Krefeld Geothermie: Stadt zögert noch

Krefeld · Der Investor des Erdwärme-Kraftwerks wartet noch auf Bescheide aus Krefeld und Viersen für die Genehmigung der seismischen Tests. Entscheidende Frage: Dürfen Lkw mit Rüttelplatten durch Wohngebiete fahren?

Die Stadt Krefeld und der Kreis Viersen haben sich noch nicht festgelegt, ob sie seismische Tests für ein geplantes Erdwärme-Kraftwerk genehmigen. Für die 600000 Euro teure Seismik sollen Lkw mit Rüttelplatten auf zwei festgelegten Diagonalen durch Krefeld und St. Tönis fahren – auch in Wohngebieten. Die Krefelder SPD hat sich bereits dagegen ausgesprochen und den Investor Wolfgang K. Hoever aufgefordert, auf die Seismik in dicht besiedelten Gebieten zu verzichten.

Die Bezirksregierung Arnsberg ist Genehmigungsbehörde und muss auch die seismischen Tests erst noch bewilligen. Bisher ist dort kein Antrag eingegangen. Vorerst stockt jetzt das Verfahren, weil Anträge zwischen Antragssteller Salvea und den Kommunen hin- und hergeschickt werden. Dabei sollten die Tests eigentlich in diesem Frühjahr starten.

Seismik zwingend nötig

Die Boden-Tests sind für das Kraftwerksprojekt zwingend nötig. Lkw senden dabei Signale in den Boden in 5000 Meter Tiefe. Mittels so genannter Geophone (Erdmikrofone) erhalten die Fachleute Informationen über die Bodenbeschaffenheit und einen günstigen Standort für ein Kraftwerk. Salvea-Sprecher Patrick Poehler erklärte gegenüber unserer Zeitung: "Ohne eine aussagekräftige 2D-Seismik ist das Projekt nicht zu realisieren." Befürchtungen, dass nach den Tests in Wohngebieten auch das Kraftwerk dort gebaut werden könnte, versucht Poehler zu entkräften: "Die Seismik hat überhaupt nichts mit dem Standort des Kraftwerks zu tun. Wir müssen eine Nord-Süd-Linie und eine Ost-West-Linie ziehen, um den Untergrund zu erforschen. Diese Linie sollte natürlich keine Lücken aufweisen. Deshalb wird es schwer sein, Wohngebiete bei der Seismik zu vermeiden." Poehler betonte, dass die seismischen Tests ungefährlich seien und in vielen anderen Städten, unter anderem in historischen Altstädten, durchgeführt wurden. "Ob die Seismik dann aber tatsächlich so verläuft wie in den ersten Planungen, darüber wird auch die Bezirksregierung in Zusammenarbeit mit den Städten entscheiden."

Die Krefelder Stadtverwaltung will heute bei einem Treffen mit dem Geologischen Dienst mögliche Risiken von seismischen Tests besprechen. Für den Umweltausschuss am 30. Juni wird die Verwaltung dann eine Stellungnahme erarbeiten.

Wolfgang K. Hoever wartet derzeit zudem für die Seismik in St . Tönis noch auf eine Genehmigung des Kreises Viersen. Ein Sprecher des Kreises teilte unserer Zeitung wiederum mit, man warte auf konkrete Pläne, die das Ingenieurbüro von Wolfgang K. Hoever erstellt hat. Das Ingenieurbüro hofft, in den nächsten 10 bis 14 Tagen "endlich abschließende Antworten der Ämter in Viersen und Krefeld zu erhalten". Insgesamt rechnet das Ingenieurbüro – bei optimalem Verlauf – mit zehn Wochen bis zur endgültigen Entscheidung. Dann könnte die Seismik starten.

(RP)
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