Nairobi-Projekt bekommt Unterstützung aus Krefeld Krefelder Arzt unterstützt Nairobi-Projekt

Krefeld · Dr. Arno Brickenkamp wird mit der Organisation German Doctors deren Nairobi-Projekt unterstützen. Dazu verbringt er sechs Wochen mitten im zweitgrößten Slum der Hauptstadt Kenias.

 Für sechs Wochen lässt Dr. Arno Brickenkamp die Zivilisation, wie er sie kennt, hinter sich. Im Mathare Valley Slum wird er Menschen behandeln, für die medizinische Versorgung nicht selbstverständlich ist.

Für sechs Wochen lässt Dr. Arno Brickenkamp die Zivilisation, wie er sie kennt, hinter sich. Im Mathare Valley Slum wird er Menschen behandeln, für die medizinische Versorgung nicht selbstverständlich ist.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Bedingungen wie man sie sich in Deutschland nicht vorstellen kann: 500.000 Menschen ohne fließendes Wasser, ohne Stromversorgung, ohne Abwassersystem. Ein Leben in Wellblechhütten. Krankheiten haben im Mathare Valley, dem zweitgrößten Slum Nairobis, leichtes Spiel. Die ärztliche Hilfsorganisation German Doctors e.V. ist weltweit tätig und setzt sich unter anderem in Kenias Hauptstadt für medizinische Hilfe ein. Seit fast 25 Jahren gibt es das Nairobi-Projekt bereits. Ab heute wird der pensionierte Krefelder Arzt Dr. Arno Brickenkamp dieses Projekt vor Ort unterstützen.

Endlich geht es los: Arno Brickenkamp startet seinen ersten Einsatz mit German Doctors. „Ich freue mich, das Team vor Ort unterstützen zu dürfen“, erzählt er voller Motivation. Nach monatelanger Vorbereitung trennen den Arzt heute nur noch gut zehn Flugstunden von seiner neuen Aufgabe. Die nötigen Impfungen hat er schon vor Wochen bekommen, und das Informationsmaterial von German Doctors hat er gleich mehrfach gelesen. Eine Unbedenklichkeitserklärung sowie sein Führungszeugnis liegen der Organisation vor. Auch ein Sprachtest war Teil der Voraussetzung, um sechs Wochen in Kenia eingesetzt werden zu können. Die Zeit vor dem Abflug hat er zum einen genutzt, um gemeinsam mit seiner Frau seine fünf Kinder noch mal zu besuchen. Zum anderen hat er möglichst viele Menschen zum Spenden aufgerufen. Jede dieser finanziellen Unterstützungen werde eingesetzt, um vor Ort laufende Kosten, wie beispielsweise Medizin, Ausstattung und die Bezahlung des heimischen Personals, zu decken. Die Ärzte und Ärztinnen aus Deutschland sind ehrenamtlich dort und finanzieren ihren Aufenthalt eigenständig.

Vor Ort wird Arno Brickenkamp mit zwei weiteren deutschen Medizinerinnen und Medizinern das einheimische Team unterstützen. In der Ambulanz im Slum arbeiten Ärzte, Krankenpfleger und Krankenschwestern. „Zusätzlich gibt es in Kenia noch sogenannte Clinical Officers, die eine Stufe zwischen Arzt und Krankenpfleger darstellen. In Deutschland gibt es so etwas noch nicht“, erklärt er. Diese führen beispielsweise eine Anamnese durch, dürfen aber auch Medikamente verschreiben. Somit erleichtern sie den Ärzten die Arbeit. Zusätzlich ist bei der Behandlung von Patienten immer ein Dolmetscher anwesend, so dass Missverständnisse vermieden werden.

„Besonders gefällt mir, dass bewährtes Wissen übertragen und die kenianische Kultur trotzdem wertgeschätzt wird. Statt Besserwisserei lautet der Ansatz Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Arno Brickenkamp. Natürlich dürfe man nicht von der gleichen Ausstattung ausgehen, wie sie in deutschen Ambulanzen der Standard ist. „Ein Ultraschallgerät ist schon herausragend“, berichtet der pensionierte Arzt. Herausforderungen wird es demzufolge geben, doch besorgt wirkt er deshalb nicht. Vielmehr macht er den Eindruck, es kaum erwarten zu können. Es sei ein lang gehegter Wunsch von ihm gewesen, mit seinen Möglichkeiten als Arzt ein sinnvolles Projekt im Ausland zu unterstützen. „Ich denke, die größte Schwierigkeit wird sein, Erkrankungen richtig zu erkennen und sie mit eingeschränkten Ressourcen entsprechend zu therapieren“, sagt Arno Brickenkamp. Zumal er sich an in Deutschland längst nicht mehr alltägliche Krankheitsbilder wie Tuberkulose und HIV gewöhnen muss.

Viele Bewohnerinnen und Bewohner in dem Slum leiden zudem unter Magen-Darm-Beschwerden, und auch chronische Erkrankungen, wie Diabetes und Bluthochdruck, nehmen zu.  In der Regel arbeiten Einsatzärzte wie Arno Brickenkamp in den Feldern, in denen sie auch im Berufsleben in Deutschland tätig sind oder waren. In seinem Fall ist das vor allem die Urologie, Chirurgie, (Lokal-)Anästhesie, Kinderheilkunde sowie die Sonographie.

Nach seiner Ankunft wird es eine mehrtägige Übergabe geben. Dabei werden die neuen Einsatzärztinnen und -ärzte von den vorhergehenden eingearbeitet. Auf diese Weise ist jeder Neuankömmling vor der Abreise der vorangegangenen Einsatzärzte optimal eingearbeitet.

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