Krefeld Gewerkschaften im Aufwind: Junge Leute interessieren sich

Krefeld · Krefelds DGB-Vorsitzender Ralf Köpke begrüßte mehrere tausend Menschen zur Mai-Kundgebung im Stadtgarten.

 Krefelds DGB-Vorsitzender Ralf Köpke ist stolz auf junge Gewerkschafter.

Krefelds DGB-Vorsitzender Ralf Köpke ist stolz auf junge Gewerkschafter.

Foto: Lammertz Thomas

Die traditionell im Krefelder Stadtgarten gefeierte Kundgebung des Krefelder DGB sollte ein wenig anders ablaufen als in früheren Jahren. "Statt eines prominenten Mai-Redners, der uns in langen Sätzen die Welt erklärt, werden junge Gewerkschafter in kurzen Statements ihre Forderungen vorstellen", erklärte DGB-Kreisvorsitzender Ralf Köpke von der improvisierten Bühne des Stadtgarten-Pavillons herab bei seiner Begrüßungsrede.

Leider hatte auch das Wetter eine Änderung vorbereitet, so dass weniger als die 4000 erwarteten Besucher gekommen waren. Diese allerdings ließen sich durch den unaufhörlichen Nieselregen nicht davon abhalten, für das Mai-Motto "Wir sind viele. Wir sind eins" zu demonstrieren, aus dem sich alle gewerkschaftlichen Erfolge der vergangenen Jahre herleiten. Einige Hundert waren in einem Demonstrationszug vom Platz der Deutschen Einheit zum Stadtgarten marschiert. Unter allgemeinem Applaus, in den sich die grellen Töne der Trillerpfeifen mischten, trafen sie am Versammlungsort ein, voran die traditionelle Bergmannskapelle mit dem Steigerlied.

Der Regen konnte dem bunten Bild der Buden und Stände nichts anhaben. Der Paint-Shop der Partei "Die Linke" bot eine Verschönerungskur für Taschen an, am Stande der "Piraten" beschwerte sich Listenkandidat Jochen Lobnig darüber, dass seine Partei von den Medien übergangen werde, die DKP bot Geschichtsunterricht: Wir sind die Partei von Marx und Engels, "Die Partei" warb für ein "kraftloses NRW", die MLDP forderte nicht so ganz neu: Proletarier aller Länder vereinigt euch! Und die "Anarchistische Gruppe Krefeld" wollte erkannt haben: Ein Chef kommt nicht ohne euch aus. Aber ihr ohne ihn! Daneben hatten ATTAC, Amnesty International, Greenpeace, verschiedene DGB-Teilgewerkschaften und die Grünen Stände errichtet. Für das leibliche Wohl sorgten der Eritreische Verein, Flores de Portugal, die griechische Gemeinde Krefeld, der Kurdische Verein, das Alevitische Kulturzentrum und das kulinarische Solidaritätshaus.

Wie Bürgermeisterin Gisela Klaer griff auch DGB-Chef Köpke die AfD scharf an: "Wir sind dagegen, dass eine marktorientierte Partei gewählt wird, die den Mindestlohn abschaffen will und spaltet, statt die Solidarität zu stärken." Köpke stellte die Firmen an den Pranger, die die Gründung eines Betriebsrates verhindern. Er stellte positiv dagegen, dass es der Gewerkschaft Verdi gelungen sei, bei dem Textil-Diskounter Primark in Krefeld einen Betriebsrat zu installieren. Er kündigte an, einen Betriebsrat auch für die 300 Beschäftigten der Krefelder Neuansiedlung von Amazon durchzusetzen.

Nach diesem Warm-up war der Gewerkschaftsnachwuchs dran. Die jungen Leute zeigten, dass sie die Hilfe der Profis nicht nötig hatten. In präzisen, auf Wirkung beim Publikum zielenden Sätzen und immer wieder von spontanem Beifall unterbrochen, forderten sie ein beitragsfreies Bildungssystem, eine unbefristete Übernahme aller Auszubildenden, die Aufhebung aller sachgrundlosen Befristungen im Öffentlichen Dienst, im Hinblick auf den schnellen digitalen Wandel der Arbeitswelt mehr und zielgerichtete Weiterbildungsmöglichkeiten, eine Rente, die sich nach 40 Arbeitsjahren sichtbar oberhalb der Grundsicherung bewegt, Geschlechtergleichheit beim Lohnniveau, entschiedene Abwehr von Lohndumping sowie Respekt und Solidarität gegenüber allen Menschen. Mit einigem Stolz dankte Köpke den jungen Gewerkschaftern, wobei er herausstellte, der Krefelder DGB verzeichne einen leichten Aufwärtstrend, weil sich wieder mehr junge Leute interessierten.

(RP)
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