Krefeld Geheimnis ums Schwarze Schaf

Krefeld · Nein, wer von den Krefelder Kandidaten zu den sechs Finalisten um den Kabarett-Preis "Das schwarze Schaf" gehören wird, darf die Jury noch nicht verraten. Entschieden haben sich die Juroren nach der zweiten Runde im zweimal ausverkauften Werkhaus schon, und auch das Publikum legte sich fest: Die "Hengstmann-Brüder", Sebastian und Tobias aus Magdeburg, gefielen durch musikalisch-politisches Kabarett mit Gitarre und Bass und ließen Handpuppen als Merkel und Westerwelle agieren. "Wir basteln uns einen Politiker" – dazu eigneten sich die Puppen, weil sie "keinen Arsch, kein Rückgrat, aber eine große Fresse" haben.

Die Brüder, einer Kabarettisten-Dynastie entstammend, wirkten so frisch und frech, so komisch und ernsthaft, dass sie für ihre Performance reichlich Beifall bekamen.

Mit "Knuth und Tucek" kam noch ein Duo auf die Bühne. Nicole Knuth und Olga Tucek sangen Lieder zum Akkordeon. Über bärtige Männer, wie Jesus, Karl Marx und Sigmund Freud und über den Por-schefahrer Johnny, der Rollen an den Sarg bekommt. Ihr engagiertes Auftreten führte zu einer lautstarken Darbietung der Botschaften, die in diesem phonetischen Aufwand nicht immer deutlich wurden. "Du bist gut" sangen sie und endeten mit "Halleluja".

Als Büttenredner ist Jürgen Beckers aus Aachen bekannt, als Kabarettist setzt er auf rheinische Eigenheiten und aktuelle Politik. Er registrierte den "Verfall der Lügenkultur" und eine "okkulte Sprache." Auf Guttenberg – "Pomade in Germany" – ließ er Peter Maffay – den "Rock'n'Rollator" – eine Hymne singen: "Wenn Du gelst, gelst Du nur einen Teil von Dir". Parodieren kann Beckers, singen auch, wobei er sich von Harald Claßen am Klavier begleiten ließ.

Mit 25 ist Tilman Lucke nur altersmäßig noch ein Anfänger. Er stammt aus dem Schwäbischen, studiert in Berlin und verfügt schon über langjährige Kabarett-Erfahrung. Seine kirchenkritischen, nicht immer geschmacksicheren Scherzchen fanden nicht so viel Resonanz. Auch nicht die "Ordensverleihung an Oberst Klein" und das "Dosenpfand auf Patronenhülsen". Dafür machte er sich aber schmuck am Klavier.

Ob nun die Krefelder Werkhausbesucher schon den Preisträger erlebten, darf also nur spekuliert werden. Harald Schmidt, der Hanns Dieter Hüsch zu seinen "ersten beruflichen Idolen" zählt, wird der Jury im Duisburger Theater am Marientor (26. April) vorsitzen, wenn es gilt, den Sieger des "Schwarzen Schafs" zu küren.

(RP)
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