George Taboris „Jubiläum“ in Krefeld Holocaust-Gedenktag - Kresch macht Theater gegen das Vergessen

Krefeld · Die Gräueltaten der Nazis und der Neofaschisten sind Thema in George Taboris Stück „Jubiläum“. Nach der Aufführung am Montag gibt es eine Podiumsdiskussion.

 Blutrotes Licht beleuchtet die Szene aus „Jubiläum“ von George Tabori im Kresch.

Blutrotes Licht beleuchtet die Szene aus „Jubiläum“ von George Tabori im Kresch.

Foto: Kreschtheater

Großes Theater: Im Kresch feierte „Jubiläum“ von George Tabori eine begeistert aufgenommene Premiere. Das Stück von 1983 bezog sich auf die sogenannte Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933. „Jubiläum“ ist eine Mischung aus schwarzem Humor und absurder Komik, aus Grauen und Hoffnung. Denn auf einem jüdischen Friedhof treten die Toten hervor und sehen einen Nazi (Markus Bachmann), der wieder Hakenkreuze an die Grabsteine schmiert. „Wer war das?“, fragt Lotte Stern (Britta Weyers) ihren Mann Arnold. „Das arme Schwein“, sagt der verträumte Arnold (Angelo Enghausen-Micaela). Sein Vater war glühender Wagner-Verehrer und Sänger in Bayreuth – ermordet. Arnold war Musiker – ermordet. Lotte ertrinkt auf skurrile Weise in einer Kölner Telefonzelle. Nichte Mitzi (Linda Klein) hat eine spastische Lähmung und bringt sich nach dem Krieg um, weil der Nazi ihr einen Brief schreibt: „Warum hat man vergessen, Dich zu vergasen?“ Selbstmord begeht auch der homosexuelle Helmut, dem man seine Neigungen mit Elektroschocks austreiben wollte.

Alle Geister tragen Schwarz und haben bleich geschminkte Gesichter, nur die Erzählerin (Cloti Peukes) kommt in Rot (Kostüme Selcuk Suvak). Die Aufführung ist unterlegt mit Musik voller Bezüge zu den Schicksalen dieser Menschen: Schlager aus den 20er-Jahren oder Wagner und am Schluss ein hoffnungsvolles Lied aus der jüdischen Tradition. Die Einzelheiten zum Leben und Sterben der Geister erfährt der Zuschauer aus ihren Gesprächen. „Das Leben hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende – wenn auch nicht immer in dieser Reihenfolge“, sagt Arnold und beschreibt damit die Zeit­ebenen. Sie haben ihre Linearität aufgegeben und vermischen sich. Auch die Rollen diffundieren: Opfer werden zu Tätern. Besonders traurig sind Szenen, in denen ermordete Kinder die spärlichen Details zu ihren kurzen Leben vortragen – das Grauen wird gefühlt. Das erste Bild sind liegende hölzerne Tafeln – jede ein Grab, exakt aufgereiht, die in die Unendlichkeit zu reichen scheinen. Hier hat Regisseurin Isolde Wabra, die auch das Bühnenbild entworfen hat, die Mahnung deutlich gemacht: Es geht darum, nichts zu vergessen.

Darauf verwies auch Ina Spanier-Oppermann, Schirmherrin dieser Aufführung, die sich auch auf ein weiteres Jubiläum bezieht. Am 27. Januar 1945, also vor 75 Jahren, befreite die Rote Armee den Lagerkomplex Auschwitz. „Dieses Stück ist ein starkes Zeichen für die Erinnerungskultur“, sagt sie.

Das Stück über den Terror der Nazis und den Neofaschismus enthält auch Hoffnung und Heiterkeit. Es ist für Zuschauer ab 16 Jahre geeignet. Ihm sind viele Zuschauer zu wünschen. Weitere Termine: Montag, 27. Januar, 11 und 19 Uhr (anschließend Diskussion), sowie 11., 12. Februar, 17. März.

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