Ostermarsch Krefeld Mit dem Fahrrad gegen Atomwaffen

Krefeld · Aktivisten des Krefelder Friedensbündnisses fuhren am Ostermontag für eine atomwaffenfreie Welt durch die Stadt. Diese soll nach ihrem Willen die Bundesregierung auffordern, den Atomwaffenverbotsvertrag zu ratifizieren.

 Zwei Demonstrationsteilnehmer legen sich mitten auf dem Neumarkt auf den Boden und spielen Tote. Ihre Silhouetten sind mit Kreide abgezeichnet. Dieses „die in“ soll zeigen, dass der Tod durch Atomwaffen eine reale Gefahr ist.

Zwei Demonstrationsteilnehmer legen sich mitten auf dem Neumarkt auf den Boden und spielen Tote. Ihre Silhouetten sind mit Kreide abgezeichnet. Dieses „die in“ soll zeigen, dass der Tod durch Atomwaffen eine reale Gefahr ist.

Foto: Schalljo

Die Blicke der Besucher der Gastronomie auf dem Neumarkt schwanken zwischen fragend und ungläubig, als plötzlich gut 50 Fahrradfahrer mit bunten Friedensfahnen an den Rädern und unter lautem und vielstimmigem Klingeln einfahren, von den Rädern steigen und sich in einigen Fällen auf den Boden legen. Dieses „die in“ (von engl. „to die“=sterben) soll dabei demonstrieren, dass der Tod durch Atomwaffen auch heute noch eine reale Möglichkeit auch in Deutschland ist. Die Silhouetten der „Toten“ werden mit Kreide gezeichnet und bleiben als Mahnung auf dem Platz zurück.

„Wenn eine Atombombe auf Krefeld fällt, dann ist der Innenstadtbereich von Ring bis Sprödentalplatz und Helios Klinikum bis Inrath sofort verdampft. In den Randbezirken sind schwere Verbrennungen und Strahlenschäden die Folge“, sagt Demonstrationsteilnehmerin Jessica Querk über das Mikrofon. Manche Passanten bleiben interessiert stehen, andere schauen weg und wollen sich offenkundig mit der Gefahr eines Atomkrieges nicht auseinandersetzen. Dabei, so sagt Querk, sei die Gefahr so real wie seit den 80er Jahren nicht mehr. „Friedensforscher haben kürzlich die Weltuntergangsuhr auf zwei Minuten vor zwölf vorgestellt. Das war seit der Hochzeit des kalten Krieges Anfang/Mitte der 80er nicht mehr so. Aber die Aufkündigung des Abrüstungsabkommens zwischen USA und Russland und die weitere Verbreitung von Atomwaffen steigert die Bedrohung heute wieder. Damals, in den 80ern, gab es in der Friedensbewegung die satirische Aussage: ‚Besuchen Sie Europa, so lange es das noch gibt’. Da sind wir beinahe wieder angekommen“, fährt sie fort.

Der Neumarkt ist eine von vier Stationen des diesjährigen Krefelder Ostermarsches, der zum fünften Mal mit dem Fahrrad ausgetragen wird. Vom Rathaus geht es in mehreren Schleifen zunächst zum ‚Eine Welt Laden’ auf dem Westwall. Dann zum Neumarkt und von dort zu Feuerwache an der Ritterstraße, wo sich die Demonstration auflöst. Einige Teilnehmer fahren noch weiter zu einem Picknick in den Stadtwald und wollen dort Unterschriften sammeln. Diese gehen an Oberbürgermeister Frank Meyer, der sie im Mai dem Rat vorlegen wird. Die Forderung der Aktivisten: Krefeld soll wie elf andere Großstädte Deutschlands die Bundesregierung auffordern, den Atomwaffenverbotsvertrag zu ratifizieren.

„22 Staaten haben dies bereits getan. 70 haben ihn unterschrieben. Wenn 50 Staaten ihn ratifizieren, was wir bis Ende des Jahres zu erreichen hoffen, wird es automatisch zu Völkerrecht“, erklärt Clara Sonneborn zu Beginn der Kundgebung. Die Medizinstudentin aus Düsseldorf ist in vielen Initiativen aktiv. Unter anderen bei IPPNW, einer Initiative von Ärtzen aller Couleur unter anderem gegen Atomwaffen, die 1985 den Friedens-Nobelpreis erhielt.

Krefeld übrigens sei weder auf einen atomaren Störfall, noch auf einen nuklearen Konflikt vorbereitet. „Es gibt in der Stadt keine Schutzeinrichtungen mehr. Die Verantwortlichen verweisen darauf, ein Atomschlag sei Bundes-, ein Störfall, zum Beispiel in Tihange, Landessache“, sagt Mit-Initatorin Ingrid Vogel. Um so wichtiger sei es, dass es zu beidem nicht komme. Darum wollen die Demonstranten weiter machen, um Atomwaffen weltweit zu ächten.

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