem Braunschweiger Platz waren dies: Molanusstraße, Grevenbroicher Straße, Märklinstraße, Westpark, Vulkanstraße, Am Westbahnhof, Südgelände, Inrather Straße, Haus Neuenhofen, Randstraße, Remscheider Straße, Steckendorfer Straße, Cäcilienstraße, St. Heinrich, Mittelorbroich, St. Martin, Hagschinkel, Am Kinderhort.

(RP/top)
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