Krefeld Fünf Babys mit RS-Virus in Klinik

Krefeld · Das gefährliche RS-Virus grassiert in Krefeld bei Kleinkindern. Rund ein Prozent aller Babys im Krankenhaus stirbt daran. Das Virus verbreitet sich schnell – auch deshalb, weil die Kinder in den Kitas immer jünger sind.

Ein gefährliches Virus grassiert derzeit bei Säuglingen und in den Krefelder Kindergärten. Das sogenannte "Respiratory-Syncytial-Virus" (RSV) greift die Atemwege von Säuglingen und Kleinkindern unter einem Jahr an und kann – im Extremfall – tödlich enden. Laut städtischem Gesundheitsamt stirbt rund ein Prozent aller Kinder, die mit dem Virus ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das RS-Virus gilt als wesentlich gefährlicher als das Grippe-Virus (Influenza). In der Schweiz sind vor wenigen Tagen 2000 Kinder mit dem Virus ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Tückischer Verlauf

Der Krankheitsverlauf bei den Babys ist tückisch: Es beginnt mit laufender Nase und Fieber, das Sekret wird zäh, darin vermehren sich die Viren, die in die Lungen gelangen. Dort befallen sie besonders die kleinen Bronchien, die sogenannten Bronchiolen. Die Entzündung lässt diese anschwellen, und es kommt zu einer "Bronchiolitis". Ältere Kinder und Erwachsene können dies verkraften, Babys mit engen Atemwegen bekommen weniger Luft, sie strengen sich beim Atmen mehr an und sind erschöpft.

Die Ausbreitung des RS-Virus, das alljährlich zur Winterzeit auftaucht, ist derzeit besonders hoch. Genaue Zahlen hat das Gesundheitsamt nicht: "Die Krankheit ist nicht meldepflichtig", sagt Dr. Hans Peter Wirtz vom städtischen Gesundheitsamt. Die ganz schweren Fälle – derzeit fünf – müssen sogar ins Klinikum. Professor Dr. Tim Niehues, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum, sagt: "Gefährlich ist es, wenn sich auf die Virusinfektion noch eine bakterielle Infektion draufsetzt. Wichtig ist aber zu betonen, dass bei vielen der gestorbenen Kinder Vorerkrankungen vorlagen." Aktuell ist in Krefeld noch kein Kind am RS-Virus gestorben.

Die wachsende Zahl von Babys in Kitas begünstigt die schnelle Ausbreitung der Viruserkrankungen. "Das Virus kann sich auch deshalb so schnell bei Säuglingen vermehren, weil immer mehr Kinder schon unter einem Jahr in die Kita gehen", sagt Dr. Hans Peter Wirtz. Auch Stillgruppen und Krabbelgruppen würden das Ausbreiten begünstigen. "Nicht selten bringen ältere Kita-Kinder das RSV mit und übertragen es auf die Kleinen."

Im Helios-Klinikum liegen die kleinen Patienten deshalb derzeit geschützt vor Kindern mit anderen Erkrankungen – die Ansteckungsgefahr ist zu groß. Die Eltern sind tagelang mit ihren Kindern nur auf dem Zimmer. Der Sauerstoffgehalt im Blut des Babys wird ständig kontrolliert. Für Tim Niehues haben Virenerkrankungen im frühen Kindesalter aber auch einen positiven Effekt: So führten viele Infektionen dazu, dass diese Kinder später weniger Allergien haben.

(RP)
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