Im Theater Krefeld Verrückter Adel mit schwarzem Humor

Krefeld · Gute Unterhaltung bot das makabre Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“, die am Samstag ihre gelungene Premiere im Stadttheater feierte. Wer blaublütigen Klatsch und britischen Humor mag, kommt voll auf seine Kosten.

 Das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ spielt in der Blütezeit des britischen Empires. Am Samstag feierte es seine Premiere im Theater Krefeld und begeisterte die Zuschauer mit viel britischem Humor und einer abwechslungsreichen Handlung.

Das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ spielt in der Blütezeit des britischen Empires. Am Samstag feierte es seine Premiere im Theater Krefeld und begeisterte die Zuschauer mit viel britischem Humor und einer abwechslungsreichen Handlung.

Foto: Matthias Stutte

Lieben Sie’s schräg? Dann ist „Liebe, Mord und Adelspflichten“ genau das Richtige. Die Premiere der ‚Musical Comedy‘ im Stadttheater wurde vom Publikum ausgiebig bejubelt. In flottem Tempo, mit viel britischem Humor, amüsanten Übertreibungen und unterhaltsamer Musik wird hier von Regisseur Thomas Weber-Schallauer eine bitterböse Geschichte über die britische Gesellschaft des blühenden Empire um 1900 erzählt.

Rahmen der Handlung sind die Erinnerungen des Monty Navarro. Er wurde des Mordes angeklagt und lässt im Gefängnis die Ereignisse Revue passieren. Oliver Arno, den viele schon in dem Musical „Sunset Boulevard“ gesehen haben, wird auch hier wieder seiner Rolle in jeder Hinsicht gerecht. Er sitzt mit der Feder am Rande des Geschehens und notiert; dann öffnet sich die Bühne wie der Verschluss einer altmodischen Kamera und blättert die Episoden im Leben des Aufsteigers auf. Denn Monty erfährt zu seiner Überraschung von Miss Shingle (Debra Hays), dass er ein Sproß der Adelsfamilie D’Ysquith sei – und von Titel und Vermögen des Grafen trennen ihn nur acht Erben. Monty sucht die Verbindung zu ihnen, das Schicksal greift ein: Ohne sein aktives Zutun ereilt die ganze Familie der Tod. Diese acht werden sämtlich von Markus Heinrich gespielt: Das ist ein Bravourstück, für das es immer wieder Szenenapplaus gibt.

Mal ist er ein Landadeliger mit Passion für die Fuchsjagd; zu Anfang ein bigotter Geistlicher oder auch mal ein freundlicher Geschäftsmann, dann wieder ein tuntiger Mann oder gar die äußerst üppige Lady Hyacinth D’Ysquith. Sie hat etwas sehr Energisches. Monty animiert sie zu Reisen in weit entfernte Gefilde des ausgedehnten Kolonialreichs, wo sie dann als verschollen gemeldet wird. Sehr gelungen: Bühne und viktorianische Kostüme von Siegfried E. Mayer und die Choreographie (Bridget Quinn Petzold).

Die Animierte Illustration (Peter Schmitz) des Hintergrunds erweist sich als ausgezeichnetes Mittel für die schnellen Szenenwechsel: Mit der Lady aus Fleisch und Blut verschwindet ein riesiger gezeichneter Elefant von der Bühne. Die Animation ist zugleich eine Referenz an die frühen Zeiten des Films.

Anspielungen gibt es auch reichlich in der Musik, die Giovanni Conti je nach szenischer Stimmung dirigiert. Wenn Monty Navarro eingeführt wird, klingt spanische Volksmusik durch. Wenn er seine Liebste Sibella Hallward (Rahel Antonia Wissinger) trifft, ist das im Dreivierteltakt. Und auch Phoebe D’Ysquith (Gabriela Kuhn), Schwester eines der Verblichenen, singt und bewegt sich mit Monty im selben Takt. Welcher der beiden Schönen sein Herz gehört, das soll hier nicht verraten werden.

Nur so viel: Die 2006 vom Autorenduo Robert L. Freedman und Steven Lutvak verfasste musikalische Komödie wurde 2012 uraufgeführt und heimste zahlreiche Preise ein. Sie ist eine treffsichere schwarze Geschichte, über die man sich einfach so amüsieren kann, die aber auch inhaltlich wie musikalisch viele weitere Ebenen in sich verbirgt.

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