Siempelkamp in Krefeld Gießerei-Belegschaft soll auf Geld verzichten

Krefeld · Die Siempelkamp-Geschäftsleitung sieht ihre Konsolidierungsbemühungen für die Gießerei in Gefahr. Die Zusatzleistungen des Tarifabschlusses sind ihr ein Dorn im Auge. Jetzt spricht der Betriebsrat.

 Die Siempelkamp Gießerei ist hochspezialisert und in der Lage, Einzelstücke bis zu einem Gesamtgewicht von 320 Tonnen zu produzieren. Um im harten Wettbewerb zu bestehen, hat Siempelkamp mehr als 100 Stellen abgebaut.

Die Siempelkamp Gießerei ist hochspezialisert und in der Lage, Einzelstücke bis zu einem Gesamtgewicht von 320 Tonnen zu produzieren. Um im harten Wettbewerb zu bestehen, hat Siempelkamp mehr als 100 Stellen abgebaut.

Foto: Siempelkamp

Die Belegschaft in der Gießerei von Siempelkamp hat in den zurückliegenden Jahren schon so manche Kröte schlucken müssen. Die Mitarbeiter hätten messbare Zugeständnisse gemacht, sagten Thomas Dittmann (Vorsitzender des Betriebsrats) und Carlos Fernandes (sein Stellvertreter) im Gespräch mit unserer Redaktion. Noch vor kurzem seien 61 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen, 24 befristete Arbeitsverhältnisse nicht verlängert und sich von 44 Leiharbeitern getrennt worden, berichten die Arbeitnehmervertreter. Umso mehr sei die Belegschaft überrascht, dass die Firmenleitung erneut Einschnitte plane (wir berichteten exklusiv).

Der Konzern überlegt, ob er den Tarif Metall und Elektro verlassen und in den für Arbeitgeber günstigeren Stahltarif wechseln soll. Durch den aktuellen Tarifabschluss kommen im nächsten Jahr höhere Personalkosten für die 350 verbliebenen Mitarbeiter auf das Unternehmen zu. Die Leitung glaubt, dass die mittlerweile gute Ausgangssituation der Gießerei in einem harten internationalen Wettbewerb dadurch gefährdet sei.

„Ein 15-prozentiger Lohnverzicht findet mit uns nicht statt“, erklärten Dittmann und Fernandes unisono. Beide erwarten, dass der Konzern nachvollziehbare Zahlen vorlege. Das soll voraussichtlich erstmals in der kommenden Woche geschehen. Die Belegschaft sei gewarnt und habe eine Kommission beschlossen, die sich stellvertretend und in enger Absprache in der Sache auseinandersetzt. Die Auftragsbücher seien voll, die Gießerei wie alle anderen Siempelkamp-Standorte voll ausgelastet.

Eine gut wirtschaftende Gießerei sei auch für den konzerneigenen Maschinen- und Anlagenbau von immenser Bedeutung. „Wir wollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen“, betonten Dittmann und Fernandes. Das Arbeiten am Standort Krefeld müsse attraktiv bleiben. Schon jetzt sei die Belegschaft mit einem Durchschnittsalter von fast 50 Jahren ziemlich alt. „Wir müssen mehr ausbilden“, erklärten der Betriebsratsvorsitzende und sein Stellvertreter. Derzeit beschäftige die Gießerei nur sechs Auszubildende. Das sei deutlich zu wenig.

Begrüßt werde die bereits kommunizierte Haltung der Arbeitgeber, den Gießerei-Standort Krefeld mit allen 350 Arbeitsplätzen erhalten zu wollen. Doch die Mitarbeiter seien skeptisch. Das Vertrauen sei nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie früher einmal. Trotz der ganzen Einschnitte in der Vergangenheit solle die Belegschaft erneut Zugeständnisse machen. „Wir haben das Gefühl, dass wir eine Art Dosenöffner für die gesamte Gruppe sein sollen“, erklärten die Betriebsräte. Schon jetzt würden in einigen Gesellschaften keine Tariflöhne gezahlt, und nun solle die Gießerei erneut auf tariflich vereinbarte Leistungen verzichten.

Neu vereinbart seien eine Gehaltserhöhung um 4,3 Prozent so wie eine jährlich wiederkehrende Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro plus eine weitere Sonderzahlung in Höhe von 27,5 Prozent des Bruttolohns. Ob sich die Gesprächspartner einigen, steht derzeit in den Sternen. Der neu abgeschlossene Tarif mit allen Extrazahlungen gilt auf jeden Fall bis zum 31. März 2020.

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