Krefeld Gaby Köster kämpft sich zurück

Krefeld · Nach ihrem Schlaganfall tritt die Kabarettistin in der Kulturfabrik auf - das freche Mundwerk funktioniert noch.

 Auf einem Sessel sitzend, mit Bluse und Turnschuhen, liest Gaby Köster aus ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" vor. Die Krefelder spenden warmen Applaus.

Auf einem Sessel sitzend, mit Bluse und Turnschuhen, liest Gaby Köster aus ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" vor. Die Krefelder spenden warmen Applaus.

Foto: Thomas Lammertz

Das Gehen fällt ihr sichtlich schwer: Von ihrer Assistentin gestützt kommt Gaby Köster langsam auf die Bühne. Das linke Bein zieht sie nach, der linke Arm ist nach ihrem Schlaganfall im Jahr 2008 noch immer gelähmt. Trotzdem kämpft sich die Kölnerin zurück ins Leben und auf die Bühne. Grund genug für die Zuschauer in der Kulturfabrik, sich schon vor Programm-Beginn von den Sitzplätzen zu erheben und die Komödiantin mit einem warmen Applaus zu empfangen.

Auch wenn der Körper seine Mitarbeit noch ein klein wenig verweigert, Kopf und freches Mundwerk funktionieren bei Gaby Köster wie immer einwandfrei. Nach Krefeld ist die Kölnerin gekommen, um aus ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" vorzulesen. Sie liest Geschichten, die brutal ehrlich sind, einen flapsigen Unterton haben und doch nachdenklich stimmen. Nicht selten bleibt den Zuschauern in der Kulturfabrik das Lachen im Hals stecken. Zum Beispiel dann, wenn Gaby Köster erzählt, wie das mit dem Schlaganfall eigentlich passiert ist und wenn sie davon berichtet, an was sie sich aus der Zeit, in der sie im Koma lag, noch erinnern kann.

"Scheiße, jetzt habe ich mir sehr wehgetan", sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie auf ihrer Gästetoilette umgefallen war. Köster erzählt von ihren Wochen im Koma, den Träumen und von dem ersten Moment, als sie sich wieder im Spiegel sah. "Alles hatte dieser verfluchte Schlaganfall mir genommen. Die Macht über meinen Körper, meine Selbstständigkeit. Meinen Stolz. Mein bisheriges Leben. Und jetzt auch noch meine Würde. Ich sah aus wie ein Freak." Nur das Rauchen haben sie sich nicht abgewöhnt. "Es ist das Einzige, was ich noch alleine kann", erzählt Köster, als ein Fan bei der anschließenden Fragerunde wissen möchte, ob sie nach dem Schlaganfall angefangen habe, bewusster zu leben. Ihre Ernährung habe sie nicht umgestellt, sie isst noch immer gerne Schokolade und andere ungesunde Dinge. "Aber ich genieße meinen Garten, die Sonne, die Blumen. Das ist früher alles im Vorbeilaufen passiert."

18 bis 22 Stunden stand sie in den Zeiten, als sie noch eine der erfolgreichsten deutschen Komikerinnen mit eigener Show bei RTL war, vor der Kamera. Kein Wunder, dass da keine Zeit blieb. "Ich bin manchmal bei den Dreharbeiten für Ritas Welt an der Kasse eingeschlafen." Wie ihr Verhältnis zu RTL heute sei, möchte ein Fan daraufhin wissen. "Welches Verhältnis?", fragt Gaby Köster zurück. Es habe sich sechs Jahre lang niemand von RTL bei ihr gemeldet, bis sie schließlich bei Stern TV wieder für gute Einschaltquoten gesorgt habe.

Gaby Köster ist eben nicht mehr die unbeschwerte Blondine, die sie mal war. Aber eins ist ihr definitiv geblieben: ihr derber Humor. Und ihre Gabe, Dinge so zu beschreiben, dass die Zuschauer zustimmend nicht nur nicken, sondern auch laut "Jawoll" dazwischen rufen oder vor Lachen fast vom Stuhl fallen.

(RP)
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