Fridays for Future in Krefeld Klimaschützer sind enttäuscht vom Rat - Notstand wird nicht ausgerufen
Krefeld · „Fridays for Future“ hatte den Antrag vorgelegt: Doch die „Resolution zur Ausrufung des Klimanotstandes“ wurde im Hauptausschuss nicht verabschiedet, sondern weiterverwiesen.
Für die Klimaschützer von „Fridays for Future“ war es ein Abend der Enttäuschung: Die Bewegung hatte einen Bürgerantrag für den (dem Rat vorgeschalteten) Hauptausschuss auf den Weg gebracht, doch ihr Antrag wurde nicht verhandelt, sondern in den Umweltausschuss weiterverwiesen, von wo aus er dann in den Rat gelangen soll. Wieder Zeit verloren, die die Welt aus Sicht der Klimaschützer nicht hat: „Es ist ein eiliges Anliegen“, sagte Björna Althoff, Sprecherin von Fridays for Future Krefeld, im RP-Gespräch. Nach drei Monaten Vorlauf ist dieser Zeitverzug aus Sicht Althoffs nicht nötig. Mit der Resolution, die in sechs deutschen Städten (Konstanz, Heidelberg, Kiel, Ludwigslust, Tönisvorst und Herford) unterzeichnet wurde, verpflichten sich die Kommunen zu „griffigen Maßnahmen“, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden.
Die Zeitschiene ist ein Thema, über das die jungen Leute besonders enttäuscht sind. Der Bürgerantrag sei Oberbürgermeister Frank Meyer am 15. März zusammen mit 1400 Unterschriften überreicht worden, berichtet Althoff. Am 29. März sei ein Brief aus dem Rathaus angekommen, in dem die Behandlung des Antrags „in einem der nächsten Ausschüsse“ in Aussicht gestellt worden sei. Am 10. Mai habe es dann im Rathaus ein „konstruktives kommunalpolitisches Klimaschutzgespräch“ gegeben; am 14. Mai sei brieflich die Mitteilung erfolgt, die Resolution werde am 21. Mai im Hauptausschuss behandelt. „Da war kaum noch Zeit, das Gespräch mit den Fraktionen zu suchen und ihnen unseren Antrag zu erläutern“, resümiert Althoff.
Die Fraktionsbesuche kamen dann doch am Montag zustande. Immer noch hatte Althoff die Hoffnung auf prompte Verabschiedung der Resolution. Sie hatte eine Rede für den Hauptausschuss vorbereitet; doch dann kam der Verweis an den Umweltausschuss – damit war ihr Rederecht verwirkt

Das Plakat dokumentiert Berechnungen des in Berlin ansässigen Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Demnach kann die Welt noch 361.886.812.115 Tonnen CO 2 verbrauchen, bis das gefürchtete 1,5-Grad-Celsius-Szenario erreicht ist; heißt: bis das Weltklima um 1,5 Grad wärmer ist. Was ab dieser Grenze passiert, ist unvorstellbar, vermutlich: unvorstellbar katastrophal. Zurzeit stößt die Menschheit 1331 Tonnen CO 2 pro Sekunden aus; davon ausgehend, dauert es noch 8 Jahre,7 Monate, 10 Tage, eine Stunde, 56 Minuten und 51 Sekunden, bis die global so gefährliche 1,5-Grad-Erwärmung erreicht ist.
Foto: Jens VoßDie Enttäuschung ist auch deshalb groß, weil die CO2-Reduzierung nach Überzeugung von Fridays for Future allen Lippenbekenntnissen zum Trotz auch in Krefeld seit Jahrzehnten nicht vorankommt. Die Gruppe hat Zahlen und Unterlagen zusammengetragen, die ein ernüchterndes Bild ergeben: Demnach ist die CO2-Emission in Krefeld in den 90er Jahren angestiegen. 2004 sei in Krefeld ein CO2-Minderungskonzept verabschiedet worden, 2018 ein Masterplan Klimaschutz zwischen Stadt und Kreishandwerkerschaft. In diesem Jahr wurde dann die Ausarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes auf den Weg gebracht. Nur: Welche der Maßnahmen früherer Papiere umgesetzt wurden und welchen Effekt sie auf den CO2-Ausstoß hatten, erschließt sich der Gruppe um Björna Althoff nicht. Eine neue CO2-Bilanz mit harten Zahlen soll nun im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes ermittelt werden. Krefeld schickt sich also jetzt an herauszufinden, über wie viel CO2 man redet und wie viel man reduzieren muss, um die international vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen.