Theater in Krefeld Der Silberprinz und seine Bauhaus-Zeit

Krefeld · Am Bauhaus trug Walter Gropius den Spitznamen „Der Silberprinz“. So heißt auch die Produktion des Düsseldorfer Theaters der Klänge. Aus neun Perspektiven von Gropius-Zeitgenossen skizziert es die Jahre in Weimar und Dessau. Das Gastspiel ist am 20. Oktober im Theater zu sehen.

 Andras Sosko spielt den Walter Gropius in der Produktion „Der Silberprinz“. Das Theater der Klänge beleuchtet dessen neunjährige Zeit am Bauhaus aus der Sicht seiner Zeitgenossen.

Andras Sosko spielt den Walter Gropius in der Produktion „Der Silberprinz“. Das Theater der Klänge beleuchtet dessen neunjährige Zeit am Bauhaus aus der Sicht seiner Zeitgenossen.

Foto: Theater der Klänge/Oliver Eltinger

Im Auftreten war Walter Gropius ein Gentleman. Seinen guten Umgangsformen verdankt er zu einem Teil seinen Spitznamen. Aber auch weil er früh ergraut ist, hatte der  Begründer des Bauhauses seinen Namen weg: der Silberprinz. Neun Jahre lang, von 1919 bis 1928, leitete er die Schule, zunächst in Weimar, später in Dessau. Es war eine bewegte Zeit zwischen zwei Weltkriegen. Die Gesellschaft war im Aufbruch, die Bauhaus-Ideen waren revolutionär und für die konservative Gesellschaft geradezu schockierend. Aber wie haben die Menschen um Gropius herum den Vater dieser Avantgarde gesehen? Das spielt das Theater der Klänge anhand von neun Figuren durch – in seinem Stück „Der Silberprinz“. Am Sonntag, 20. Oktober, gibt es ein Gastspiel im Theater.

1919 bis 1928: Es ist Aufbruchstimmung. Künstler und Intellektuelle beschäftigt das Bild des „modernen Menschen“ und die Frage, wie das noch junge Jahrhundert nach den Grauen des Ersten Weltkriegs gestaltet werden soll, wie sich die Zukunft gestalten lässt. Aber es ist auch eine politisch unruhige Zeit. Keine leichte Sache, sich als Mensch zu positionieren. Gropius ficht harte Kämpfe für seine Ideen und seine Schule aus. Dabei hat er nicht nur Mitstreiter, sondern auch Gegenspieler. Es gibt Eitle und Eiferer, Loyale und Liebende, Skeptiker und Feinde.

Diverse Zeitgenossen lässt die Inszenierung von J.U. Lensing, der auch Autor des „Silberprinz“-Stücks ist, zu Wort kommen, um Walter Gropius und ihr Verhältnis zu ihm auszuleuchten. Es sind allesamt historische Figuren: Oskar Schlemmer, Johannes Itten, Laszlo Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Max Thedy, Hans Groß,  Fritz Hesse, aber auch die Ehefrauen Alma Mahler und Ise Gropius. Das Ensemble des Theaters der Klänge (TDK) nähert sich in 30 Szenen dem Bauhaus-Gründer an. Die Szenen sind „nicht chronologisch, sondern mosaikartig zusammengesetzt. Sechs Darsteller schlüpfen dabei in fliegenden, auf der Bühne offenen Wechseln in insgesamt zehn Haupt­- sowie zahlreiche Nebenrollen. Die Videoszenografie wurde eigens für das Stück angefertigt. Sie strukturiert das Mosaik, deutet Räume und Zeiträume an und gibt weiterführende Hintergrundinformationen“, teilt das TDK mit. Die Hauptfigur Walter Gropius verkörpert Andras Sosko.

Das Theater der Klänge ist ein Musik- und Tanztheater, 1987 in Düsseldorf gegründet. Es versteht sich als Künstlertheater, das neue Ansätze von mehrmedialen Bühnenformen entwickelt.
 Die sind spartenübergreifend mit Schauspiel, Tanz und Musik. Für große Begeisterung hat in Krefeld ihre Aufführung „Trias“ zum „Triadischen Ballett“, die open air auf dem Willy-Göldenbachs-Platz zu sehen war, gesorgt.

Insgesamt sahen bis heute fast 100.000 Zuschauer die 27 verschiedenen Programme in 67 Städten, in denen das Theater der Klänge mit mehr als 600 Aufführungen zu Gast war; darunter Berlin, München, Frankfurt, Rotterdam, Paris, Avignon, Tel Aviv, Moskau und New Delhi.

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