Guido Cantz "Für Krefeld werde ich Fliege tragen"

Krefeld · 25 Jahre auf der Bühne nennen die meisten Akteure Jubiläum. Guido Cantz feiert sein "Blondiläum". Am Donnerstag, 18. Mai, tritt der Kölner Entertainer, der mit "Verstehen Sie Spaß" eine Millionenpublikum unterhält, in der Kulturfabrik auf.

Herr Cantz, Krefeld ist für Sie eigentlich ein Heimspiel: Sie sind regelmäßig mit Ihren Programmen zu Gast und treten auch im Karneval hier auf. Welche drei Begriffe fallen Ihnen zuerst ein, wenn Sie an Krefeld denken?

Guido Cantz Natürlich das Seidenweberhaus, wo ich meistens auftrete. Die Kulturfabrik ist für mich eine Premiere, und ich freue mich, etwas Neues kennenzulernen. Dann denke ich an Freunde in Gartenstadt, die eine Fahrschule haben und die ich mal wieder besuchen müsste. Und eigentlich steht Krefeld für mich auch immer für Krawatte.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Binder?

Cantz Ich ziehe sie gerne an, aber selten. An Feiertagen, wie zuletzt an Ostern, zu Familienfesten und besonderen Anlässen, finde ich Krawatten schön. Zum Auftritt in Krefeld werde ich Fliege tragen.

Live treten Sie mit abendfüllenden Programmen auf, aber auch im Sitzungskarneval. Gibt es da unterschiedliche Humor-Fallhöhen, anders gefragt: Wo ist für einen Comedian mehr erlaubt?

Cantz Das kann man so nicht sagen. Bei Soloprogrammen kann ich mir mehr Zeit nehmen und ein Thema anders bearbeiten. Wenn ich Lust habe, etwas zu Donald Trump zu sagen, muss nicht jeder Spruch ein Lacher sein. Da kann man auch dem Publikum was zum Nachdenken bieten, ich kann mal ernst sein, mich ans Klavier setzen. Im Karneval ist das Tempo höher, da muss man schnell liefern. Die Erwartungshaltung ist da anders.

Sie sind seit 25 Jahren im Geschäft - eine Zeit mit vielen gesellschaftlichen Veränderungen. Hat sich der Humor in dieser Spanne verändert, ist er ein Seismograph für gesellschaftliche Befindlichkeit?

Cantz Humor ist im Moment sehr gefragt. Und das liegt sicher an der gesellschaftlichen Entwicklung. Es gibt so viele Umbrüche, so viele starke Männer, die an die Macht kommen. Es wird aufgerüstet. Das macht Angst. Das bietet unserer Gilde viel Material, und jeder von uns beobachtet die Entwicklung kritisch. Aber der Wunsch, sich unterhalten zu lassen, ist ur-menschlich: Einfach mal für 2,5 Stunden vergessen, was belastet.

Worüber lachen Sie?

Cantz Über meinen Sohn, über meine Frau, über Alltagssituationen. Im Supermarkt passieren die dollsten Dinge. Ich kann auch über mich selber lachen. Es ist ja so, dass viele Dinge, die ich auf der Bühne erzählt habe, auf einmal auf mich zutreffen - zum Beispiel die körperlichen Erscheinungen, die mit dem Alter kommen. Plötzlich kann ich Kleingeschriebenes nicht mehr so lesen. Ich bin über 40. Daran sehen die Leute, dass ich auf der Bühne über das rede, was ich aufnehme. Ich möchte glaubwürdig sein.

In schnelllebiger Zeit neigen immer mehr Menschen dazu, Jubiläen zu feiern - oft schon nach fünf Jahren. Ist der Begriff "Blondiläum" der Wunsch, sich vom strapazierten Jubiläumsbegriff abzusetzen?

Cantz Ich bediene das Klischee. Seit ich meine Haare 1997 aus privaten Gründen gefärbt habe, bin ich blond - und lebe mit dem Klischee, auf dem die Feuilletons herumgeklopft haben. Für viele Kulturschaffende ist blond immer noch das Synonym für nicht intelligent. Aber Blondiläum wird schon als Jubiläum verstanden. Ich habe eine Mail von einem Mann bekommen, der behauptet, er habe Beweise, dass das mit den 25 Jahren nicht stimme. Ich sei mindestens ein Jahr länger aktiv. Aber ich habe meinen Karrierebeginn da festgelegt, wo ich erstmals vor 1000 Leuten aufgetreten bin.

Ist nach 25 Jahren auch Zeit für einen Rückblick, vielleicht sogar in Wehmut?

Cantz Mit Wehmut auf gar keinen Fall. Ich habe als Student begonnen, um die Kasse zu füllen und dabei Spaß zu haben. Und dann wollte ich sehen, wie lange das funktioniert. Ich habe immer noch Spaß daran, und dass es so gut funktioniert, macht stolz.

Haben Sie sich eigentlich einmal mit "Sorry, ich bin blond" aus einer Situation herausgeredet?

Cantz Im Scherz sicherlich, aber ich kann mich an keine Situation erinnern, wo ich das als Ausrede benutzt hätte. Ich sage lieber: Ich bin blond, aber nicht blöd.

PETRA DIEDERICHS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort