Krefeld Frau Anders will zum Film

Krefeld · Laura Thomas, Schauspielerin des Kresch-Theaters, will mit kleinen Filmen über "Frau Anders" unterhalten, sich aber auch für Filmrollen empfehlen.

 Laura Thomas auf der Bühne des Kresch-Theaters in dem Experimentier-Stück "Testpublikum gesucht.

Laura Thomas auf der Bühne des Kresch-Theaters in dem Experimentier-Stück "Testpublikum gesucht.

Foto: Kresch

Eine junge Frau sitzt auf einer Bank am Aussichtsturm auf dem Hülser Berg und schaut etwas sehnsüchtig nach oben. Ein Mann kommt an und will sie vertreiben, da das "seine Bank" sei. Die junge Frau, Frau Anders, lässt sich davon aber nicht beirren, sondern versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen und ihn zum Lachen zu bringen. Sie bietet ihm ihren Kuchen an und ist erschüttert, dass der Mann "auf Diät" ist. Ein Leben ohne Kuchen? Unvorstellbar für sie. Noch schlimmer aber ist ein Leben ohne Lachen, denn "immer nur brummelig sein, das macht doch keinen Spaß".

Es ist ein kleiner Film, den Laura Thomas und Katja Malinowski erstellt haben. Thomas spielt die Rolle der Frau Anders. Sie ist Schauspielerin und arbeitet derzeit vor allem am Krefelder Kresch-Theater. Herr Pötter, der Griesgram, wird von ihrem Kresch-Kollegen Angelo Enghausen gespielt. Laura Thomas schreibt die Bücher zu den kleinen Filmen, von denen es bislang insgesamt eine Hand voll gibt. Eine neue "Staffel" ist derzeit in Planung.

Zunächst aber gelang es ihr nicht, die Bilder richtig in Szene zu setzen, erzählt sie. Das klappte erst, als sie vor rund eineinhalb Jahren die Berlinerin Malinowski kennenlernte, die derzeit in Krefeld wohnt. Sie ist Fotografin und arbeitete bereits beim Film. "Katja hat ein tolles Auge für Perspektiven und Bilder", sagt Thomas. "Gemeinsam haben wir Frau Anders zum Leben erweckt."

Mittlerweile ist Frau Anders ein Teil von ihnen. Eine Freundin. "Es ist komisch, über sie zu reden. Ich denke, sie müsste dann auch hier sitzen", sagt Malinowski. Dann lacht die 38-Jährige, sieht Thomas an und sagt: "Eigentlich tut sie das ja auch."

Frau Anders ist ein Mensch, der immer den Mitmenschen helfen will, der nur das Gute sieht und wie ein kleines Kind die Welt hinterfragt. Sie liebt Kuchen und ist stets ein bisschen naiv, ohne dabei dumm zu sein. "Frau Anders war immer in mir, und sie wollte raus. Und irgendwann habe ich dann angefangen, sie in Drehbüchern zu verarbeiten", berichtet Thomas.

Die 32-Jährige strebt mit den Filmen keinen Gewinn an. Sie möchte Geschichten erzählen und ein kleines Beispiel an die Welt senden, wie man das Leben auch betrachten kann. Ein kleines bisschen Motivation ist auch ihr Traum von einer Filmrolle. "Ich hoffe schon, dass irgendwann einmal der richtige Mensch die Filme sieht und mir eine Chance gibt", gibt sie unumwunden zu. Am liebsten möchte sie einmal beim "Tatortreiniger" mitspielen.

Frau Anders ist eine faszinierende Figur, die die Welt hinterfragt und das Gute will. Darin ist sie ihrer Schöpferin naturgemäß sehr ähnlich. Doch die Kunstfigur ist keinen Zwängen unterworfen. Sie lebt für Kuchen, für Gespräche mit Menschen und ihren Traum vom Aussichtsturm. Was dahintersteckt, das wird sich im Laufe der Episoden offenbaren, verspricht ihre Schöpferin. Den Kuchen, der in jeder Folge gegessen wird, stellt das Café Liesgen an der Wiedenhofstraße. Hier findet sich eine weitere Überschneidung zwischen der Schauspielerin und ihrer Figur, denn auch Thomas ist - und isst - hier sehr gern.

Zu finden sind die Filme, die jeweils unter zehn Minuten lang sind, auf Youtube und auf Thomas' Facebookseite. Schnell will sie weitere Folgen drehen, denn ihre Freundin und Partnerin beabsichtigt, im Sommer zurück nach Berlin zu gehen. Dann wird es schwieriger. Frau Anders aber soll es weiter geben. Und vielleicht hilft sie ja auch, den Traum von der Filmrolle zu verwirklichen. Den Zuschauer zu berühren, das gelingt ihr jedenfalls sehr gut.

(RP)
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