Projekt am Elfrather See Fridays for Future macht Front gegen Surfpark

Krefeld · In einem mehrseitigen Positionspapier trägt Fridays for Future Krefeld Klima-Argumente gegen den Surfpark zusammen. Zugleich wird Frust über das ehrenamtliche Engagement deutlich: Der Surfpark würde demnach alle CO2-Sparerfolge wieder auffressen.

Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) hat den geplanten Bau eines Surfparks am Elfrather See als „historisch unsoziale Klimasünde“ gebrandmarkt und ruft den Krefelder Rat dazu auf, das Projekt zu stoppen. Der Surfpark sei das Gegenteil von Klimagerechtigkeit, historischer Verantwortung, Energiewende und  dem städtischen Klimaschutzkonzept, heißt es in einem mehrseitigen Positionspapier.  Politisch interessant daran ist: Das Papier ist von Björna Althoff unterzeichnet, die Sprecherin von FFF Krefeld ist und als Parteilose für die Grünen im Rat sitzt. Ob die Grünen als Fraktion dem Surfpark zustimmen, ist offen. Der Rat kommt am 20. Januar zusammen, um über die Offenlage im Bebauungsplan-Verfahren zu entscheiden. Ein positiver Beschluss gilt als Vorentscheid für den Surfpark. Zurzeit gibt es dafür im Rat keine Mehrheit: Nur die SPD hat sich zu dem Projekt bekannt; CDU und Grüne halten sich zurück. Ohne die Grünen ist die SPD auf die CDU angewiesen, um die 25-Millionen-Euro-Investition passieren zu lassen.

 Plan für den Surfpark am Elfrather See: Das 25-Millionen-Euro-Projekt ist umstritten. Es gibt ein Bürgerbündnis dafür, das Chancen für die Entwicklung Krefelds sieht, und es gibt ein Bündnis von Klimaschützern dagegen.

Plan für den Surfpark am Elfrather See: Das 25-Millionen-Euro-Projekt ist umstritten. Es gibt ein Bürgerbündnis dafür, das Chancen für die Entwicklung Krefelds sieht, und es gibt ein Bündnis von Klimaschützern dagegen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Für FFF hinterlässt der Surfpark einen CO2-Fußabdruck, der alle Erfolge im Klimaschutz wieder auffrisst. Die These, Surfparks seien sogar klimaschützend, weil sie Flugreisen von Surfern verhinderten, weist FFF scharf zurück. „Das stimmt  gar nicht. Kein bestehender Surfpark wie beispielsweise in Bristol konnte nachweisen, dass er Flüge reduziert“; wahrscheinlich nähmen Surfer noch Freunde mit, die vor der Errichtung von Surfparks noch gar nicht gesurft hätten,  erklärt  FFF-Aktivistin Lena Voß.

90 Prozent der Surfer würden mit dem Auto anreisen und  so CO2- Ausstoß verursachen. Viel dramatischer sei die öffentlich einsehbare Energiebilanz. Bei dieser Bilanz seien offensichtlich bewusst riesige CO2-Anteile unterschlagen worden, die sonst bei sämtlichen kommunalen Neubauten berücksichtigt werden: die Emissionen, die bei der Errichtung  entstünden und prozentual sehr viel ausmachten.  Es sei aber Ziel der  Bundesregierung, den Energieverbrauch  dramatisch zu reduzieren. „Weltweit werden auch noch rund zwei Milliarden mehr Menschen erwartet, und mit zehn Milliarden Menschen sollen wir trotzdem zusammen weit weniger Energie verbrauchen, als wir es heute tun“, betont FFF-Sprecherin Althoff. Das Reduktionsziel sei auch im Krefelder Klimaschutzkonzept wiederzufinden. Der Surfpark führe jedoch allein beim Stromverbrauch, der nicht durch eigene erneuerbare Anlagen gedeckt werde, nach Angaben der Investoren zu einem Mehrverbrauch von 2,3 GWh pro Jahr, für die entsprechend  mehr Photovoltaikanlagen und Windräder gebaut werden müssten, als heute notwendig.

Was das für eine enorme Last für die Energiewende sei, werde in Krefeld  viel zu wenig thematisiert, mahnt FFF: Alle Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden produzierten 2019 nur 1,4GWh. Die 2,3 GWh Zusatzbelastung des Surfparks entsprächen dem Verbrauch von 1000 Zwei-Personenhaushalten oder 1000 Elektroautos im Jahr.

Diese Ressourcen würden eingesetzt für ein Hobby, das laut Statista gerade einmal 0,6 Prozent der Deutschen als beliebtestes Hobby angäben (das Ticket pro Stunde im Surfpark Krefeld läge bei 66 Euro). Ohne die Zusicherung der Zahlung von Gewerbesteuer könnten nicht einmal klimafreundliche und soziale Arbeiten der Stadt   besser finanziert werden. „Der Surfpark wäre ein Vorhaben, das nur sehr wenigen zu Nutze kommt, bei hohen Nachteilen in der Energiewende für alle“, bilanzieren Althoff und Voß.  Frustrierend sei, dass alle  durch den lokalen Klimaschutz eingesparten Emissionen  durch den Surfpark  „um ein Vielfaches wieder weggesurft“ werden.

FFF fordert, klimafreundliche Alternativen für das Gelände rund um den Elfrather See zu entwickeln: mit klimafreundlichen Surftrainings wie Halfpipes und Skateboards für Surfer, Balancetrainings mit Holzsurfboards und Rollen, Slacklines und jährliche Events mit Surfsimulatoren oder Krafttrainingsgeräte, die kinetische Energie in Strom umwandelten und mit Photovoltaik überdacht werden.

Mit der Anerkennung der Klimakrise durch das Ausrufen des Klimanotfalls in Krefeld habe FFF erwartet, dass Projekte wie der Surfpark nicht mehr zur Diskussion stünden.

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