Krefeld Gewitztes Theater um die Linie 41

Krefeld · Der Jugendclub zeigt in "Linie 41" ein köstliches und temporeiches Stück mit Krefelder Stadtimpressionen.

 Mit wenigen Requisiten ist eine Straßenbahn entstanden. Dahinter zeigt ein Videofilm Krefelder Szenen. So spielt der Jugendclub "Linie 1".

Mit wenigen Requisiten ist eine Straßenbahn entstanden. Dahinter zeigt ein Videofilm Krefelder Szenen. So spielt der Jugendclub "Linie 1".

Foto: M. Stutte

Vorsicht an der Bahnsteigkante war geboten, als der Jugendclub des Theaters Krefeld/Mönchengladbach auf der Studiobühne der Fabrik Heeder die Premiere seiner Produktion "Linie 41" feierte, denn es ging entschieden temporeicher zu als mit einer echten Krefelder Straßenbahn. Matthias Stutte hatte mit Licht und einigen physischen Elementen die Simulation eines Straßenbahnwaggons von innen geschaffen, die Bühnenrückwand zugleich als Projektionsfläche für eingespielte Videosequenzen freigehalten, vor der Rampe Platz für Bahnsteig und Gehweg gelassen und links davon noch ein Podium für eine Live-Band eingerichtet.

"Wir erzählen Euch die Geschichte unserer Stadt. ... Wir sind nicht Duisburg und auch nicht Düsseldorf, aber manchmal wären wir es gerne", so lautete die erste Passage des großen Sprechchors, der mit seiner klaren Artikulation, seiner Wortrhythmik und seinem perfekten Timing immer wieder wichtige Marksteine im Ablauf und Konzentrationspunkte für das bestens austarierte Spieltempo setzte.

Die Geschichte der Stadt war in erster Linie die der jungen Leute selbst, wie sie die Stadt und sich selbst in ihr erleben. Das Mädchen in Weiß, das keinen Schmutz abkonnte, der jugendliche Dichter, dem nie jemand zuhören wollte, die Immobilienmaklerin, die kaum mehr sprach als "Ich finde Ihr Haus", ein paar Rüpel, die einem Gleichaltrigen in der Bahn die Schuhe von den Füßen stahlen, die realitätsverlorene Selbstbespieglerin, die Verlassene, die ihrem Ex hinterhertelefonierte, der sonnenbebrillte Möchtegern-Casanova und Peter, der beinah auch den letzten günstigen Moment verpasst hätte, seine Geschichte zu erzählen - sie alle begegneten einander mehr oder weniger unsanft oder drifteten smartphone-fixiert aneinander vorbei, zitierten Lebensweisheiten aus der Popkultur und sehnten sich im Innersten nach mehr menschlicher Wärme im urbanen Dschungel. Unter der Führung von Dirk Wiefel (Regie) und Alla Bondarevskaya (Choreografie) gelang eine dichte Collage aus eigenen Texten, selbst komponierter Musik und selbst hergestellten Videos, verstärkt durch eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz der Einzelnen und des Ensembles. So wurde das teils bittere, teils köstlich ironische Spiel der jungen Leute zu einem echten Erlebnis und erntete Riesenapplaus.

Weitere Aufführungen: 3.,4.,5. und 6. Juli, jeweils 20 Uhr im Stadttheater Krefeld, Karten unter 02151 80 51 25

(RP)
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