Krefeld Geldproblem Klassenfahrt

Krefeld · Wer zahlt für die Klassenfahrt von Sohn und Tochter, wenn die Eltern das Geld nicht aufbringen können? Die geplante Hartz-IV-Novelle soll Änderungen bringen. Viele Krefelder Schulen helfen sich bereits selbst.

 Die Klassenfahrt nach Rom oder Barcelona wird oft zum finanziellen Kraftakt für Eltern.

Die Klassenfahrt nach Rom oder Barcelona wird oft zum finanziellen Kraftakt für Eltern.

Foto: ADAC

Während die ganze Schulklasse gemeinsam unterwegs ist, müssen einzelne Schüler zu Hause bleiben. Immer wieder kommt es vor, dass Eltern die 250 Euro für eine Klassenfahrt nicht zahlen — und ihre Kinder deswegen nicht mitfahren können. Auf Antrag übernimmt die Arge die Klassenfahrt-Kosten für Hartz-IV-Empfänger. Doch Eltern, die keine Sozialleistungen erhalten und sich die Fahrt dennoch nicht leisten können, haben das Nachsehen.

Für die Schulen hat das zur Folge, dass sie bei Klassenfahrten neue Finanzierungsmodelle entwickeln müssen. "In solchen Fällen empfehlen wir Ratenzahlungen", sagt Michael Schütz, Schulleiter der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule.

Um die Kosten für alle Eltern im Rahmen zu halten, wurden finanzielle Obergrenzen für Klassenfahrten vereinbart: 250 Euro gelten als Maximum für eine mehrtägige Reise. Zudem hat sich die Schule entschieden, die Anzahl der regulären Klassenfahrten zu reduzieren. Anstelle in der 5., 8. und 10. Klasse verreisen die Schüler an der Kurt-Tucholsky-Schule nun nur noch in der 5. und 9. Klasse gemeinsam.

Im Gymnasium am Stadtpark wurde eine andere Möglichkeit gefunden, finanzschwachen Eltern die Klassenfahrt ihrer Kinder zu ermöglichen. "Unser Förderverein vergibt Darlehen für Klassenfahrten", sagt Schulleiter Rolf Nagels. Damit soll verhindert werden, dass einzelne Schüler aus finanziellen Gründen von ihren Mitschülern ausgegrenzt werden. Um sich nicht vor der ganzen Klasse offenbaren zu müssen, können sich Schüler mit diesem Anliegen jederzeit an beliebiges Schulpersonal wenden.

Doch nicht alle Schulen können die zusätzlichen Kosten über Fördervereine auffangen. "Diese Möglichkeit gibt es bei uns nicht. Das wäre ein Fass ohne Boden", sagt Jochen Adrian, Leiter der Gesamtschule Kaiserplatz. In der 5. Klasse machen die Schüler regulär eine zweieinhalbtägige Fahrt ins Schullandheim Herongen. 50 Euro kostet die Fahrt, die bisher noch immer gezahlt wurden. Für die anderen Fahrten in höheren Klassen wurden ebenfalls Höchstgrenzen eingeführt: Mehr als 250 Euro sollte eine Fahrt nicht kosten.

Nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung könnten künftig auch eintägige Klassenfahrten vom Staat bezuschusst werden — eine bisherige Lücke im Versorgungssystem der Hartz-IV-Empfänger. Eltern, die knapp über dem Regelsatz leben, werden von dieser Neuerung nicht profitieren.

(RP)
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